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Die Stunde der grausamen Leichen

Die Stunde der grausamen Leichen

OT: El Jorobado de la Morgue
HORROR: E, 1973
Regie: Javier Aguierre
Darsteller: Paul Naschy, Rosanna Yanni, Víctor Alcázar

STORY:

Der Bucklige Gotho, der in einer Leichenhalle arbeitet, ist das Gespött der Leute. Die todkranke Ilsa zählt zu den wenigen Menschen, die dem verkrüppelten Mann mit dem Verstand eines Kindes Sympathien entgegenbringen. Als Ilsa stirbt und Pfleger ihren Schmuck stehlen wollen, wird Gotho zum Mörder. Er stiehlt den Leichnam seiner Angebeteten und flieht in die weitreichenden Gewölbe einer Klosterruine. Als Professor Orla, ein skrupelloser Wissenschaftler, der verbotenen Experimenten nachgeht, Gotho verspricht, dessen geliebte Ilsa wieder ins Leben zurückzuholen, schließen die beiden einen Pakt, der vielen Menschen das Leben kosten wird…

KRITIK:

FRANKENSTEIN trifft den GLÖCKNER VON NOTRE DAME in einem klassisch angehauchten Splattermovie. So könnte man diese hochatmosphärische Horrorperle aus Spanien, deren Geschichte aber in Deutschland spielt, in einem Satz beschreiben.

Aber natürlich verdient dieser Film mehr als nur ein paar wenige Worte, ist er doch eines der großartigsten Werke, die das spanische Horrorkino in den Siebzigern hervorgebracht hat und der auch heute noch genügend Qualität und Schauwerte besitzt, um ein Publikum, dass dem klassischen Horrorfilm auch nur ein bißchen Affinität entgegenbringt, restlos zu begeistern.

Nicht als Alaric de Marnac in der BLUTMESSE FÜR DEN TEUFEL und auch nicht als tragische Werwolfsfigur in den zahlreichen Waldemar Daninsky-Filmen hat die lebende Legende des spanischen Horrorkinos Paul Naschy seine größten Momente gehabt; Nein - sie fanden in der STUNDE DER GRAUSAMEN LEICHEN statt, wo er als der liebeskranke und herzensgute, doch mörderische Gotho zu sehen ist. Naschy, der übrigens für das Skript mitverantwortlich war, liefert eine tolle Show ab und wird dabei tatkräftig von B-Movie-Hero(in)en wie Vic Winner, Maria Perschy und Alberto Dalbes unterstützt.

Klar, wenn ein Film mit einem Wettsaufen und einer Leichenzerstücklung beginnt, hat ein Film bei einem sonderbaren Geist wie mir schon gewonnen. Doch auch die Herzen all der anderen Liebhaber klassischer Schauerstücke sollte DIE STUNDE DER GRAUSAMEN LEICHEN mit seinen stimmigen, von Bernaolas wunderbarer Musik untermalten Bildern im Sturm erobern.

Der Film transportiert feinste Gruselstimmung einerseits und schreckt andererseits nicht vor äußerst makabren und (für die damalige Zeit) exzessiv blutigen Szenarien zurück. Unglaublich, dass man in nur 79 Minuten soviele Leichen zerstückeln, Frauen rauben, Säurebäder nehmen und Mutationen erschaffen kann.

Und vor allem soviel Gefühle einbringen kann. Klar, die Liebe des Buckligen zur schönen Todgeweihten ist ein ausgelutschtes Klischee und wird im Film mit Blümchen und kitschigen Worten auch noch regelrecht zelebriert. Doch ist gerade das Bittersüße dieses kleinen Außenseiter - und Liebesdrama das Sahnehäubchen auf den schaurigen Gewölbekammern, brennenden Ratten, auf den geheimen Experimenten und dem vielen Gehackten.

Die Stunde der grausamen Leichen Bild 1
Die Stunde der grausamen Leichen Bild 2
Die Stunde der grausamen Leichen Bild 3
Die Stunde der grausamen Leichen Bild 4
FAZIT:

Der (verstorbenen) Liebsten werden Blumen und dem wahnsinnigen Professor Leichenteile und junge Frauen zum Experimentieren gebracht - DIE STUNDE DER GRAUSAMEN LEICHEN ist eine wahre Sternstunde des spanischen Horrorkinos der Siebziger und ein Freudenfest für all diejenigen, die auch im 21. Jahrhundert reife Genrejahrgänge zu würdigen wissen.

WERTUNG: 9 von 10 flambierten Ratten
TEXT © Christian Ade
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