OT: West Beyrouth
DRAMA: LIBANON /F/NOR/, 1998
Regie: Ziad Doueiri
Darsteller: Rami Doueiri, Mohammed Chamas, Rola Al Amin
1975 bricht in Libanon der Bürgerkrieg aus, der unter anderem die Stadt Beirut in eine christliche und muslimische Hälfte teilt. Mitten in diesem Gewirr wachsen die beiden Freunde Tarek und Omar auf und versuchen zwischen aufflackernder Sexualität, Filmleidenschaft, Rock n' Roll und verzweifelten Eltern ein normales Leben zu führen, während die Bomben einschlagen und der lokale Islam sich anschickt etwas repressiver zu werden.
KRITIK:Regisseur Ziad Doueiri war zwölf Jahre alt, als in seiner Heimatstadt Beirut der Bürgerkrieg ausbrach und eine Spaltung verursachte, die noch heute zu spüren ist. Wenn man in Beirut mit dem Taxi herumfährt, erklärt einem der Fahrer alle zwei Minuten, dass man nun in einem anderen Viertel ist, das von einer jeweils anderen Religionsgruppe bewohnt wird. So tummeln und tummelten sich alle Arten von Christen, Muslimen, Drusen und bis zum Bürgerkrieg auch Juden in den hektischen Straßen des Paris des Nahen Ostens.
Doueiri, der seine Heimat 1983 verließ und es mittlerweile zum anerkannten Kameraassistenten in Hollywood gebracht hat, der sogar schon einige Male mit Quentin Tarantino zusammenarbeitete, erzählt seine eigene Geschichte, dokumentiert die unbeugsame Kraft jugendlichen Entdeckergeistes und schafft es so, ein äußerst ausgewogenes Bild der Zeit und der Menschen zu schaffen, in dem sich Humor und Grauen gekonnt abwechseln, aber auf beiden Seiten niemals so extrem werden um der Ernsthaftigkeit oder dem Unterhaltungsanspruch des Filmes zu schaden.
Doueiri selbst meinte, er war in den ersten Jahren des Krieges trotz der Furcht, die er bei seinen Eltern fühlte, unfähig diese ebenfalls zu spüren. Es mag schrecklich klingen, aber Kinder und Jugendliche scheinen sich mit so ziemlich allem arrangieren zu können, solange ihre Eltern ihnen einigermaßen die Illusion von Stabilität bieten können.
Und diese Kinder- hallo europäisches Publikum!- sind genauso wie wir (es waren). Sie rauchen Zigaretten, spechteln großbusigen Frauen hinterher, diskutieren über Film und Indierock, während sie in einer zugegebermaßen schrecklichen Umgebung aufwachsen.
Der Film ist dadurch natürlich schon alleine deswegen sehr spannend, weil wir abgesehen vom Verhalten Bilder zu sehen bekommen, die nicht alltäglich sind, aber dennoch beruhigen sollten. Menschen aus islamischen Ländern sind letztendlich auch nur Menschen, und ich weigere mich zu glauben, dass die transportierten Inhalte mehr oder anders beschönigt werden als wir es hier in Europa oder den USA tun. Mitreißender und lustiger kann einem ein wenig Aufklärung nicht gemacht werden. Und sollte es eigentlich auch gar nicht.
Leichtfüßig-poetischer Film über schwierige Themen aus einer scheinbar exotischen Welt für solche, die ein bisschen Neugierde für Das Jenseits des Tellerrandes mitbringen. Aber Vorsicht: Der Kulturschock dürfte wesentlich harmloser ausfallen als zuvor vermutet...