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Die Teuflischen

Die Teuflischen

OT: Les Diaboliques
PSYCHOTHRILLER: FRANKREICH, 1955
Regie: Henri-Georges Clouzot
Darsteller: Simone Signoret, Véra Clouzot, Paul Meurisse, Charles Vanel

STORY:

Die herzkranke Ehefrau und die Geliebte eines sadistischen Schuldirektors tun sich zusammen, um den tyrannischen Kerl ein für alle Mal loszuwerden. Des Drecksacks Whisky großzügig mit Schlafmittel gestreckt und ihm noch ein finales Bad eingelassen und der perfekte Mord scheint begangen zu sein. Doch dann verschwindet die Leiche und für die beiden Frauen beginnt ein Alptraum ...

KRITIK:

H.-G. Clouzot wurde ja gerne als der "französische Hitchcock" bezeichnet. Ein Spitzname, der durchaus als großes Kompliment verstanden sein will und den sich der französische Filmemacher auch redlich verdient hat. Insbesondere mit seinem 1955er Thriller DIE TEUFLISCHEN, eine Verfilmung des Romans "Celle qui n'était plus".

Die Verwertungsrechte hat er übrigens keinem Geringeren als dem leibhaftigen Hitchcock vor der Nase weggeschnappt und daraus einen Film gemacht, den wohl selbst der Master of Suspense nicht besser hinbekommen hätte.

DIE TEUFLISCHEN ist nicht nur der große Klassiker des französischen Psychothrillers, sondern tatsächlich so gut, dass man ihn durchaus mit Hitchcocks besten Thriller in einem Atemzug nennen kann, ohne Angst haben zu müssen, dafür wegen Anmaßung gesteinigt zu werden.

Ein Mordkomplott. Eine verschwundene Leiche. Mysteriöse, am Verstand zerrende Begebenheiten. Die Zeit nach dem "perfekten" Verbrechen wird für unsere beiden Verschwörerinnen schon sehr bald äußerst unbehaglich. Das ist klassischer Thrillerstoff, wie man ihn schon in den frühen 40ern gewoben hat. Doch Clouzot streicht die melodramatischen Elemente, die den alten Vorbildern bisweilen noch anhafteten, und ersetzt sie durch Eiseskälte.

Unbarmherzig gehen DIE TEUFLISCHEN ihren Weg bis zum bitterbösen Schlusstwist und zwischendurch gibt es einige voll ins Schwarze treffende Suspensemomente, die deutlich machen, warum Hitchcock etwas nervös wurde; angesichts dieses Franzosen, der sich doch tatsächlich anschickte, am Thriller-Thron zu rütteln.

Nehmen wir zum Beispiel diese Szenen um und in dem mit brackigem Schmutzwasser gefüllten Schulschwimmbecken. Die sind meisterlich komponiertes Spannungskino und doch erst der Auftakt zu einer Reihe beunruhigender bis gespenstischer Ereignisse. Infolge derer werden die Schlingen um unsere beiden konspirativen Hauptprotagonistinnen stetig enger gezogen. Gewissensbisse. Das Rätsel um die verschwundene Leiche. Ein allzu neugieriger pensionierter Polizist. Das labile Nervenkostüm der ohnehin kränklichen Ehefrau bekommt im Laufe der Handlung immer mehr Risse und ihre abgebrühtere Komplizin (eiskalt gespielt von der blonden in Wiesbaden geborenen Simone Signoret) hat alle Hände voll zu tun, damit die Dinge nicht völlig aus dem Ruder laufen.

Doch da wir unseren Clouzot kennen, dürfen wir davon ausgehen, dass am Ende eine düstere Pointe wartet. Die gab es leider auch im wahren Leben. Clouzots brasilianische Ehefrau Véra Clouzot, die wir hier in einer Hauptrolle sehen, sollte im Jahr 1960, nur fünf Jahre nach diesem Film, völlig überraschend einen Herztod erleiden. Eine grausame Ironie des Schicksals, wenn man die Parallele zu ihrem Part als herzkranke Christine in DIE TEUFLISCHEN bedenkt.

Paul Meurisse spielt den sadistischen, Ohrfeigen verteilenden Ehemann allerdings so perfekt, dass man seiner Figur den Ewigen Tauchgang im Swimmingpool eigentlich von Herzen gönnt.

Doch im klassischen Psychothriller - wir wissen es - bleiben selbst Tote nicht so einfach auf dem Grund liegen. Nein, sie verschwinden gerne von der Bildfläche und kehren als Schatten zurück. Was wiederum DIE TEUFLISCHEN zu einer frühen Referenz jener Mystery-Thriller macht, die in den 60ern so beliebt wurden - siehe HUSH...HUSH, SWEET CHARLOTTE, EIN TOTER SPIELT KLAVIER oder SATANISCHE SPIELE. Bei den letzteren gibt es übrigens ein Wiedersehen mit Simone Signoret.

Trotzdem: Derer Erster bleibt DIE TEUFLISCHEN, weil großartig gespielt, schön düster, herrlich böse und richtig fesselnd.

Die Teuflischen Bild 1
Die Teuflischen Bild 2
Die Teuflischen Bild 3
Die Teuflischen Bild 4
Die Teuflischen Bild 5
Die Teuflischen Bild 6
Die Teuflischen Bild 7
Die Teuflischen Bild 8
FAZIT:Wer sich schon immer gefragt hat, warum man Henri-Georges Clouzot den "französischen Hitchcock" nennt, bekommt hier die Antwort.
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TEXT © Christian Ade
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