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Gyo - Der Tod aus dem Meer

Gyo - Der Tod aus dem Meer

OT: Gyo
ANIME / HORROR: Japan, 2012
Regie: Takayuki Hirao
Darsteller: Sieben Weltmeere voll untoter Mutantenfische auf mechanischen vier Beinen

STORY:

Von dem bisschen Leichengestank, der plötzlich überall in der Luft liegt, lassen sich die drei Studentinnen Kaori, Aki und Erika ihren Strandhausurlaub zunächst nicht verderben. Doch als plötzlich ein Hai auf mechanischen Insektenbeinen durch die Hausfassade kracht und Erikas flotten Dreier mit zwei Dorflümmeln empfindlich stört, ahnen sie, dass das Ende der Welt bevorsteht. Und richtig: Eine unfassbar bizarre Invasion aus dem Meer hat begonnen, die nichts und niemand mehr stoppen kann...

KRITIK:

Stand von gerade eben: 4,56 Punkte auf der OFDB. Bereits einige abfällige Kommentare hat man im Net gelesen. Und als düsterstes Vorzeichen inmitten dieser schlechten Omen erntete GYO gar den einzigen (!) Totalveriss in der aktuellen Ausgabe eines gemeinhin als äußerst urteilsmilde geltenden gedruckten Filmmagazins. Im Vorfeld also ein erhöhtes Rohrkrepierer-Risiko bei einem Anime, der offensichtlich nicht für die ganze Menschheit, sondern nur für den acquired taste gemacht wurde. Diese auserwählten Geschmäcker sollten dann allerdings unbedingt einen Sinn fürs Bizarre und Absurde ihr Eigen nennen. Und einen stahlharten Magen. An Ekelbildern - soviel sei schon jetzt verraten - wird hier definitiv nicht gespart.

Aber wer den deftigen Trailer gesehen hat, der dürfte wissen, was ihn in kurzen, aber knackigen und vor allem schleimigen 70 Minuten erwartet. Nämlich eine Art perverser Pupswitz, wenn man auf die bösen Zungen hört oder eben eine weitere unglaublich bizarre Endzeitvision made in Japan, die äußerst heftig auf eure WTF!-Synapsen wirkt.

GYO basiert auf einem bekannten Manga des noch bekannteren Junji Ito, der auch schon die gezeichneten Vorlagen zu dem hochoriginellen wie abgefahrenen (Spiralen-) Horrorfilm UZUMAKI sowie der ebenfalls merkwürdigen TOMIE-Reihe geschaffen hat.

Vom Hörensagenlesen weiß ich, dass Kenner der ursprünglichen Quelle von der Umsetzung größtenteils enttäuscht sind. Es wurde bemängelt, dass Regisseur und Drehbuchautor Takayuki Hirao eine viel zu großzügige Adaptionsfreiheit für sich beansprucht und sich aus einer komplexen Vorlage nur die ekligsten Details herausgepickt hätte. Da ich außer den Heiligen 28 Bänden der Lonewolf & Cub-Reihe leider keine Mangas mein Eigen nenne, muss ich dies zunächst unkommentiert lassen.

Wenn man sich als Nichteingeweihter jedoch erst einmal an das abwegige, aber doch relativ einmalige Szenario mit seinen marschierenden Fischen, Haien und Kraken gewöhnt hat, türmt sich vor dem (geneigten!) Auge eine bizarre Chimäre der verschiedensten Motive aus Film, Manga, Schund und Literatur auf. GYO kommt daher wie eine Mischung aus Schätzings DER SCHWARM, dem Schleimhorrorfilm SLITHER, der alten Clive Barker-Kurzgeschichte "Bergland oder Agonie der Städte" aus dem Ersten Buch des Blutes und milder -hrhm- "Hentai-Romantik" in Form von oralen und analen Tentakelpenetrationen. Wobei die letzteren im Kontext zur Anatomie der Geschöpfe und im Widerspruch zu manch kritischer Stimme nicht einmal soo selbstzweckhaft in die Story eingebettet sind...

Doch keine Frage: GYO mit seinem aus allen Poren dringenden Leichengestank, der Fangarmphallik, den Faulgasen und seinen äußerst widerwärtigen Mutationen und Metarmorphosen ist sicherlich nicht das Anime zum Sonntagsnachmittagstee mit der Frau Mutter, sondern per exellance ein Bildersturm der ekligsten Sorte.

Das kann man sicherlich als "kranken Scheiß" abtun, wie es die Deadline tat, aber auch als eine auf 70 Minuten komprimierte, rasante Apokalypse ansehen, die in ihren düstersten Momenten richtig hoffnungslose Weltuntergangsstimmung verbreitet. Auch wenn die apokalyptischen Reiter diesmal -gewöhnungsbedürftig- nicht auf fahlen Pferden, sondern auf den Rücken laufender, nach Verwesung stinkender Fischen unterwegs sind...

Dass in einer Laufzeit von etwas mehr als einer Stunde kein Epos mit tiefgründiger Figurenzeichnung entstehen kann, versteht sich von selbst. Das Ende mag tatsächlich etwas abrupt kommen, aber dennoch hatte ich das Gefühl eine "runde" Geschichte gesehen zu haben. Und da das Ganze aus dem renommierten Hause Ufotable stammt, darf man sich auch schönen Zeichnungen und Animationen sicher sein. Wobei sich das Wort "schön" in diesem schleim- und fäulnisdurchsetzten Kontext ja fast schon von selbst verbietet.

Anyway, zum Schluss noch ein Hinweis auf einen möglichen technischen Makel der deutschen Blu-ray. Zumindest auf meinem Philips-Player zuhause ließ sich die sowohl auf dem Cover als auch im Menü angegebene japanische Tonspur nicht zuschalten. Die deutsche Synchronisation gibt zwar keinen Anlass zur Klage, aber das Fehlen des Originaltons ist eben per se ein Ärgernis. EDIT: Wie mich gerade ein freundlicher Hinweis eines Lesers erreichte (Nochmals herzlichen Dank, Dennis!), ist die Originaltonspur doch enthalten. Im Setup-Menü statt Cursor nach unten, Cursor nach oben und höre da: O-Ton. Alles gut also! 

Gyo - Der Tod aus dem Meer Bild 1
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Gyo - Der Tod aus dem Meer Bild 4
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Gyo - Der Tod aus dem Meer Bild 6
Gyo - Der Tod aus dem Meer Bild 7
FAZIT:

Schätzings Der Schwarm auf asiatisch sick und durchgeknallt...- GYO ist der Anime zum gleichnamigen Manga aus der Feder von Junji (UZUMAKI) Ito, der sich nur die ekligsten Momente aus der komplexeren Vorlage herausgepickt hat. Aus einem abstrusen Szenario entfacht GYO dabei einen kranken Bildersturm, der manchmal unfreiwillig komisch wirkt, aber viele Ekelgrenzen konsequent überschreitet. Kann man -wenn man böse will- sicherlich als perversen Pupswitz ansehen; aber eben auch als eine in rasante 70 Minuten komprimierte weitere unglaublich bizarre Endzeitvision made in Japan, die heftigst auf die WTF!-Synapsen wirkt.

 

WERTUNG: 7 von 10 Tentakeln oben und hinten rein
TEXT © Christian Ade
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