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Headshot

Headshot

DRAMA/THRILLER: Thailand, 2011
Regie: Pen-Ek Ratanaruang
Darsteller: Nopachai Chaiyanam, Sirin Horwang, Chanokporn Sayoungkul

STORY:

Tul (Nopachai Chaiyanam) ist ein ehrlicher Polizist, der jedoch derart erpressbar gemacht wird, dass er sich auf einmal in der Rolle eines Auftragsmörders wiederfindet. Doch er wird nicht einfach irgendein Killer, sondern arbeitet für eine Geheimorganisation, welche die Welt zu einem besseren Ort machen will, indem sie Verbrecher und korrupte Politiker beseitigt. Als Tul einen solchen Politiker ausschaltet, bekommt er von dessen Bodyguard einen Kopfschuss verpasst, der ihn monatelang ins Koma versetzt. Als Tul schließlich wieder erwacht, sieht er alles auf dem Kopf stehen. Das ist auch deshalb ungünstig, da jetzt sowohl die Polizei, als auch Gangster Jagd auf Tul machen...

KRITIK:

Der aus dem Jahre 2011 stammende Neo-Noir HEADSHOT ist ein streckenweise sehr brutaler Thriller des thailändischen Schöngeistes Pen-Ek Ratanaruang, der eher für Werke von fast meditativer Langsamkeit und Schönheit wie LAST LIFE IN THE UNIVERSE (2003) bekannt geworden ist. Doch völlig anders ist HEADSHOT trotzdem nicht. Auch dieser Film ist von seinem Tempo her zumindest für einen Thriller sehr gebremst und interessiert sich mehr für das Erschaffen einer besonderen Atmosphäre und das zum Leben Erwecken seiner Akteure, als für den eigentlichen Thrillerplot. Dabei wartet HEADSHOT durchaus mit einigen Wendungen auf, die - dem Noir-Geist verpflichtet - nicht unbedingt auf ein Happy End zusteuern...

Der von Nopachai Chaiyanam großartig gespielte Tul ist ein einfacher Mann, der keine großartigen Ambitionen hat, aber durchaus große Energie entwickeln kann, wenn es darum geht, einfach das Richtige zu tun. Deshalb ist es besonders tragisch zu sehen, wie gerade er als einer der letzten aufrechten Polizisten machtlos zusehen muss, wie er dazu gezwungen wird, genau das Gegenteil davon zu tun, woran er glaubt. Tul muss erkennen, dass er nur ein ganz kleines Rädchen in einer gewaltigen Maschinerie ist, die er nicht begreift und die er noch weniger kontrollieren kann. Aber nicht nur er, sondern auch zahlreiche mit ihm in Kontakt stehende Personen entpuppen sich zunehmend als bloße Spielbälle in der Hand von mächtigen Hintermännern, die sie oft gar nicht kennen und deren Absichten sie nicht durchschauen.

In einer Schlüsselszene des Films sagt Tul, dass ihn seine Sehstörung zwar zuerst enorm genervt habe, er jedoch später deren großen Wert erkannt hat. Sie zwinge ihn dazu alle Dinge viel eingehender zu betrachten, als er es vorher getan hatte. Deshalb lebe er jetzt viel bewusster. So verwundert es auch nicht, dass ihn sein Weg in diesem thailändischen Film auch in ein buddhistisches Kloster führt. Dort wird er vorurteilsfrei aufgenommen. Seine Vergangenheit ist den Mönchen dort egal. Zunehmend schüttelt Tul all den erlittenen Schmerz und Schmutz von seiner Seele ab und lässt das Erlebte hinter sich. Doch kann man in dieser Welt seiner Vergangenheit tatsächlich einfach so entfliehen?

Headshot Bild 1
Headshot Bild 2
Headshot Bild 3
Headshot Bild 4
FAZIT:

HEADSHOT ist ein ebenso gemächliches, wie atmosphärisches Thriller-Drama des thailändischen Autorenfilmers Pen-Ek Ratanaruang. Das übergreifende Thema des Films ist die Machtlosigkeit des kleinen Mannes in einer Welt, die von zumeist unsichtbar bleibenden Dunkelmännern beherrscht wird.

WERTUNG: 7 von 10 Bilder von einer Welt, die buchstäblich Kopf steht
TEXT © Gregor Torinus
Dein Kommentar >>
Fedi | 18.11.2013 10:32
Naja. Der Film verliert sich selbst ab der Hälfte,
bzw. dem letzten Drittel des Filmes und sickert dann
nur noch so vor sich hin. Es wirkt beinahe so, als
ob sich Ratanaruang selbst kopiert hätte, nur ohne
die doppelbödigen Bilder seines wundervollen LAST
LIFE. Irgendwann bemüht sich der Film nur noch seine
losen Fäden zusammen zu führen - was schön und gut
ist - doch ein aufmerksames Publikum, hat dies
bereits für ihn schon einige Minuten früher getan.
Die angebliche Philosophie, von denen der
berüchtigte Klappentext spricht, die drastischen
Bilder und Showdowns, von all dem ist weit und breit
nichts zu sehen. Die gemächliche und sympathische
Ruhe der ersten Hälfte wandelt sich in eine
ideenlose Repetition, des stest gleichen und das
Sanfte, Geheimnisvolle franst zu einem Klischee aus,
der Aufhänger bleibt lediglich ein Gimmick. Leider.
Die Bilder sind dennoch wunderschön, die Kulisse
ebenso und der Stil (zu Beginn zumindest) fängt
einen ein. Das gute Niveau wird leider nicht
gehalten. 6 Schweineschwartenchips
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