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Die letzten Glühwürmchen

Die letzten Glühwürmchen

OT: Hotaru No Haka / Grave of the Fireflies
ANIME: J, 1998
Regie: Isao Takahata
Darsteller: -

STORY:

Eine Geschichte von zwei Kindern im KriegÂ…

KRITIK:

Es gibt sie. Filme, die einen selbst als ZuseherIn verändern und einen anderen Menschen aus einem machen. Und es gibt manche Filme, die einem das cineastische Weltbild verändern: Vor den letzten Glühwürmchen verabscheute ich Animes (=japanische Zeichentrickfilme), da sie für mich meinst nur niveaulose Kinder- und Freak-Unterhaltung waren. Mit japanischem Film fing ich ebenso wenig an. Und Kriegsfilme mag ich bis heute nicht. Wie falsch man doch liegen kann!

Der Film transportiert ein Meer von Gefühlen - abseits dessen was man je für möglich gehalten hat, obwohl - oder vielleicht gerade weil - es sich um einen Zeichentrickfilm handelt. Das ganze aber auf einem Niveau, welches mit sterbenden Bambies, Mufasas und Einhörnern nichts - aber auch gar nichts - mehr zu tun hat. Eigentlich ist bereits der Vergleich lästerlich. Diesen Film kann man getrost all jenen zeigen, die sonst Animes hassen. Sie werden eines besseren belehrt werden und sehen, dass es sehr wohl niveauvolle, tiefgründige und philosophische Zeichentrickfilme gibt, auch wenn man dies nach jahrzehntelanger Disney-Sozialisation vielleicht nicht glauben mag.

Wenn es etwas gibt, was der japanische Film am besten kann, dann ist es eine Geschichte abseits von Gut-und-Böse-Kategorisierung zu erzählen. Der Film handelt zwar von zwei japanischen Kindern im Krieg, aber weder sind die Japaner die Guten, noch die Amerikaner die Schlechten. Es gibt keine gute Fee, die zu den Kindern kommt und hilft, es gibt keinen Bösewicht, der sie quält, der Krieg ist nicht Thema des Films - er passiert einfach. Das Leben ist wie es ist. Weder gut noch schlecht und doch ist es beides zugleich. Niemand erhebt einen moralischen Zeigefinger und sagt: "Seht her, Krieg ist schlecht." Und doch prügelt der Film mit solcher Wucht auf das Emotionszentrum des Rezipienten, dass man nur ohnmächtig an die Brutalität auf den Kriegs-Schauplätze dieser Welt denken kann, wo sich die Handlung dieses Films täglich wiederholt.

Der Film ist kein Kriegsfilm. Es erzählt nur die Geschichte von zwei Kindern im Krieg, die im Übrigen auf der wahren Lebensgeschichte des gleichnamigen Buches des Autors beruht. Janis El-Bira schreibt in seinem hervorragenden Review "Immer wieder wird gesagt, Hotaru No Haka sei eine Geschichte vom Überleben - nein, es ist eine vom Sterben". Dem ist nicht viel mehr hinzuzufügen.

Vergleiche zu diesem Film gibt es genug. Die Zeitschrift "Die Zeit" schrieb, dass "Schindlers Liste im Vergleich zu diesem Film wie eine Komödie wirkt." Dies ist fast eine Untertreibung. Die meisten Freunde, denen ich den Film gezeigt habe, haben gesagt, dass dies der beste Film war, den sie je gesehen haben - jedoch auch einer, den sie nie wieder sehen wollen. Wer einen Stimmungskiller für seine Party sucht oder mal seine besten Freunde im Kollektiv weinen sehen will, sollte zugreifen.

Die deutsche Synchronisation, angefertigt von Arte, ist übrigens hervorragend, man kann dieses Meisterwerk also auch getrost in der deutschten Version betrachten. Die DVD ist wie bei anderen Japan-Importen gewohnt lieblos (oft der einzige Kritikpunkt in den Amazon-Rezensionen), zum Glück wurde das Ganze nun aufgrund der großen Nachfrage durch eine neue Collectors-Edition ausgeglichen, die vor einigen Monaten herauskam. Die Altersfreigabe ab 6 Jahren zeigt nur, dass kein Mensch bei der FSK diesen Film je gesehen hat (Zeichentrick = Kinderfilm gilt dort auch im Jahre 2007 wohl immer noch).

