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Der Mann mit der Todeskralle

Der Mann mit der Todeskralle

OT: Enter the Dragon
MARTIAL ARTS: HK, 1973
Regie: Robert Clouse
Darsteller: Bruce Lee, John Saxon, Shi Kiehn, Jim Kelly

STORY:

Der Drogen- und Mädchenhändler Han bittet auf seine Verbrecherinsel zum kampfsportlichen Wettstreit. Der mitunter schon mal tödlich ausgeht, wenn sich die Meister der Kampfkunst aus allen Herren Länder im Duell miteinander messen. Dabei haben die Kämpfer, die Hans Ruf gefolgt sind, die unterschiedlichsten Motive für ihre Teilnahme. John Saxon beispielsweise hat zuhause einige Schulden angehäuft und will entweder seinen Gläubigern entkommen oder sich das Preisgeld erkämpfen. Der farbige Jim Kelly hat zwei rassistische Cops umgehauen und deren Streifenwagen gestohlen. Deshalb buchte er buchstäblich fluchtartig die Überfahrt zu Hans Insel. Wieder andere wie Robert Wall, Peter Archer und allen voran der spätere BLOODSPORT- Oberfiesling Bolo Yeung haben einfach nur Spaß an der Freud am Fressen polieren und Knochen brechen. Den hat sicherlich auch Bruce Lee, doch darüber hinaus noch zwei weitere gute Gründe an Hans privaten Martial Arts- Turnier teilzunehmen. Dienstlich soll er für den internationalen Geheimdienst Hans Verbrechernest ausheben und persönlich will er den Tod seiner Schwester rächen; an dem einst die Handlanger Hans nicht ganz unschuldig waren ...

KRITIK:

DER MANN MIT DER TODESKRALLE ist vielleicht der berühmteste unter den Knochenbrechern in Bruce Lees Filmographie. Man könnte DER MANN MIT DER TODESKRALLE aber auch als filmischen Godfather für Arcade und Konsolenprügelspiele wie TEKKEN, DOA und natürlich STREET FIGHTER bezeichnen und ganz sicher als Blaupause für teils recht spaßige Leinwand- Epigonen (deren Bester wohl der bereits erwähnte BLOODSPORT mit Jean- Claude van Damme ist).

Allerdings ist der Plot dieses Lee-Klassikers ebenso ausgemergelt dünn wie die Storyline eines beliebigen Beat' em up aus eurer Playstationsammlung. Und auch die von Drehbuchautor Allin gerne bemühten Agentenfilm-Anleihen machen die Geschichte kaum komplexer als den Schulaufsatz eines Siebtklässlers zum Thema "Ein Wochenende mit Bruce Lee beim Kampfsportturnier von Fu Manchu" inklusive ein paar Themaverfehlungen wegen eines am Vorabend gesehenen James Bond-Films.

Eine deutsche Proletensynchronisation raubt dem MANN MIT DER TODESKRALLE folgerichtig auch noch den letzten Anspruch, sorgt aber bisweilen für Schmunzeln im Publikum.

Sicherlich werden spätestens jetzt die ersten Bruce Lee-Jünger ihre Fäuste ballen und sich angesichts der vorstehenden, sich ohne die Denkmalschutzbrille aber aufdrängenden Blasphemien bereits überlegen, ob sie den Verfasser dieser Zeilen mit Karate, Kung Fu oder passend mit Lees selbst entwickelten Kampfstil Jeet Kune Do über den Jordan schicken sollen.

Doch ich bitte noch um ein letztes Gehör: Tatsache ist, dass DER MANN MIT DER TODESKRALLE keine große Geschichte erzählt. Tatsache ist, dass man auf Figurenzeichnung nur unwesentlich mehr Wert legt als dies üblicherweise in einem Clip auf youporn getan wird. Tatsache ist aber auch, dass der Plot zwar simpel gestrickt ist, aber ein Dauerfeuer an Action bietet. Des Weiteren ist er auch bei nicht überragender Intelligenz bisweilen cool wie Oskar. Und last but not least sind die vom Champion selbst choreographierten Kämpfe über jeden Zweifel erhaben.

Bruce Lee, da gibt es kein Wenn und kein Aber, ist wohl der größte Kampfkünstler des 20. Jahrhunderts gewesen. Ein Virtuose der Martial Arts - unglaublich durchtrainiert, unglaublich gewandt, unglaublich schnell, unglaublich kräftig, unglaublich innovativ in seinen Techniken und knallhart bei der Sache. Das musste selbst (genau der) Jackie Chan, in diesem Werk noch namenloses Faustfutter, am eigenen Leib erfahren, als Lee ihn versehentlich mit einem Schlagstock erwischt hat.

Als nette Entschuldigungsgeste hat Lee Chan daraufhin eine Rolle in seinem nächsten Film versprochen, aber leider sorgten ein Hirnödem sowie ein viel zu frühzeitiger Tod im Alter von 32 Jahren dafür, dass Lee sein Versprechen nicht mehr einlösen konnte. Kurz nach den Dreharbeiten verstarb die Kampfsportlegende plötzlich. Die Premiere seines letzten Films hat er nicht einmal mehr erlebt.

