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Das Geheimnis des gelben Grabes

Das Geheimnis des gelben Grabes

OT: L´etrusco uccide ancora
GIALLO: I, 1972
Regie: Armando Crispino
Darsteller: Alex Cord, Samatha Eggar, John Marley, Carlo de Mejo

STORY:

Ein junger Archäologieprofessor mit Alkohol- und Frauenproblemen und gelegentlichen Blackouts rückt schnell in den Mittelpunkt polizeilicher Ermittlungen, als im Umfeld einer etruskischen Ausgrabungsstätte immer mehr Pärchen einem Knüppel- und Keulen schwingenden Irren zum Opfer fallen...…-

KRITIK:

Der vom deutschen Produzenten Artur Brauner und seinen Marketingstrategen ins Spiel gebrachte Name von Bryan Edgar Wallace entpuppt sich einmal mehr als lancierter Etikettenschwindel, um auch noch die allerletzten Rosinen des damals bereits in den letzten Zügen liegenden Wallace-Hypes einheimsen zu können.

De facto verbirgt sich hinter dem GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES verbirgt sich sowohl in der 95-minütigen (um Handlung gekürzte) deutschen als auch in der um sieben Minuten längeren italienischen Fassung ein mit Genre-Hochkarätern besetztes düster-munteres Murder Mystery all'italiana. Und als solches steht DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES den klassischen Genreformeln sogar näher AUTOPSY, Crispinos anderer Giallo.

Wie so oft im italienischen Thriller dient auch in diesem ein klassisches Musikstück als Klangverbildlichung mörderischer Untaten, sozusagen als Ouvertüre des Unheils. Crispinos Wahl fiel trefflich auf das aggressive und von daher prädestinierte Requiem von Verdi; welches im Übrigen zum Evergreen im abseitigen Film avanciert ist. Davon Gebrauch machten später noch Antonio Bido in seinem Debüt WATCH ME WHEN I KILL (1977) und der japanische Regie-Sensei Kinji Fukasaku beim apokalyptischen Schulausflug BATTLE ROYALE (2000). In DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES werden allerdings nicht die Morde selbst, sondern kurioserweise das Auffinden der Mordopfer pompös mit Verdi zelebriert. Aber auch das hat was.

Wie auch die bereits erwähnte Cast, die neben einem blutjungen Carlo de Mejo (HORROR-SEX IM NACHTEXPRESS) und Samantha Eggar, der künftigen Mutter von Cronenbergs BRUT auch noch Nadja Tiller und einen meiner diesmal vom anderen Ufer grüßenden Lieblingsbösewichter aufbietet; nämlich Horst Frank. Die Tiller wurde in diesem Film durch eheliche Eifersucht derart versehrt, dass unserem Anti-Helden Alex Cord vor Schreck gar der Drink aus der Hand fällt. Apropos Cord: Der interpretiert seinen Professor, als absolviere er gerade die Eignungsprüfung zum Poliziesco-Kommissar. Mit seiner stark ausgeprägten J&B-Obsession und dem doch sehr rüden Umgangston ist er eigentlich mehr hart gesottener Milano-Bulle als promovierter Akademiker. Aber lieber einer mit Guttermouth und lockeren Fäusten als so ein angestaubter, knitteriger Archäologe, sagt ihr? Na, das mein ich doch auch. Für den Unterhaltungswert ist Cord ein absoluter Gewinn.

Denn gerade die cholerischen Charaktere (Neben dem Professor gibt es noch einen verbal randalierenden Dirigenten) sorgen für manch feistes Grinsen und verkürzen die Wartezeit bis zum nächsten Mord -Sorry!- Leichenfund. Mit Verdi. Siehe oben.

Allerdings bleibt - obgleich am Ende die Maske des Killers fällt - ein anderes Rätsel ungelüftet. Nämlich das Geheimnis des deutschen Titels: Denn wo bitte schön ist das im Film vorkommende Grab gelb? Vielleicht in der Ecke, wo dieser erpresserische Wachmann immer hinpinkelt? Nein, es ist nur ein weiterer Fingerzeig auf den Wallace-Fundus, wo es unter anderem ja auch DAS GEHEIMNIS DER GELBEN NARZISSEN gibt?

Ebenfalls nicht hundertprozentig passend, aber doch viel sinniger ist der italienische Originaltitel, in welchem ein Etrusker "wieder mordet". Nun, tatsächlich mordet hier zwar kein reanimierter Ur-Italiener (Wer so etwas sehen will, muss sich an DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES halten!), aber dafür jemand, der sich den etruskischen Todesgott Tuchulcha zum Vorbild nimmt. Und richtig, der hat Pärchen totgeschlagen...

Das Geheimnis des gelben Grabes Bild 1
Das Geheimnis des gelben Grabes Bild 2
Das Geheimnis des gelben Grabes Bild 3
Das Geheimnis des gelben Grabes Bild 4
FAZIT:

Obwohl Bryan Edgar Wallace draufsteht, ist keiner drin. DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES ist viel mehr ein klassischer Giallo, der von einer Mordserie im Dunstkreis eines Etruskergrabes handelt. Tatverdächtiger Numero Uno ist ein cholerischer Alex Cord, der hier wohl einen der unflätigsten Professoren der Genregeschichte mimt. Ansonsten ist DAS GEHEIMNIS DES GELBEN GRABES ein düster-munteres Mörderrätsel, auf dessen Tonspur das finster-brachiale Requiem von Verdi einmal mehr geschickt eingesetzt wird.

WERTUNG: 7 von 10 J&B-Flachmänner
TEXT © Christian Ade
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