Über die Story im Detail werde ich nun nichts schreiben, dafür gibt es genug andere Reviews. Sagen möchte ich noch, dass es unter den tausend Filmen, die ich in meinem Leben gesehen habe, nur zwei 10 von 10 Punkten Filmen gibt. Dies ist einer davon.

Wer sich aber durch meine Lobhudelei nicht überzeugen lassen will, der kann auch gerne andere Kritiken als Referenz nehmen. Selbst Kritikerpapst Roger Ebert, der sonst Zeichentrick auf die Pest hasst, reiht diesen Film unter die besten 10 der Welt. Auf der englischen Amazon-Seite hat Grave of the Fireflies - so der englische Titel - 547 Reviews, wobei 508 (!!!) fünf von fünf Sterne-Kritiken sind (so was gibt's sonst eigentlich gar nicht!). Und so fort.

Die letzten Glühwürmchen Bild 1
Die letzten Glühwürmchen Bild 2
Die letzten Glühwürmchen Bild 3
Die letzten Glühwürmchen Bild 4
Die letzten Glühwürmchen Bild 5
Die letzten Glühwürmchen Bild 6
FAZIT:

Darum: Schaut euch den Film an - auch wenn ihr Zeichentrick hasst. Auch wenn ihr keine Kriegsfilme mögt. Und auch wenn ihr mit asiatischem Film nichts anfangen könnt. Ihr werdet es nicht bereuen!

Schließen möchte ich mit einem Zitat eines Vaters, das ich selbst auf der Arte Web-Seite gelesen habe, nachdem ich den Film zum ersten Mal im Fernsehen sah:

"Nachdem ich "Die letzen Glühwürmchen" gesehen habe, war ich zuerst einmal still. Nach Minuten ging ich die Treppe hinauf, in das Zimmer meiner Kinder, die da in ihrem Bett still schliefen. Tränen brachen aus mir wie ein Wasserfall, ich stand da und weinte. Dann umarmte ich sie ganz fest, hielt sie eine Ewigkeit. Und ich spürte die ganze Liebe zu meinen Kindern wie noch nie zuvor. (…)"

WERTUNG: 10 von 10 durch die Nacht fliegenden Glühwürmchen
TEXT © Andreas Berger
Dein Kommentar >>
Smurf | 01.05.2015 09:35
es jetzt 8 Stunden her das ich ihn zum ersten mal gesehen habe und muss immer noch Rotz und Wasser heulen sobald ich an einzelne Stellen denke. Dieser Film hat mich mit so einer emotionalen Wucht getroffen, dass es noch Wochen dauern wird bis ich wieder klar komme
>> antworten
Ralf | 29.03.2014 12:58
Sollte man mal Putin zeigen den Film.
Von mir auch eine 10/10.
>> antworten
Tamara | 13.02.2011 19:45
Ich liebe Animes im allgemeinen, aber dieser Film hat eine besondere Stellung. Als ich ihn damals im TV sah, war ich danach erst mal einige Minuten wie erstarrt und hab dann geheult wie ein Schloßhund.
Bislang habe ich ihn 2 Mal wieder angespielt, aber ab einem gewissen Punkt hat mich immer der Mut verlassen, weiter zu schauen. Und ich bin EINIGES gewöhnt.
Ja, den sollte man im Leben nicht missen.
>> antworten
KvF | 24.07.2010 00:20
schöne kritik....
ich empfehle---> "Wenn der Wind weht"

