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Der unsichtbare Dritte

Der unsichtbare Dritte

OT: North by Northwest
THRILLER: USA, 1959
Regie: Alfred Hitchcock
Darsteller: Cary Grant, Eva Marie Saint, James Mason, Jessie Royce Landis

STORY:

Der Werbefachmann Roger Thornhill (Cary Grant) wird von dem feindlichen Agenten Philipp Vandamm (James Mason) für den mysteriösen CIA-Agenten George Kaplan gehalten und deshalb entführt, um geheime Informationen zu erpressen. Nur mit Mühe kann Thornhill lebend entkommen. Eine Jagt quer durch die Vereinigten Staaten beginnt...

KRITIK:

Alfred Hitchcocks Film DER UNSICHTBARE DRITTE (1959) entstand während einer Schaffensperiode des Regisseurs, in welcher sich ein Meisterwerk an das nächste reihte. So entstand nur ein Jahr zuvor der Überklassiker VERTIGO und bereits ein Jahr später folgte bereits der bahnbrechende PSYCHO. Welcher Film unter solch einer Ansammlung an Klassikern nun der allerwichtigste ist, ist zu einem guten Teil sicherlich eine Sache des persönlichen Geschmacks. Der "Master of Suspense" selbst war jedenfalls der Ansicht, dass NORTH BY NORTHWEST sein wichtigster amerikanischer Film überhaupt sei.

Ich persönlich kann diese Einschätzung nicht ganz teilen und schwanke innerlich noch zwischen VERTIGO (1958) und DAS FENSTER ZUM HOF (1954). Aber wie gesagt: Dies ist sicherlich mehr meinem eigenen Geschmack als einem tatsächlichen qualitativen Urteil geschuldet. Und auch, wenn DER UNSICHTBARE DRITTE für mich nicht den absoluten Höhepunkt im filmischen Schaffen des Meisters darstellt, so hat dieser Film doch eine ganz eigene Qualität, welche ihn deutlich von anderen Werken des Regisseurs - und natürlich noch bei weitem mehr von dem Schaffen anderer amerikanischer Regisseure aus dieser Zeit - absetzt.

Das wirklich Besondere an diesem Film ist für mich die sehr lockere Verknüpfung von spektakulären Einzelszenen zu einem großen Spektakel in Verbindung mit einer an reinen Surrealismus grenzenden Absurdität. Bereits die Grundidee von NORTH BY NORTHWEST - die Verwechslung mit einem - ACHTUNG SPOILER: nicht existenten - SPOILERENDE - Geheimagenten scheint mehr in einen der späteren Filme Luis Buñuels, als in einen amerikanischen Mainstreamfilm der späten 50er-Jahre zu passen. Und diese Absurdität durchzieht sowohl den Großteil der Dialoge, als auch ganze Szenen in ihrer Gesamtheit bzw. in ihren Details.

Über die berühmte Szene, wo Cary Grant von einem Flugzeug über eine einsame Ebene gejagt wird, wurde ja bereits viel geschrieben. Dies ist ein Beispiel für eine Szene, welche bereits in ihrer Gesamtheit vollkommen surreal anmutet. Aber auch der große Höhepunkt, - SPOILERANFANG: Die Verfolgungsjagt über die Präsidentenköpfe des Mount Rushmore - SPOILERENDE - ist zwar bereits in ihrer Grundidee bizarr, doch vergleichbare Szenen kennen wir inzwischen aus fast jedem James Bond-Film. Aber man achte nur mal darauf, dass Eve Kendall (Eva Marie Saint) auch unter größter Lebensgefahr und bei einem absolut halbsbrecherischsten Abstieg nicht auf ihre Handtasche verzichten mag!

Hinzu kommen noch zahllose nur sehr dürftig getarnte sexuelle Anspielungen, wie die finale Fahrt der Bahn in einen Tunnel..., und ein Cary Grant, welcher auch seine persönliche Situation selbst in höchster Not nur selten wirklich ernst zu nehmen scheint. Vielleicht musste er da auch gar nicht so viel spielen, war dem Schauspieler nach eigener Aussage doch über weite Strecken des Drehs nicht so wirklich klar, worum es in diesem Film eigentlich ging. So schafft gerade die durch ihn gespielte Figur die richtige Lockerheit, damit auch der Zuschauer sich keine großen Gedanken darüber machen muss, weshalb hier einfach verschiedene spektakuläre Einzelszenen relativ zusammenhanglos aneinandergereiht sind. So wird NORTH BY NORTHWEST zu einem frühen Vorläufer solcher Eventkinofilme, wie z.B. HANNA und ist zugleich bereits deren Parodie...

Der unsichtbare Dritte Bild 1
Der unsichtbare Dritte Bild 2
Der unsichtbare Dritte Bild 3
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Der unsichtbare Dritte Bild 5
Der unsichtbare Dritte Bild 6
Der unsichtbare Dritte Bild 7
FAZIT:

In DER UNSICHTBARE DRITTE verbindet Alfred Hitchcock, der Meister des Suspense und der Romanze, eine an den Surrealismus grenzende Absurdität mit jeder Menge an spektakulären Orten ablaufender Action zu einem sehr sympathischen frühen Beispiel des heute allgegenwärtigen Eventkinos.

WERTUNG: 9 von 10 unflätige Bemerkungen während einer wichtigen Kunstauktion
TEXT © Gregor Torinus
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Dein Kommentar >>
Marcel | 28.05.2012 06:18
Du bist mir zuvorgekommen. Ich bin gerade auf den Spuren
meines Lieblingfilms. Es gruesst also vom Mt. Rushmore die
kommende, 2. Review zu Hitchs Zusammenfassung seines bis
dahin entstandenem Oevre. Erst danach war der Weg frei für
Psycho.
Gregor | 28.05.2012 14:13
Ich bin sehr gespannt! Ich finde es gar nicht von Nachteil, wenn bei uns auch mal Filme mehrfach besprochen werden. Außerdem bin ich in diesem Fall sicherlich auch nicht der Allerkompetenteste.
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