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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
From Beyond

From Beyond

HORROR: USA, 1986
Regie: Stuart Gordon
Darsteller: Jeffrey Combs, Barbara Crampton, Ted Sorel, Ken Foree

STORY:

I

Der Resonator. Eine Apparatur, die ein gewisser Professor Edward Pretorius erfunden hat. Sie steht im Mansardenzimmer seines Hauses. Sie erzeugt Schwingungen, die die Zirbeldrüse stimulieren. Schwingungen, die die dunkelsten Leidenschaften wachrufen. Die, die Tore zu verborgenen Dimensionen öffnen und deren Schrecken hervorlocken können... Das Experiment läuft schief. Pretorius ist tot. Sein Assistent Crawford Tillinghast landet in der Irrenanstalt. Eine junge Psychologin glaubt nicht, dass Tillinghast seinen Mentor ermordet hat. Sie wiederholen das Experiment, nehmen den Resonator noch einmal in Betrieb. Und entfesseln das Grauen aus dem Jenseits erst richtig... -

KRITIK:

II

Lange Zeit galten die literarischen Werke H.P. Lovecrafts als unverfilmbar. Zu aufwändig schien die filmische Umsetzung seiner kosmischen, jegliche Vorstellungskraft sprengenden Alpträume; ein Ding der Unmöglichkeit, das Kriechende Chaos vom Papier adäquat auf die große Leinwand zu bringen. Zuletzt musste sogar Big Hollywood passen. Die Geldgeber zogen den Stecker aus Guillermo del Toros Wunschprojekt, den Roman At the Mountains of Madness zu verfilmen. Vorerst noch zu teuer...

Trotzdem gibt es sie dort draußen. Die Lovecraft-Verfilmungen. Paradoxerweise findet man sie vor allem im Independent-, Avantgarde- und B-Movie-Bereich. Sucht einmal in den einschlägigen Filmdatenbanken nach Huan Vus DIE FARBE, nach THE CALL OF CTHULU oder THE WHISPERER IN DARKNESS. RE-ANIMATOR oder den vorliegenden FROM BEYOND hingegen sollte ein echter Horrorfan nicht googeln müssen. Allgemeinwissen. Die sollte man kennen. Oder zumindest auf dem Radar haben.

III

Im Bereich des Horrorfilms sind die Lovecraft-Adaptionen ganz stark mit den Namen Stuart Gordon, Brian Yuzna, Jeffrey Combs und Charles Band verbändelt. Über der eher für Ramsch-Horror stehenden Produktionsfirma des Letzteren erschien im Jahre 1985 der von Stuart Gordon inszenierte und von Brian Yuzna produzierte RE-ANIMATOR - seines Zeichens die Verfilmung der Lovecraft-Story Herbert West: Wiedererwecker. Jeffrey Combs war, ist Herbert West. Und umgekehrt.

Lange Rede, kurzer Sinn: RE-ANIMATOR schrieb (schwarzhumorige) Splatterfilmgeschichte. Und der Chef persönlich hat vor vielen, vielen Jahren auf dieser unserer Filmseite schon die passenden Worte dazu gefunden. Kommen wir also gleich zum zweiten Streich der Mannschaft um die Produzenten Yuzna und Band, Regisseur Gordon und Hauptdarsteller Jeffrey Combs. 1986, nur ein Jahr nach dem überraschend großen Erfolg des RE-ANIMATOR, hat man sich aus Lovecrafts Oeuvre der Kurzgeschichte From Beyond angenommen.

IV

Die literarische Vorlage fasst lediglich sieben Seiten. Auf den ersten Blick ist das nicht viel, doch genug Stoff für einen 82-minütigen Rasierklingenritt voller Mutationen, Tentakeln, hyperstimulierten Zirbeldrüsen, Gehirnmahlzeiten, psychosexuellen Abseitigkeiten und Grüßen aus der Welt der Großen Alten. 