nicht ganz so traurigschön wie dlG, aber genauso sehenswert!
>> antworten
Wolfgang | 22.06.2010 11:31
"Die letzten Glühwürmchen" ist ein Film den ich mir immer dann anschaue wenn wieder einmal wer den Krieg lobt.
ich mag diesen Film obwohl er sooooo traurig ist. zudem mach ich Mangas.
Doch dieser Film hat Gefühle in unserer Famile verstärckt, die immer schon vorhanden waren.
ich habe diesen Film besorgen müssen nachdem ich ihn in ARTE gesehen habe. Vertung 10/10.
liebe Grüße aus Wien
>> antworten
Michael | 02.03.2010 13:39
Exzellente Kritik!
>> antworten
Katharina P. | 09.12.2008 17:10
Ich hab geheult, wie noch nie. 10/10!!!
>> antworten
Philipp P | 11.10.2007 21:34
Ich habe mir diesen Film gekauft weil ich die Filme der Ghibli studios sehr gut finde.Ich mag filme die Emotionen wecken und meine Erwartungen, das das ein sehr ernster Film sein wird, wurden bei weitem übertroffen. Das war mit Abstan der traurugste Film den ich je gesehen habe. Nachdem ich diesen Film angesehen habe bin ich erstmal eine viertelstunde nur dagesessen und wusste nichts mit mir anzufangen. Irgendwie wollte ich mit dieser Welt nichts mehr zu tun haben.
Seht euch den Film an und ihr wisst was ich meine.
>> antworten
Ralph | 03.10.2007 20:02
Ich komme mir jetzt nach all diesen Reviews ehrlichgesagt etwas komisch vor, aber ich finde nicht, dass dieser Film auch nur annähernd ein Meisterwerk für die Ewigkeit ist. Der Film ist gut, er ist sehr traurig, er ist im Grunde unerträglich und hat mich fassungslos zurückgelassen. Ich habe mich zeitweise dafür geschämt ein Mensch zu sein. Aber genauso wie Pan's Labyrinth sage ich jetzt einfach einmal, dass dieser Film ein klein wenig zu naiv ist. Jeder dieser Menschen hat eine eigene Geschichte und ein eigenes Leid zu ertragen, nicht nur die beiden Kinder, die hier zu Heiligenfiguren hochstilisiert wurden. Trotzdem ein wichtiger und guter Film, den man sich ansehen sollte um zu begreifen, was Krieg überhaupt bedeutet. Scheinbar wissen das manche Politiker bis heute nicht...
Andreas Berger | 04.10.2007 23:02
Ich finde nicht, dass sie zu "Heiligenfiguren hochstilisiert werden". Im Gegenteil, kann man sich sogar über die Dummheit der Kinder ärgern (was scheinbar einige Amazon RezessientInnen tun - ich tu das nicht). Aber für mich ist der Film frei von jedem Pathos und gerade das macht ihn zum Meisterwerk.

Aber vielleicht habe ich da etwas zu sehr die Erwartungshaltung hochgelobt und dadurch den Film verdorben? Täte mir sehr leid. Harald hat er scheinbar auch nicht so gefallen (aus politischen Gründen?).

Andererseits fühle ich mich anhand der mitunter über 110 5 von 5 sternen reviews auch auf dem deutschen Amazon bestätigt. Und für mich bleibt er trotzdem einer von 2 10 von 10 punkten Filmen :-)
Ralph | 08.10.2007 13:29
Naja, ich habe auch den Verdacht, dass meine Erwartungshaltung vielleicht doch zu hoch war. Aber ich schätze es ist einfach nicht meine Art von Film.... Jetzt bin ich aber neugierig was dein zweiter 10 von 10 Film ist ;-)
Andreas Berger | 08.10.2007 14:20
City of God
Ralph | 08.10.2007 15:58
Den find ich auch ganz gut, aber auch nicht soo gut;-)
Andreas Berger | 09.10.2007 00:01
naja... ich frage mich: wie könnte man so einen film besser machen? und man muss sagen: es geht nicht. deswegen kriegt er auch 10 von 10.

