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El Mariachi

El Mariachi

ACTION: MEXIKO, 1992
Regie: Robert Rodriguez
Darsteller: Carlos Gallerdo; Reinol Martinez

STORY:

Der Mariachi wandert mit seinem Gitarrenkoffer von einem Ort zum nächsten auf der Suche nach Arbeit. Unmittelbar nachdem er das nächste kleine Städtchen erreicht hat, gerät er durch eine Verwechslung mitten in Fehde zwischen dem ansässigen Gangsterboss Moco und dessen Rivalen Azul, da er von Mocos Leuten für Azul gehalten wird.

KRITIK:

Robert Anthony Rodriguez ist mittlerweile wohl jedem ein Begriff. Nicht unbedingt bekannt durch inhaltsreiche Filme, strotzen die meisten seiner Werke vor Gewalt und Brutalität. Bei El Mariachi handelt es sich um seinen ersten längeren Film. Er legte damit, nicht nur den Stil betreffend, die Basis für sein weiteres Schaffen. Denn "El Mariachi" ist nur der erste Teil einer Trilogie, dessen Fortsetzungen "Desperado" und "Irgendwann in Mexiko" wohl bekannter sein dürften.

Die Auszeichnung mit dem Debüt-Preis des Independent Spirit Award und dem Publikumspreis des Sundance Film Festivals, war bestimmt auch für Robert Anthony Rodriguez eine angenehme Überraschung, den da ihm nur ein Etat von knapp 9000 Dollar zu Verfügung stand, war er auf die Hilfe seiner Freunde und Bekannten angewiesen, die er als Schauspieler engagierte. Was dabei herauskam ist wohl der Inbegriff einer Low-Budget-Produktion.

Verwackelte Kameraführung, grobkörniges Bild, und schwache Schauspieler. Gut, das alles mag mit den Umständen erklärbar sein unter denen der Film entstand, und ich will deshalb nicht näher darauf eingehen. Anders verhält es sich mit der Filmmusik, die stellenweise an das Niveau der Filmmusik der American Fighter-Reihe heran reicht.

Plumpes Dröhnen in einem mexikanischen Film, zudem noch in einem Film der El Mariachi heißt, wirkt mehr als unpassend. Dem entgegen stehen aber auch schöne Gitarrenklänge, die den größten Teil des Filmes untermalen.

Etwas albern wirken die Monologe aus dem Off, die in die Gedanken des Mariachi blicken lassen: "Unterwegs traf ich eine Schildkröte. Sie lief wie ich auf der Landstraße (...)". Natürlich ist da eine Menge (ungewollter) Komik versteckt, denn bin ich mir fast sicher, dass es der 23 jährige Rodriguez durchaus Ernst meint, wenn er der Off-Stimme folgende Worte in den Mund legt:

"Ich weiß nicht ob ich mit dieser Verletzung noch Gitarre spielen kann und ohne die gibt es keine Liebe, aber mit dem Hund und den Waffen bin ich gerüstet für die Zukunft."
Genau diese Art von Sätzen können aber auch einen Film zum Kultfilm werden lassen.

Unglaubwürdig, zumindest für europäische Verhältnisse, ist die Figur des El Mariachi angelegt. Eigentlich ein Musiker, der nach eigener Aussage nichts Böses will, und eher schüchtern dargestellt wird, besiegt ohne mit der Wimper zu zucken gleich mal vier Gangster. Mit einer Selbstverständlichkeit hantiert er plötzlich mit den Schießeisen, als ob es sich um eine Gitarre handelt. Schade dass Rodriguez der Figur nicht die nötige Zeit gab sich dahingehend zu entwickeln. Aber vielleicht gehört auch in Mexiko der Umgang mit Waffen zur guten Kinderstube, und ist so selbstverständlich wie bei uns Fahrradfahren.

Gut eingefangen hingegen ist die Atmosphäre, die fast schon dokumentarisch wirkt, und das Gefühl der Echtheit vermittelt. Die anfangs erwähnten Wackler verstärken den Eindruck, und so scheint es manchmal als ob es sich um privat gedrehte Aufnahmen handelt. Andererseits geben die Szenen die im Zeitraffer gedreht wurden dem Film einen unangenehm komikhaften Touch und wirken dem sonst so realen Bild des Filmes entgegen.

Insgesamt ein durchwachsenes Erstlingswerk.

Man hat den Eindruck als zeigt ein 23 Jähriger wie er sich einen guten Film vorstellt, und dass macht den Film für mich so besonders. Doch den Film retten tut es dass nicht...