V

Never change a winning team. Die Konstellation bleibt gleich. Während Yuzna als Produzent und Drehbuchautor fungiert, nimmt erneut der damals junge Filmemacher Stuart Gordon auf dem Regiestuhl Platz. Combs schlüpft in die Rolle des Crawford Tillinghast, wiederholt aber nicht seinen Mad Scientist-Part aus RE-ANIMATOR. Der Tillinghast des Films ist nämlich deutlich sympathischer und tragischer gezeichnet als noch in der literarischen Vorlage. Pretorius, eine Figur, die bei Lovecraft gar nicht vorgekommen ist, löst ihn als Erfinder des "Resonators" und damit als Antagonist ab. Neben Combs gibt es auch ein Wiedersehen mit der ebenfalls aus RE-ANIMATOR bekannten Barbara Crampton und dem wie immer lässigen DAWN OF THE DEAD-Star Ken Foree.

Lag das Budget des RE-ANIMATOR noch unter einer Million Dollar, hat sich der eher für kostengünstigst produzierten Ramschhorror bekannte Geldgeber Charles Band diesmal nicht lumpen lassen: Rekordverdächtige 4 Millionen Dollar stellte er zur Verfügung. Und die wurden augenscheinlich vor allem in diese Dinge investiert: Monster, Mutanten, Sensationen. Und Gekröse...

VI

"Meine Lieblinge sind nicht hübsch, denn sie kommen von Orten, wo die ästhetischen Normen ganz anders sind", sagt Crawford Tillinghast zwar nicht im Film, aber in Lovecrafts Kurzgeschichte. Für die besagten "ästhetischen Normen" -man könnte auch sagen, den "R'lyeh"-Look- sorgen neben John Carl Buechler, dem FX-Spezialist und späteren Regisseur des siebten FREITAG, DER 13.-Teils auch Kurtzman und Nicotero, Zweidrittel der spätestens seit THE WALKING DEAD jedermann bekannten KNB-Group.

Auch in FROM BEYOND lassen sie es majestätisch krösen: Riesige Blutegel, fleischfressende Insektenschwärme, grotesk mutierende menschliche Körper, via Augenhöhle aus Schädeln gesaugte Gehirne. Viel Schleim, viel Ehr'.

Der RE-ANIMATOR wurde kürzlich nach 23 langen Jahren "Zuchthaus" auf dem bundesdeutschen Index in die verdiente Freiheit entlassen. Endlich darf er erstmals offiziell und ungeschnitten in Deutschland verkauft werden. FROM BEYOND hingegen muss weiter "sitzen". Dabei sorgen abseits der explodierenden Schädel und bis auf die Knochen abgenagten Gliedmaßen auch subtile Dinge für bedrohliche Momente...

VII

"He used to bring beautiful women here. Eat fine meals, drink fine wine, listen to music...but it always ended with screams..."

Vielleicht mögen Lovecraft-Puristen nicht erfreut sein, über die Wachablösung Tillinghasts als Oberfiesling durch eine Figur, die in der originären Kurzgeschichte gar nicht vorkommt. Doch gerade durch die von Yuzna ersonnene Gestalt des Professor Pretorius und der mit ihr einhergehenden dunklen, psychosexuellen Komponenten gewinnt die Verfilmung an grimmiger Tiefe. Einen genialen, aber ebenso gefühlskalten Wissenschaftler hatten wir schon in RE-ANIMATOR. Der in FROM BEYOND hat darüber hinaus aber noch eine Vorliebe für sadomasochistischen Sex und Fesselspiele. Eine Facette, die durch Barbara Cramptons Part noch weiter ausgereizt wird, als ihre Doktorin Mauerblümchen-Figur auf die hemmungslose Welt des Dr. Pretorius trifft und ihre eigenen unterdrückten sexuellen Empfindungen dabei düster und dunkel an die Oberfläche treten. Auch wenn dieses Element nicht bis in die allerletzte Konsequenz ausgespielt wird, ist es eine willkommene und spannende Bereicherung, die der Film seiner Vorlage Voraus hat.

