Déjà Vu | FILMTIPPS.at 

FILMTIPPS.at - Die Fundgrube für außergewöhnliche Filme

www.filmtipps.at
GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Déjà Vu

Déjà Vu

THRILLER: USA, 2006
Regie: Tony Scott
Darsteller: Denzel Washington, James Caviezel

STORY:

Ein Terroranschlag auf eine Fähre kostet hunderten Menschen das Leben. Vom Täter fehlt zuerst jede Spur - doch dann wird eine verkohlte Frauenleiche aus dem Wasser gefischt, deren Todeszeitpunkt einige Stunden vor der folgenschweren Explosion liegt. Doug Carlin (Denzel Washington) glaubt, dass die Lösung ihres Falls auch den gesamten Anschalg auf die Fähre lösen kann.

KRITIK:

Gewisse Dinge schrecken manchmal ab. Zum Beispiel ein Film, der von Jerry Bruckheimer produziert wird. Oder auch ein Trailer wie der von "Déjà Vu" - erweckt dieser doch mehr den Eindruck dass es sich eben um einen typischen Bruckheimer-Action-Streifen handelt.

Doch genauso wie hinter manch schlechtem Trailer ein guter Film steckt, hat auch Bruckheimer den einen oder anderen wirklich guten Film produziert. Ein Beispiel, wo beides zutrifft, ist - unschwer zu erraten - "Déjà Vu".

Natürlich geben manchmal andere Dinge den Ausschlag, warum man sich einen Film trotz aller Vorwarnungen trotzdem ansieht - in dem Fall war es der Regisseur: Tony Scott, unterschätzer Bruder von Ridley, verantwortlich für so großartige Filme wie "Man On Fire" oder "Crimson Tide". Besonders Kennzeichen von Tony Scott, mittlerweile oft kopiert aber nie erreicht, sind seine Vorliebe für schnelle, verwackelte Schnitte, Splitscreens, Überblendungen - leider durch mittlerweile inflationäre und unpassende Anwendung in Verruf gebracht.

Sogleich ist der Film visuell bestechend und auch aussergewöhnlich gut inszeniert. Bereits die ersten Minuten bis zur Explosion der Fähre sind perfekt eingefangen - Scott lässt hier minutenlang keinen Dialog zustande kommen, versetzt den Zuseher in die Rolle des passiven Beobachters einer harmlos wirkenden Szenerie. Ein Vorbote dessen, was später im Film selbst noch folgen soll.

Ein Fehler, den man nicht machen sollte, wenn man sich den Film ansieht, ist ihn als Action-Blockbuster einzustufen und zu somit per Vorurteil zu unterschätzen. Gerade wenn die Handlung ihre erste Wendung nimmt, könnte man sehr leicht in diese Richtung verfallen.

Als nämlich alle Anhaltspunkte bei der Suche nach dem Täter im Sand verlaufen, zieht das FBI den ATF-Agent Doug Carlin zu einer Sonderermittlung hinzu - eine Sonderermittlung mit einer Zeitmaschine.

Diese wirkt anfangs höchst beeindruckend, kann man doch die Vergangenheit wie in einem Kinofilm betrachten und Ereignisse auf einem Großbildschirm betrachten, die schon über 4 Tage vergangen sind. Man kann sich durch die Vergangenheit zoomen und dabei sogar die Perspektive wechseln.

Doch wie jedes nette Spielzeug hat auch Schneewittchen, so der passende Name für diese Big-Brother-Variante eines Fluxkompensators - seine Tücken: die Vergangenheit verhält sich mehr wie ein Livestream aus dem Internet - man kann weder vor- oder zurückspulen und man kann sich nur an einem Ort gleichzeitig aufhalten. Schwer zu entscheiden, wohin man überhaupt schauen soll, wenn man keinerlei Anhaltspunkte hat. Noch dazu ist der Radius des zu überwachenden Gebietes eingeschränkt - doch dafür gibt es mobile Einheiten, mit denen man sich auch vor Ort über den Zustand weiter entfernter Points of Interest informieren kann - vor genau 4 Tagen und 6 Stunden natürlich.

Diese mobile Einheit ist auch Zentrum der spektakulärsten Szene im gesamten Film: weil der Täter sich mit dem Auto aus dem überwachten Gebiet entfernt, nimmt Doug mit der mobilen Einheit die Verfolgung auf - natürlich ein paar Tage später und mitten im Stadtverkehr. Beeindruckend inszeniert und eine der aussergewöhnlichsten Film-Verfolgungsjagden überhaupt.

Der Film vergisst dabei nicht, zu thematisieren. Ethik steht ebenso im Vordergrund wie die respektvoll in den Film eingebaute, immer noch stark unter den Folgen des Hurrikan Katrina leidende Stadt New Orleans.

Schauspielerisch stechen vor allem Denzel Washington und James Caviezel hervor. Beide tragen die Thematik des Films auf breiten Schultern und verhindern, dass das Gebilde aufgrund der - natürlich - wackeligen SciFi-Logik einzustürzen vermag. Fiktion in an sich trockenen Thriller-Stoff einzuarbeiten ist immer ein Risiko, doch Scott gelingt dies erstaunlich gut.

Am Ende macht es dem überraschend tiefgründigen Film trotzdem etwas zu schaffen, dass er auch Blockbuster sein will - trotzdem lohnt sich der Gang in die Videothek in jedem Fall. Ein interessanter Ansatz mit ansprechender Thematik, brilliante Schauspieler und eine feine Regie sorgen für Kurzweil ohne die grauen Zellen zu unterfordern.

Déjà Vu Bild 1
Déjà Vu Bild 2
Déjà Vu Bild 3
Déjà Vu Bild 4
FAZIT:

Tony Scott und Denzel Washington sind ein Top-Team. Auch wenn dieser Film nicht an ihren herausragenden Film "Man On Fire" heranreicht, ist er doch so ziemlich das Beste, was in diesem Genre 2006 zu sehen war. Eine echte Ãœberraschung und was rein die Regiearbeit betrifft - vermutlich ein kleines Meisterwerk von Tony Scott.

WERTUNG: 7 von 10 zeitreisenden Laserpointern
TEXT © Bernhard König
Dein Kommentar >>
Bernhard | 08.05.2007 11:21
Denzel-Washington-Allergie? Na hoffentlich ist die heilbar! Kannst es ja mal mit Sensibilisierung versuchen, soll zB auch bei Pollen helfen ;-)
Domino habe ich leider noch nicht gesehen, werde ich alsbald nachholen.
>> antworten
Harald | 08.05.2007 08:12
hmm, das klingt ja ganz spannend. Trotzdem fürchte ich, dass meine Denzel Washington-Allergie gnadenlos zuschlagen wird. Als Tony Scotts kleines Meisterwerk würd ich eher Domino bezeichnen, dank der Mitwirkung meines alten Lieblingshaudegen Mickey Rourke
>> antworten