ansonsten heiße kanditaten für 10 von 10 (haben es aber nur auf 9 von 10 geschafft wegen irgendwelchen minimalen mängeln:
* citizen kane
* amelie
* memories of matsuko
* braking the waves
* princess mononoke

gibt also auch nicht viel mehr :-)
Ralph | 09.10.2007 09:54
City of God (und eigentlich auch Die letzten Glühwürmchen) vertreten beide einen harten Realismus, sind beide auch perfekt gemacht, da geb ich dir recht, aber ich ziehe einfach Filme vor, die den Realismus brechen durch Übersteigerung ins Groteske oder besonders artifizielle Ausführung oder konsequente Verweigerung herkömmlicher Filmgrammatik. Oder ganz einfach gesagt, ein Film muss mir auch ein bisschen Freude bereiten, damit ich ihm wirklich 10 von 10 geben kann. Bei mir sinds einstweilen:
Vertigo von Hitchcock,
8 1/2 von Fellini,
Mord an einem Chinesischen Buchmacher von Cassavettes,
1900 von Bertolucci und
Citizen Kane (da treffen wir uns beinahe;-)
>> antworten
Berurin | 17.09.2007 13:07
Ich denke,dass die Kriegsschuld von Japan dort nicht einmal gezeigt wird.Es geht wohl eher um das Schicksal der Kinder an sich und die Politik fällt dort einfach raus.
Ein wunderbarer Film,der mich immer wieder zum heilen bringt.
>> antworten
Mario | 05.07.2007 14:33
Zum Heulen (schön) der Film!
10/10 + 100 Punkte
Harald | 05.07.2007 22:58
so, nach all den begeisterten Kommentaren hier sei eine kritische Anmerkung erlaubt.

Eine Sache an diesem Film ist m.E. ziemlich problematisch: Der Film tut so, als wäre Japan ein schuldloses Opfer eines Bombenkrieges, der einfach so über das Land herein gebrochen ist. Die ganze Vorgeschichte wird elegant ausgeblendet. Man muss wohl nicht extra ausführen, mit wem Japan im 2. Weltkrieg verbündet war und welcher Verbrechen sich das Kaiserreich schuldig gemacht hat.

Ich will dem Film jetzt weder Propaganda noch Geschichtsfälschung unterstellen. Aber indem er nur die eigenen Opfer zeigt und die Täter, die den Krieg losgetreten haben, mit keinem Wort erwähnt, bleibt zumindest ein unguter Nachgeschmack.

Tokio sieht sich bekanntlich (?) bis heute als "reines Opfer", ohne jede Mitverantwortung als Kriegsverursacher. Vergangenheitsbewältigung? Fehlanzeige!

Schon klar, der Film handelt von Kindern im Krieg. Die haben den krieg nicht begonnen, sie verstehen ihn
nicht, sie wissen nicht warum er passiert...

Aber trotzdem kann man diesen Film m.E. nicht losgelöst von der japanischen Politik betrachten, die - im Gegensatz zu Deutschland oder Österreich - sich nie ihrer Vergangenheit gestellt hat...

Referat Ende.
Wolfgang | 22.06.2010 12:06
Schuld oder Unschuld ist in diesem Film kein Thema. Nur die Gleichgültigkeit ist da das Problem. und die Gier. Das ist kein politischer Film und kein Actionfilm. vielen Kindern geht es im Krieg so Ähnlich. das schert sich keiner ob die Eltern tot sind oder ob man krank ist.
Man kann einen ähnlichen Film auch über das heutige Burma oder zur Zeit des Vietnamkrieges oder der Krieg in Exjugoslawien, Iran, Irak usw. machen.
Die zivilen Leute vor allem die Kinder bleiben auf der Strecke. Und genau das sagt uns dieser Film.
Und nicht die Kriegsschuldfrage.
schau dir mal "Letters from Iwo Jima" an
ein Film von Clint Eastwood.
lg
Wolfgang
>> antworten
Andreas Monitzer | 14.06.2007 18:22
Ich kenne keinen Film, der mich je mehr ergriffen hätte. Man sollte sich mal die Amazon Rezessionen durchlesen, um zu sehen, was dieser Film im Menschen bewirkt. Dieser Film ist ist so überirdisch, um es mit Eurer Skala auszudrücken, müsste man 90 von 10 Punkten geben....
>> antworten
HappyGirl | 20.04.2007 13:36
Ich finde auch, es ist der beste Film, den ich je gesehen habe... (und das waren in meinem Leben sehr sehr viele) - Obwohl auch ich kein Zeichentrick mag.

Und sicher auch der traurigste, den es gibt! ANSCHAUEN IST PFLICHT!!!
100 von 10 Punkten
>> antworten