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Demon City Shinjuku

Demon City Shinjuku

OT: Makaitoshi Shinjuku
ANIME/HORROR/ENDZEIT: JAPAN, 1988
Regie: Yoshiaki Kawajiri
Darsteller: -

STORY:

Vor zehn Jahren erschütterte ein gewaltiges Erdbeben Japan und hinterließ nicht nur Tod und Zerstörung, sondern schnitt auch eine Stadt von der Außenwelt komplett ab. Diese Stadt -Shinjuku- wurde vom Dämon Rah übernommen und in ein Reich des Bösen verwandelt. Von hier aus plant Rah, nun auch den Rest der Welt in eine Hölle auf Erden zu verwandeln. Der junge Stabkämpfer Kyoya und die süße Tochter des Präsidenten haben etwas dagegen und betreten die DEMON CITY, um den Dämonen Rah zu stoppen ...

KRITIK:

1993 schrieb und schuf Yoshiaki Kawajiri mit NINJA SCROLL einen zeitlosen Klassiker des gewaltpreisenden Anime, der kürzlich - Es geschehen noch Zeichen und Wunder !- auch im sonst so gestrengen Deutschland von den Verbotslisten genommen und ungeschnitten veröffentlicht wurde.

Doch schon ein paar Jährchen früher - nämlich anno 1988 - hat sich Meister Kawajiri zusammen mit dem Horrorschriftsteller und Drehbuchautoren Hideyuki Kikuchi in der DEMON CITY für seine Glanztat warmgeschossen. DEMON CITY stellt nicht nur ein Frühwerk Kawajiris dar, sondern ist auch der zweite Teil in der nur sehr lose zusammenhängenden CITY-Trilogie, welche von WICKED CITY (1987) und CYBER CITY (1991) komplettiert wird.

Gezeichnet mit der düsteren Endzeitfeder der harten 80er Jahre-Animes gibt es in der DEMON CITY viel Licht, aber genausoviel Schatten und eine im Vergleich zum wenig zimperlichen Vorgänger zudem eine wichtige Änderung. Wurde in der WICKED CITY noch gewaltig auf die Karten Hentai, Sex und Splatter gesetzt, so geht es in der DEMON CITY diesbezüglich ungleich moderater zu. Der Sex wurde bis auf eine entblößte Brust gar ersatzlos gestrichen und gesplattert wird nur noch mit angezogener Handbremse.

Soviel zu den Schatten in der Blutwurstabteilung, kommen wir zu den Schatten in der Charakterzeichnung. Manche mögen ihre Helden vielleicht jugendlich, großmäulig und kampfbegabt. Ich nicht unbedingt. Und schon gar nicht, wenn deren vermeintlich lässigen Sprüche meilenweit an der Coolheitszielscheibe vorbeischießen. Wenn man einer solchen Figur (mit ohnehin bescheidenen Sympathiewerten) dann noch ein wehrloses, haarsträubend unterwürfiges Girlie mit einem fast schon provokanten Zuckerherzchen aus Gold nebendran stellt, wird mir schon fast schlecht.

Und ach ja, durchtriebene Rotzlöffel mag ich auch bloß, wenn sie auf goldenen Rollerblades unterwegs sind. So wenig charismatisch wie unsere guten Hauptfiguren ist leider auch der König von Shinjuku geraten, der Oberbösewicht Rah. Der einzig annährend gelungene Charakter ist der mysteriöse Mephisto, dem man aber leider nur einen Nebenpart zugestanden hat. Dennoch ist dessen Kampf mit einem Krakengirl einer der Highlights des Films.

Die Story an sich ist auch nicht eben die Komplexeste, aber weil diese Stadtführung durch ein von höllischen Mächten übernommenes Ground Zero durch einige morbide und groteske Szenarios führt, ist sie aber auch alles andere als unspannend. Die DEMON CITY ist mit ihren düsteren Schauplätzen und Sehenswürdigkeiten schon eine kleine Augenweide des Bösen. Die kleine, fiese Szene mit der Katze und den Tentakeln, kurz nachdem die arglose Präsidententochter Shinjuku betreten hat, hat darüber hinaus Goldwert, weil sie die bedrohliche Atmosphäre des Orts unterstreicht und uns gut auf das düstere, endzeitliche und höllische Moment einstimmt, auf welches Shinjukus Städteplaner offensichtlich großen Wert gelegt haben.

Hat mich alles ein bißchen an einen Roman erinnert, den ich vor Jahren mal gelesen hatte. In Edward Lees "Inferno" hat nämlich ebenfalls eine Höllenstadt im Mittelpunkt gestanden. Eine, deren Münzen nicht mit den Konterfeis von Präsidenten und Persönlichkeiten geziert waren, sondern mit denen von berüchtigten Serienmörder wie Ted Bundy oder John Wayne Gacy. Die DEMON CITY wirkt ähnlich böse. Eben wie ein Ort, an dem sich die Hölle und die Endzeit die Klauen reichen. Und dort lauern natürlich einige Schrecken, die auch ohne Hentai und Borderline-Splatter für einige schweißtreibende Minuten sorgen.

Der Kampf mit dem Spinnenmonster ist so einer. Die bereits erwähnte Begegnung Mephistos mit einer langbeinigen, vollbusigen und fangarmigen Lady auf einem Billardtisch ein anderer. Die morbide Klimax bringen die gespenstischen Szenen mit den verlorenen Seelen im Park. Aber damit hat die DEMON CITY ihr Pulver schon vor dem Finale verschossen. Das wirkt im Vergleich dann doch ziemlich schwachbrüstig. Ein apokalyptisches Entscheidungsduell muss eigentlich entschieden mehr knallen,als es dieser Zweikampf zwischen Rah und Kyoya am Ende von DEMON CITY tut. Doch besser ein paar Höhepunkte zwischendrin als überhaupt keine.

Demon City Shinjuku Bild 1
Demon City Shinjuku Bild 2
Demon City Shinjuku Bild 3
Demon City Shinjuku Bild 4
Demon City Shinjuku Bild 5
Demon City Shinjuku Bild 6
FAZIT:

Nach dem vor Sex, Gewalt und Mutanten strotzenden WICKED CITY lädt NINJA SCROLL-Schöpfer Kawajiri zur nächsten Städteführung ein. Diesmal besuchen wir die DEMON CITY. Allerdings wurde in Sachen Hentai und Splatter spürbar die Handbremse angezogen, so dass Teil 2 der CITY-Trilogie viel gemäßigter als Teil 1 wirkt. Auch diesmal wächst dem Zuschauer nicht eine der Figuren ans Herz und die Endschlacht ist ebenso wie der schwachbrüstige Synthesizer-Soundtrack eher lahm geraten. Bizarre Ideen, morbide Szenen, Dämonen und Action gibt es aber trotzdem und das Design der DEMON CITY kann mit einer ausgesucht finsteren Atmosphäre punkten.

WERTUNG: 6 von 10 Nummern mit einer Krakenlady auf einem Billardtisch
TEXT © Christian Ade
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