VIII

Auch wenn FROM BEYOND seinerzeit im Kino gefloppt ist und seine Produktionskosten bei weitem nicht wieder einspielen konnte; auch wenn er immer noch etwas im Schatten seines großen Bruders RE-ANIMATOR steht; so erfreut sich der Film sowohl bei Kritikern und Fans außerordentlicher Beliebtheit.

Zu Recht gilt dieser optisch B-Movie-Flair atmende, doch tricktechnisch und inszenatorisch sehr flotte und rasante Film heute als kleiner Klassiker, der eigentlich in jede anständige Horrorfilmsammlung gehört. Verschnaufpausen gibt es kaum, Mutationen umso mehr, denn wie so oft bei Lovecraft (oder durch ihn inspirierten Splatterfilmen) müssen die Protagonisten nicht nur um ihren Verstand oder ihr Leben fürchten, sondern auch um ihre menschliche Anatomie.

In diesem Sinne: "Humans are such an easy prey..."

IX

Für die Freunde Lovecrafts und gepflegtem 80er Jahre-Splatter kündigt sich ein goldener Herbst an: Capelight darf RE-ANIMATOR nach mehr als zwei Jahrzehnten Acht und Bann erstmals ungeschnitten und in High Definition in die deutschen Läden bringen. Und die OFDb itself - respektive ihr neugegründetes eigenes Label OFDb Filmworks - hat FROM BEYOND dieser Tage eine unzensierte und mit massig Bonusmaterial ausgestattete Liebhaberedition auf Bluray und DVD spendiert. Happy Days!

From Beyond Bild 1
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FAZIT:

Ein außer Kontrolle geratenes Experiment öffnet die Tore zu einer anderen, schrecklichen Dimension...- Monster und Gehirnsauger treffen auf grotesk mutierende Menschen, fleischfressende Insektenschwärme und verborgen brodelnde dunkle Leidenschaften in einem Horrorfilm, der kaum Verschnaufpausen gönnt. Mittendrin sind Ken (DAWN OF THE DEAD) Foree und einmal mehr Jeffrey ("Herbert West") Combs. Die neben RE-ANIMATOR beste und krösigste Lovecraft-Adaption der Herren Gordon und Yuzna.
Dank OFDb-Filmworks unzensiert auf Bluray und DVD.

WERTUNG: 8 von 10 Snacks aus dem Pathologie-Abfalleimer
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
Gregor | 29.09.2013 23:14
Sehr feine Rezi. Muss ich sehen! :-)
Chris | 05.10.2013 11:13
Danke! :)
>> antworten
Fuchsl | 25.09.2013 15:23
Ohne den Film bisher gesehen zu haben, fühle ich mich an Hellraiser erinnert...
>> antworten
Harald | 25.09.2013 14:54
Weil ich hier Zirbeldrüse lese. Wie hat Dr. Gonzo in Fear and Loathing in Las Vegas so schön gesagt: Glaub mir, ich würde so ziemlich alles antesten. Aber von der Zirbeldrüse würde ich die Finger lassen.
>> antworten
Johannes | 25.09.2013 08:33
Also, mit Re-Animator kann ich irgendwie nichts anfangen; vielleicht schau ich ihn mir irgendwann noch mal an um zu schauen, ob das inzwischen anders ist. Sind ja nun schon 5 Jahre her, seit der letzten Sichtung, aber bisher bleibe ich dabei - ich finde den weitestgehend lahm.

Auf From Beyond hab ich jetzt aber richtig Lust, und ich denke, dass der mir auch mehr zusagen wird.

Kleine Anmerkung am Rande: Der Link zur OFDb Filmworks Heimseite ist falsch gesetzt - der führt ins Nirvana. ;)
Johnny Favorite | 27.09.2013 16:59
erinnert mich eher an das ding aus einer anderen welt..
>> antworten