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Fluch der Karibik II

Fluch der Karibik II

OT: Pirates Of The Caribbean: Dead Man's Chest
ACTION, KOMÖDIE: USA, 2006
Regie: Gore Verbinski
Darsteller: Johnny Depp, Orlando Bloom, Keira Knightley, Bill Nighy

STORY:


Captain Jack is back: und mit ihm jede Menge Probleme. Er schuldet Davy Jones seine Seele - und dieser schreckt nicht davor zurück, sich diese auch mit allen Mitteln zu holen ... zum Beispiel mit einem etwas zu groß geratenen Tintenfisch.

KRITIK:

Fluch der Karibik II Wenn man im Lexikon das Wort "Überraschungserfolg" nachschlägt - dann müsste man dort wohl das Filmplakat von The Curse Of The Black Pearl vorfinden. Selten hat ein Film es vermocht, wirklich alle zu verblüffen: angefangen vom Publikum über die Kritiker bis hin sogar zu den Filmstudios: keiner hätte damit gerechnet, dass ausgerechnet im totgeglaubten Genre des Piratenfilms ein solches Meisterwerk entstehen könnte.

Der wilde Mix aus Piratenfilm, Action, Fantasy und Comedy - gepaart mit einem Johnny Depp in der Rolle seines Lebens als verjüngte und etwas tuntig angehauchte Keith-Richards-Kopie stellte alle zufrieden.

Und wenn sogar die Kritiker über einen Blockbuster jubeln ist eigentlich alles gesagt. Es ist lange her dass ein Unterhaltungsfilm wirklich derart gut unterhalten hat. The Curse Of The Black Pearl war von Anfang bis Ende ein Genuss, nichtmal Orlando Bloom oder Keira Knightley fielen negativ auf. So war nun weltweit die Vorfreude auf den Nachfolger Dead Man's Chest selbstverständlich groß.

Fluch der Karibik II Doch mit der Vorfreude stieg bei so manchem Filmfan auch die Sorge, dass den "Fluch der Karibik" der noch viel mehr gefürchtete "Fluch der Sequels" einholen könnte.

Teil 1 war in vielerlei Hinsicht ein mutiger Film - einen Piratenfilm anno 2003 zu drehen ist eigentlich schon mal Risiko genug. Das ganze aber noch mit Fantasy zu würzen, Johnny "Box-Office-Schreck" Depp in der Hauptrolle zu besetzen und einen Walt-Disney-Film keineswegs kinderfreundlich zu gestalten verlieh diesem Musterbeispiel eines High-Risk-Geschäfts dann aber erst die richtige Würze. Ob es Mut oder Feigheit war, am Beginn des Filmes auf ein Studiologo zu verzichten ist hingegen eine ungelöste Frage - dies und die fehlenden Intro-Credits verliehen dem Film aber ebenso einen exklusiven Touch.

Teil 2 hat ein Studiologo - begleitet vom bekannten "Pirates"-Soundtrack und mit wehenden Piratenfahnen bahnt sich das Disney-Schloss einen Weg auf die Leinwand. Eine bedrohliche Soundkulisse baut sich auf und schon ist man mittendrin im langersehnten Nachfolger.

Fluch der Karibik II Dead Man's Chest tut sich anfangs aber sichtlich schwer, überhaupt mal in die Story reinzufinden. Lobenswerterweise haben sich Ted Elliott und Terry Rossio zwar eine durchaus komplexe und nicht anspruchslose Story ausgedacht - gut tut es dem Film aber anfangs nicht. Während 2003 das Publikum bei Jack Sparrows, pardon, Captain Jack Sparrows etwas anderem Anlegemanöver (wohl eine der besten Filmszenen überhaupt seit es Hollywood gibt) vor Lachen bereits am Boden lag ist man anno 2005 noch schwerst damit beschäftigt, sich mit den Story-build-up auseinanderzusetzen. Das ändert sich bis zur Pause kaum und wird nur durch eine dafür wirklich fantastische Action-Szene auf einer Kannibaleninsel unterbrochen - wo mit dem "Früchtespieß" durchaus Erinnerungen an das Anlegemanöver aus Teil 1 wach werden - die Klasse und Souverenität von damals hat es allerdings nicht.

