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Haus aus Sand und Nebel

Haus aus Sand und Nebel

OT: House of Sand and Fog
DRAMA: USA, 2003
Regie: Vadim Perelman
Darsteller: Ben Kingsley, Jennifer Connelly

STORY:

Kathy wird wegen ungerechtfertigter Steuerschulden aus ihrem Haus geworfen das sogleich an den gescheiterten, iranischen Oberst Behrani zu einem Spottpreis versteigert wird. Dieser will es um ein vielfaches weiterverkaufen um seiner Famile so wieder einen Lebensstandard zu ermöglichen, wie sie es früher gewohnt war. Doch Kathy hängt an dem Haus, für das ihr Vater ein Leben lang geschuftet hat ...

KRITIK:

"Häuser-Filme" gibt es wie Sand am Meer und Nebel im Winter. Darunter sind sowohl großartige ("Das Haus am Meer"), seltsame (Haus der 1.000 Leichen) als auch grauenvolle (Das Haus am See) Werke vorzufinden.

Der Film mit dem poetischen Titel "Haus aus Sand und Nebel", löblicherweise korrekt aus dem Englischen übersetzt, gehört in erster Linie einmal zu den trotz hohem Budgets und Starbesetzung vielfach übersehenen Filmen. Davon zeugt auch, dass er in Videotheken und Geizmärkten nicht anzutreffen ist. Wer also auf einer DVD über den Trailer dieses Films stolpert und ihn sehen möchte, muss schon zum Beispiel an den Werbepartner des Vertrauens von filmtipps.at (Hint: der wo der böse iPod jetzt als DRM-Schleuder gebrandmarkt wird) wenden.

Doch das lohnt sich - denn in ALLERerster Linie ist Haus aus Sand und Nebel ein Kleinod filmischer Kunst. Ein großartig gespieltes, im Stile eines Kammerspiels inszeniertes Drama, das tief unter die Haut geht.

Kathys Haus wird zum Symbol für die Träume sowohl von Kathy selbst als auch für die Träume des Immigranten Behrani, der versucht, über das Haus seiner Familie wieder einen Lebensstandard bieten zu können, wie sie es gewohnt waren, bevor sie gezwungen waren, aus dem Iran zu flüchten und ein neues Leben in den USA zu beginnen.

Sowohl für Kathy, die gerade erst eine Alkohol- und Nikotinsucht überwunden und auch noch die Trennung von ihrem Mann zu verarbeiten hat, als auch für Behranis Familie, die sich nur durch mehrere Aushilfsjobs ihres Familienoberhaupts über Wasser halten kann, ist das "Haus aus Sand am Nebel" der einzige Ausweg aus ihrer jeweiligen verfahrenen Situation.

Diese beiden Welten prallen in diesem Film mit voller Wucht aufeinander und bieten den Schauspielern alle nur erdenklichen Möglichkeiten, über sich hinauszuwachsen. Ben Kingsleys Performance ist wieder einmal beeindruckend aber auch angsteinflößend. Doch auch der restliche Cast steht Kingsley in nichts nach, auch wenn er allein schon durch seine Ausstrahlung eine unheimliche Präsenz auf die Leinwand bringt. Er ist wie geschaffen für die Rolle des iranischen Oberst, der auch seine Familie in eiserner Militärsmanier kontrolliert.

Doch der Film hat mehr zu bieten als eindimensionale Charaktere - er entwickelt sie konsequent weiter und treibt die Handlung in ungeahnte Richtungen.

Das Ende fällt - wenn auch alles andere als "happy" - höchst zufriedenstellend aus. Der Film hat viel zu sagen, ohne dass er jedoch urteilt. Er lässt niemanden gut oder als Held dastehen, er zeigt Menschlichkeit mit all ihren Fehlern, er zeigt Egoismus und selbstzentriertes Denken wie es einem jeden Tag begegnet und man auch bei sich selbst viel zu oft entdeckt.

Es zählt nicht mehr, wer im Recht war und wer im Unrecht. Es werden auch keine Schuldigen gesucht oder frohe "alles-wird-besser-seid-halt-nett-zueinander"-Botschaften vermittelt. Vielleicht kann man sagen, dass der Film einem den Spiegel vor die Nase hält und uns unterstellt, dass wir in der jeweiligen Situation wohl ähnlich gehandelt hätten.

Wer das Glas aber gerne halb voll sieht, mag vielleicht auch eine etwas optimistischere Botschaft erkennen: das Festklammern an materiellen Werten wertet bestenfalls das Ego auf, glücklich macht es einen noch lange nicht - am Ende sind sie auch nur aus Sand und Nebel.

Haus aus Sand und Nebel Bild 1
Haus aus Sand und Nebel Bild 2
Haus aus Sand und Nebel Bild 3
Haus aus Sand und Nebel Bild 4
FAZIT:

Wären da nicht einige etwas zu konstruiert wirkende Elemente im Plot, Haus aus Sand und Nebel wäre ein Kandidat für eine feierliche Höchstwertung. Dazu reicht es nicht ganz, aber das kann keine Ausrede für die beschämenden Einspielergebnisse dieses ganz großen kleinen Films sein. Wer Buße tun will, bestellt jetzt!

WERTUNG: 9 von 10 dieser Dinger am Dach mit Meerblick
TEXT © Bernhard König
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