El Mariachi Bild 1
El Mariachi Bild 2
El Mariachi Bild 3
El Mariachi Bild 4
El Mariachi Bild 5
FAZIT:

76 Minuten lang echtes mexikanisches Kino, aber nur von "historischer" Bedeutung.

WERTUNG: 3 von 10 Schildkröten, Waffen und Hunden
Dein Kommentar >>
Nic | 09.02.2010 05:49
ist ein gutes beispiel dafür dass die qualität so gut wie nichts mit dem budget zu tun hat, solange man sein handwerk versteht.
7/10
>> antworten
Andreas | 09.02.2010 00:02
waaaaaaaaaaaas? nur 3 von 10? el mariachi ist doch ziemlich groovy. natürlich ist er in keiner weise perfekt, aber man merkt eines: alle an dem film beteiligen leute hatten offensichtlich spass daran, den movie zu machen. und das merkt auch der / die zuseherIn.

von mir 7 von 10 verschwindend geringen film-budgets (und trotzdem gut!).
>> antworten
Marcel | 08.02.2010 22:31
Reden wir vom gleichen Film? ;-)
El Mariachi ist von 1992, nicht 2008. Hab den damals im Kino gesehen und war ziemlich angetan. Für mich eine Liebeserklärung ans Kino, verwackelt, ja, low budget, ja, comichaften Touch, ja. Was ist daran unangenehm? El Mariachi ist kein Dokumentarfilm über mexikanische Gesangskunst, sondern überzeichnetes Genrekino. Er ist auch nicht perfekt - aber wen stört das, wenn er dafür schräg genug ist und mit viel Herzblut hergestellt wurde (im wahrsten Sinne, Rodriguez testete Medikamente, um das Budget etwas aufzubessern)?
Agent der Entropie | 08.02.2010 22:59
ja 2008 ist falsch 1992 ist das richtige Erscheinungsdatum.

Ich geb dir recht das Robert Anthony Rodriguez in den Film sehr viel "Herzblut" gesteckt hat. Aber das macht den Film werder besser noch schlechter wenn er dafür Medikamnete testet. Es zeigt lediglich wie sehr er hinter dem seht was er tut, aber um das geht es mir nicht wenn ich mir einen DVD anbschaue.

Wie kommst Du darauf dass es sich um eine Dokumentation mexikanischer Musik handeln soll?

..aber findest Du nicht das die Hintergundmusik die Atmosphäre eines Filmes enorm beinflußt und deshalb eine eingermaßen entsprechende Musik ausgewählt werden muß?


Marcel | 08.02.2010 23:17
ah, sehe schon, zwei verschiedene Herangehensweisen an Filme. Ich interessiere mich schon dafür, wie der Film entstand, in welcher Zeit, wer dahinter steckte. Es ist nicht nur das reine Erlebnis vor der Leinwand/Glotze und der Frage, ob der Film nun meinen eigenen filmästhetischen Erwartungen entspricht oder nicht.

Andererseits verstehe ich dich auch; wenn ich mit dem Humor eines Films nichts anfangen kann, vermag mir das auch keiner schönreden.

Die Musik hat mich übrigens nicht gestört. Mein Hinweis "kein Dokumentarfilm" war mit einem kleinen, nicht sichtbaren Ironieicon versehen: Ich hatte das Gefühl, du nimmst den Film ernster als er sich selbst. :-)
Agent der Entropie | 09.02.2010 08:39
Damit wir uns nicht missverstehen, ich finde Hintergrund und Entstehung genauso interessant und wissenswert, aber dass hat für mich erstmal keinen Einfluss auf den Film.

Ich hatte mir auch zuerst überlegt, die Rewiew aus beiden Sichten zu schreiben, ( mit und ohne Hintergrund) da dies bei diesem Film sicherlich eine Rolle spielt. Hab mich dann aber aus schon erwähnten Gründen dagegen entschieden.

Ich denke dass ist die alte Dikussion die auch Germanisten führen; soll nun Hintergund eines Autors miteinbezogen werden oder nicht.

Ich muss zugeben, dass mir der "Humor" in diesem Film, verschlossen blieb, da er mir zu sehr auf "Trashigkeit" (keine Ahnung wie ich es auf die schnelle sonst nennen soll) beruht bzw. abzielt und quasi dadurch ohne großes zutun ein Selbstläufer wird.

Normalerweise gefällt mir dass, aber hier wirkt es eben für mich eher unbeholfen.

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