Nun ist das Gebotene bis hierher alles andere als schlecht. Freunde der guten Unterhaltung werden es zu schätzen wissen, dass Dead Man's Chest sich nicht damit begnügt einfach bei Action und Fantasy dicker aufzutragen als im Vorgänger.

Fluch der Karibik II Ohnehin: Spätestens nach der Pause läuft der Sommerblockbuster des Jahres zur Höchstform auf und steht The Curse Of The Black Pearl in nichts mehr nach. Die Handlung ist erklärt und man kann sie endlich ausschmücken und die Ernte für die mühevolle Vorarbeit einfahren. Zum Gänsehaut-Soundtrack von Hans Zimmer gibt es Action vom feinsten serviert die nicht nur gut aussieht sondern auch Spaß macht. Sprüche werden am laufenden Band geklopft (erfreulich: kein einziger davon wirkt gezwungen komisch) und der Film ist auch zu keiner Zeit verlegen, Selbstironie zu zeigen oder Gags des Vorgängers gekonnt zu recyclen (Jack: "Elizabeth! ... versteckt den Rum!").

Zu Loben gibt es an diesem Film noch viel: zum Beispiel dass die Action-Szenen frisch und kreativ wirken, dass man einerseits historisch (East India Trading Company) als andererseits auch mythologisch ("Der fliegende Holländer") einiges in die Geschichte zu integrieren weiß - oder dass Johnny Depp wieder absolut in seinem Element ist und wiederum eine Oscar-reife Performance ablegt.

Zu kritisieren gibt es praktisch nichts - dass Teil 2 nicht ganz an seinen Vorgänger heranreicht, war nicht anders zu erwarten. Dass dies aber hauptsächlich aufgrund eines komplexeren Plots der Fall ist hingegen schon - und das ist andererseits wieder lobenswert, auch wenn der Film dadurch nicht wie vor drei Jahren über die volle Distanz das Tempo halten kann.

Unverzeihlich ist eigentlich nur, dass man die Voodoo-Tante von Monkey Island abgekupfert hat. Wo wir gerade davon sprechen: hat nicht auch Davy Jones bzw. Barbossa ein wenig Ähnlichkeit mit LeChuck?

Für Technikfans: Besonders gut sieht sich der Film übrigens im Saal 4 des UCI Millennium City an: der bewährt gute Sound im Saal wurde kürzlich durch einen High Definition Digitalprojektor ergänzt, der bestechend scharfe und farbenprächtige Bilder auf die Leinwand wirft. Dead Man's Chest ist einer der ersten Filme, den es in dieser Qualität zu sehen gibt. Spektakulär! Soundtechnisch ist der Teil 2 übrigens deutlich liebevoller abgemischt als Trilogiepart 1: die (Surround-)Effekte wirken präziser und sind zahlreicher, der tolle Soundtrack kommt besser zur Geltung weil kraftvoller, die Dynamik ist deutlich größer und insgesamt wirkt der gesamte Film viel räumlicher. Ein Leckerbissen für Surround-Fans also.

FAZIT:

Erfrischend kreative Unterhaltung im Hochsommer. Selten sieht man ein so gelungenes Sequel - und das auch noch bei einem kongenialen Vorgänger. Schön, wieder einmal so gut unterhalten zu werden. Schade, dass vor Teil 3 und wohl auch danach dies für lange Zeit wohl kaum ein anderer Film mehr schaffen wird.

WERTUNG: 8 von 10 Früchtespießen
TEXT © Bernhard König
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Dein Kommentar >>
tom | 06.08.2006 13:20
Ich finde diese Kritik kongenial überzogen.
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