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Eine Frau kennt keine Gnade

Eine Frau kennt keine Gnade

OT: El Placer De La Venganza
ACTION: MEX, 1986
Regie: Hernando Name
Darsteller: Susana Dosamantes, Hugo Stiglitz, Pedro Armendáriz Jr

STORY:

Die Familie von Psychologin Christina wird von einer Verbrecher-Bande gnadenlos ermordet, sie selbst überlebt schwer verletzt.Als sich einer der Verbrecher bei ihr in Behandlung begibt, beschafft sie sich Informationen über seine Mit-Ganoven und beginnt einen blutigen Rachefeldzug.

KRITIK:

Die Mexikaner mögen ja für vieles bekannt sein. Schnelle Mäuse, Burritos, subtropisches Wüstenklima. Gute Filme gehören allerdings nicht dazu.

Der mexikanische Film- und Videomarkt ist geradezu überfüllt von billig heruntergekurbelten Actionstreifen von zweifelhafter Qualität, die ihren Produzenten das schnelle Geld versprechen - ein gar nicht mal unglücklicher Umstand für Freunde geballter Trashunterhaltung.

Einer dieser Filme ist 'Eine Frau kennt keine Gnade' - der mit Sicherheit nicht nur zufällig an Michael Winners Ein Mann sieht rot erinnert - und bringt uns die volle Dosis 80er Jahre, inklusive aller modischer Grausamkeiten des besagten Jahrzehnts gepackt in 88 Minuten feinstes B-Film-Vergnügen.

Untermalt mit eintöniger Synthie-Musik - ein 80er Film ohne? Undenkbar - erleben wir die glückselige Familienidylle der Ruiz'. Doch eins ist bereits zu Beginn sicher: Dieses übertrieben beschauliche Treiben wird nicht lange währen. Denn auf dem Weg zu einem Familientreffen, abseits jeglicher Zivilisation, auf einem Bauernhof, überrascht unsere Musterfamilie unglücklicherweise eine - Achtung, Sarkasmus voraus - durchorganisierte, hochprofessionelle Verbrecherbande beim Überfall auf einen Geldtransporter - was die Frage aufwirft, warum ein Geldtransporter durch das abgelegenste Hinterland kutscht, aber hey, it's just a movie, they don't have to explain it.

Und da die Wachen bereits alle tot sind - gestorben in unglaublich - ähm, engagierten - Sterbeszenen, hat die ganze Bande aus Gründen der Bequemlichkeit ihre Masken abgenommen. Das Problem mit den Zeugen wird so denn auch unkompliziert gelöst und kurzerhand - wenn auch unter Protest und starker Zweifel an der Legitimität dieser Tat seitens des Banden-Nesthäkchens - der ganze Wagen von Kugeln durchsiebt. Überlebt hat das Blutbad nur Christina (Ruiz) - was erstaunlich ist, da sie auf dem Fahrersitz saß, aber hey, it's just a movie, they don't have to explain it.

Nach einer unbestimmten, aber längeren Zeit im Koma wacht sie schließlich auf, beginnt mit ihrer Rehabilitation und lässt sich schon kurz darauf entlassen, auch wenn ihr Arzt entschieden davon abrät. "Eine leichte Gehirnquetschung sollte man nicht unterschätzen, Frau Doktor!" - und wir merken schon, Drehbücher sollte man damit auch nicht unbedingt verfassen.

Sofort tritt ein Reporter an sie heran, der die ganz große Story wittert und bei den beiden ermittelnden Polizisten nicht besonders beliebt ist - ich vermute, weil er ihre Arbeit eindeutig besser macht.

Nachdem, wie es der Zufall will, einer der Verbrecher - der herzensgute Jungspund, der bereits zu Beginn nicht ganz mit dem "Massaker" einverstanden war - bei Christina in Behandlung geht, erleben wir nicht nur eine tragische Rückblende "mexican style", extremes Overacting seitens unseres Ganoven sowie passable Schauspielkunst seitens unserer Hauptdarstellerin, sondern auch Christinas ersten Schritt zur Verwandlung in einen Racheengel.

So wird denn also Ruck-Zuck der erste Gangster - im schicken aber dennoch gefährlich wirkenden Garfield-Shirt - ins Jenseits befördert.Kommissar Gallardo kombiniert sofort, denn die Mörderin trug eine blonde Perücke - eigentlich eine graue, aber hey, it's just a movie, they don't have to explain it - und weiß sofort was zu tun ist. "Dann werden wir eine Razzia bei den Prostituierten machen. Transvestiten, Homosexuelle, wir kämmen die ganze Gegend durch, okay?!". Auch der Reporter ist verwirrt - "Sie glauben also, dass es ein verkleideter Mann war, ein Transvestit?", klingt zwar alles unlogisch, aber hey... Ihr wisst schon.

Und so wird Christinas Rachemission zum bizarren Trashtrip, mitsamt doof-lustiger Dialoge, unterirdischer Schauspielkunst, spektakulärer - Nicht! - Stunts und Plotholes en masse - wobei das auch schon fast wieder untertrieben ist.

Für wohlige Exploitation-Atmosphäre sorgen außerdem die nicht mehr ganz so frische Bildqualität sowie blutige Shoot Outs - sogar mit Kopfschüssen. Zum Lachen regt außerdem die typische Synchro an, die ihre intensive Wirkung vor allem in de Actionszenen entfalten kann - "Ah, ah, aaah!", wäre da ein originalgetreu transkribiertes Beispiel.

Das Berliner Label cmv-Laservision hat diese mexikanische Trashperle im Rahmen ihrer Trashkollektion in einer schönen Buchbox veröffentlicht - als Extra gibt's allerdings nur Trailer zu weiteren cmv-Veröffentlichungen sowie eine mit der Titelmusik unterlegte animierte Bildergalerie.

Eine Frau kennt keine Gnade Bild 1
Eine Frau kennt keine Gnade Bild 2
Eine Frau kennt keine Gnade Bild 3
Eine Frau kennt keine Gnade Bild 4
Eine Frau kennt keine Gnade Bild 5
Eine Frau kennt keine Gnade Bild 6
FAZIT:

Enge Jeans, Schnauzbärte, Vokuhila - die mexikanische Produktion Eine Frau kennt keine Gnade ist konsequenter 80er Jahre Actiontrash mit allem was dazu gehört. Das macht Spaß!

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