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Ein kurzer Film über das Töten

Ein kurzer Film über das Töten

DRAMA: PL, 1988
Regie: Krzysztof Kieslowski
Darsteller: Miroslaw Baka, Krzysztof Globisz

STORY:

Der Plot ist rasch erzählt: Ein Mann tötet einen Taxifahrer, kaltblütig, ohne Grund, ohne jedes schlüssige Motiv. (Erst gegen Ende wird eine Geisteskrankheit, ausgelöst durch ein traumatisches Erlebnis in der Kindheit, angedeutet). Der junge, idealistische Strafverteidiger, ein Gegner der Todesstrafe, hat im Prozess keine Chance. Sein Mandant wird zu Tode verurteilt und stirbt durch den Strang. Das schlechte Gewissen wird den Strafverteidiger sein restliches Leben lang verfolgen.

KRITIK:

Der 1987 gedrehte Film des polnischen Regisseurs Krzysztof Kieslowski (bekannt für seine "Drei Farben"-Trilogie) ist bis heute eine der kompromisslosesten filmischen Anklagen der Todesstrafe. Das Time Magazine hat den Film unter die 100 best movies ever made gewählt.

Der mit 84 Minuten gar nicht so kurze Film über das Töten lässt sich fast 40 Minuten Zeit, ehe der Mord passiert. Auch wenn keine "Handlung" im eigentlichen Sinne erzählt wird, entwickelt der Film eine geradezu hypnotische Sogwirkung. Die Kamera umkreist den Täter, wie er ziellos durch die realsozialistische Plattenbautenhölle Warschaus streift. Es ist eine trostlose, menschenfeindliche Welt, wo Kinder in rußgeschwärzten Hinterhöfen mit toten Katzen spielen. Der massive Einsatz von Grünfiltern verstärkt den Eindruck von allgegenwärtiger Tristesse und Morbidität noch.

Der Film zeigt sowohl den Mord als auch die Hinrichtung mit schwer zu ertragender Detailtreue. In beiden Fällen kommt dieselbe Tatwaffe - ein Strick - zum Einsatz. Mord ist Mord, egal, ob "individuell" oder staatlich sanktioniert, lautet die Botschaft.

Kritiker von allzu expliziter Gewaltdarstellung mögen vielleicht einwenden, dass die Ablehnung der Todesstrafe unter aufgeklärten Europäern common sense ist, was die Existenzberechtigung eines beinahe körperlich schmerzhaft drastischen Films zu diesem Thema schmälert.

Wer jedoch bei Google die Begriffe "Polen" und "Todesstrafe" eintippt, wird eines Besseren belehrt. In Polen wurde die Todesstrafe erst 1997 formell abgeschafft. Im Jahr 2005 wurde ein Gesetzesentwurf der nationalkonservativen Regierung, die Todesstrafe wieder einzuführen, im Parlament nur mit ganz knapper Mehrheit abgelehnt. Und 70 Prozent der Bevölkerung sprechen sich in Umfragen für die Todesstrafe aus.

Ein kurzer Film über das Töten sollte im Fernsehen gezeigt werden. Im Hauptabendprogramm, wenn die ganze Nation zusieht.

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FAZIT:

Selten gab es einen Film, der sich kompromissloser und gnadenloser mit dem Thema Todesstrafe auseinandergesetzt hat. Muss man gesehen haben.

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