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Die Zeit, die bleibt

Die Zeit, die bleibt

OT: Le Temps qui reste
DRAMA: F, 2005
Regie: François Ozon
Darsteller: Melvil Poupaud, Jeanne Moreau, Valeria Bruni Tedeschi, Christian Sengewald

STORY:

Wie soll ein Mensch mit seinem Tod umgehen? Gibt es auf diese Frage eine allseits richtige Antwort? Le temps qui reste begleitet den Fotografen Romain in den letzten Monaten seines Lebens beim Verarbeiten der Nachricht über seinen baldigen Tod und Abschiednehmen.

KRITIK:

Die Zeit, die bleibt Es ist nach dem 2000 erschienenen Sous le sable (Unter dem Sand) der zweite Teil von François Ozons "Trilogie über die Trauer". Romains letzte Tage werden im Vergleich zu Sarah Polley’s ähnlicher Situation in "My life without me" weniger melodramatisch abgehandelt. Er ist ein introvertierter Mensch, ein ganz und gar untypischer Protagonist, dessen Dasein durch seine größtenteils unkonventionellen Charakterzüge problemlos genügend Bezugspunkte schafft, um Authentizität und Anteilnahme zu provozieren.

Die Zeit, die bleibt Ozon dringt wie mit einem Seziermesser in seine Intimität ein und liefert eine ausgefeilte psychologische Charakterstudie eines sterbenden Menschen. Seine familiären Konflikte sind nicht nur auf seine situationsspezifische innere Zerrissenheit zurückzuführen, sondern auch auf eine unterschwellige Arroganz. Schließlich dringen aber immer wieder gute Absichten seinerseits durch. Die Konfrontation mit seinen teilweise rational nicht mehr nachvollziehbaren Handlungen erfährt sein Lebensgefährte Sasha (Christian Sengewald) durch den plötzlichen Bruch der Beziehung. Romain weiß nicht was er in seinem Zustand braucht und auf welche Weise er seine letzten Wochen verbringen soll. Er versucht schließlich einen Friedensschluss mit den von seinem bisherigen Verhalten betroffenen Menschen.

Die Zeit, die bleibt In mehrfacher Hinsicht unterstreicht Ozon wieder einmal die Liberalität der Franzosen: Romains verständnisvolle Familie, seine trotz Ihres hohen Alters offene Großmutter (grandios: Jeanne Moreau) und der sexuelle Kontakt (sowohl die homosexuelle Beziehung zu seinem Freund, als auch das größere Amüsement einer Menage-à-trois)

In manchen Szenen wirkt Romains Figur ein wenig zu klischeehaft und kitschig, besonders einprägsam in einer Rückblende in seine Kindheit. Abgesehen davon liefert Ozon ein eindringliches, gewissenhaftes Porträt eines Sterbenden und zeigt wieder einmal, dass die vielleicht einzig wahre Methode richtig aus dem Leben zu scheiden in der Auseinandersetzung mit sich selbst liegt.

FAZIT:

Siehe letzter Absatz...

WERTUNG: 8/10
Gastreview von Matthias
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