Doch für Fans ist DER MANN MIT DER TODESKRALLE nicht nur deswegen unverzichtbar, weil der Film tragischerweise Lees Vermächtniswerk darstellt. Sondern weil er seinem Banner "Martial Arts" vollauf gerecht wird. Wenn Lee seine Todesfäuste sprechen und dabei seine unnachahmlichen Kampfschreie verlauten lässt, dann rückt angesichts knackender Knochen und Akkord- Knockouts völlig in den Hintergrund, dass der Film alles andere als perfekt ist und über weite Strecken viel mehr nach B-Movie denn nach Masterpiece aussieht. Denn Lees Kung Fu ist zeitlos. Es fasziniert auch heute noch diese chinesische Kampfmaschine in Action zu erleben, denn das ist Martial Arts in Vollendung.

Und auch seine Mitstreiter machen, wenn auch nicht unbedingt schauspielerisch, dann aber doch im Ring eine gute Figur. Allen voran der schwarze Karateka, Afroträger und spätere Blaxploitation-Star Jim Kelly. Und ja, selbst der aus zahlreichen Nischenfavoriten von BLACK CHRISTMAS über ASPHALT-KANNIBALEN bishin zu TENEBRAE bekannte John Saxon hat irgendwann einmal in seiner Jugend den schwarzen Gürtel erworben. Und gibt hier ein paar Kostproben seines Könnens. Unter anderem in einem Duell auf Leben und Tod mit dem Vorzeige-Backbreaker Bolo Yeung.

Apropos Duell. Unvergesslich, die Agonie nach einem solchen in einer von rauchenden und kichernden Prostituierten bevölkerten Opiumhölle inklusive psychedelische Grooves aus der Komposition Lalo Schiffrins, der bekanntermaßen auch die besten DIRTY HARRY-Filme musikalisch untermalt hat. Eine ganz besondere Delikatesse von einem Zweikampf gibt es ganz zum Schluss. Die finale Konfrontation zwischen Bruce Lee und dem Titel gebenden MANN MIT DER TODESKRALLE. In einem Spiegelirrgarten. Klimax!

Denkwürdige Sequenzen wie diese verzeihen dann auch die vertane Chance, Hans schöne Wurfnadel-Leibgarde stärker in Szene zu setzen und lassen den Filmtipps-Punkterichter von der 7 (für unterhaltsames, virtuos gestaltetes, aber simpel gestricktes Gekloppe mit einer Synchronisation, die dazu neigt in den Tonfall italienischer Prügelschoten zu verfallen) zur 8 (für den kurzweiligen, in den Kampfszenen hammerhart und virtuos choreographierten letzten Auftritt einer viel zu früh verstorbenen Martial Arts-Legende, der trotz inhaltlicher Schlichtheit einige große Momente hervorbringt) hüpfen. Mit einem Kampfschrei, versteht sich.

Der Mann mit der Todeskralle Bild 1
Der Mann mit der Todeskralle Bild 2
Der Mann mit der Todeskralle Bild 3
Der Mann mit der Todeskralle Bild 4
Der Mann mit der Todeskralle Bild 5
Der Mann mit der Todeskralle Bild 6
Der Mann mit der Todeskralle Bild 7
FAZIT:

Der letzte Kampf einer Legende ...- Leider war es Bruce Lee nicht mehr vergönnt, die Premiere des von ihm mitproduzierten und mit seinen Kampfchoreographien ausgestatteten ENTER THE DRAGON (aka DER MANN MIT DER TODESKRALLE) zu erleben. Er starb kurz nach den Dreharbeiten überraschend im Alter von nur 32 Jahren. Doch von seinen Bewunderern wird Lees filmisches Vermächtnis freilich auch heute noch kultisch verehrt und nicht wenige zählen diesen Film hier zu den allerbesten Werken der Martial Arts-Ikone. Objektivere Betrachter werden hier vielleicht nur ein simpel gestricktes, anspruchslos auf seine überragende Kampfszenen hingebürstetes B-Movie sehen; dass aber seine Momente hat. Denn immer wenn der "kleine Drachen" seine Todesfäuste sprechen ließ, hat das Martial Arts in höchster Vollendung bedeutet. Sein letzter Film bildet da keine Ausnahme. Der traurige, aber würdige Abschied vom vielleicht legendärsten Kampfkünstler, den eine Kinoleinwand im 20. Jahrhundert beherbergen durfte.

WERTUNG: 8 von 10 fiesen Handprothesen
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
thomas | 14.07.2011 17:34
Leider bin ich mit Lee nie ganz warm geworden zu aufgeblasen zu überheblich schien mir sein Auftreten immer.Da finde ich Donnie Yen in Ip Man schon viel besser auch von den Kampf Choreografien.Der Kampf am Anfang mit Sammo Hung wirkt eher lächerlich und Saxon kam mir auch eher deplaziert vor aber man wollte ja die Amis nicht ganz vergraulen.Damals dürfte man mit schwarzen Gürteln austeilen schnell gewesen sein ,Saxons Skills wirken eher wie 10 Bezirk Wirtshaus Boscha.
Chris | 18.07.2011 19:54
"Saxons Skills wirken eher wie 10 Bezirk Wirtshaus Boscha."

Das muss ich mir merken! : ))
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