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Hostel 2

Hostel 2

HORROR: USA, 2007
Regie: Eli Roth
Darsteller: Lauren German, Heather Matarazzo, Bijou Phillips

STORY:

Wie in Teil 1, mit dem Unterschied, dass diesmal weibliche Touristen in die Fänge der slowakischen Folter-Mafia gelangen...

KRITIK:

Da ist sie also, die Fortsetzung des Horror-Überraschungserfolges Hostel. Wie schon der erste Teil sorgt auch das Sequel für erbitterte Debatten.

Dabei erstaunt das eher bescheidene geistige Niveau, auf dem diese Kontroverse ausgetragen wird.

Selbst in an sich idiotenfreien Zonen wie fm4.at entblöden sich Gegner des Films nicht, Horrorfans pauschal "Vergewaltigungs - und Folterfantasien" zu unterstellen. Überhaupt scheinen die Gegner des Films (bzw. des Genres an sich) keine differenzierteren Argumente aufbieten zu können als "grauslich", "furchtbar" oder das Killer-Argument schlechthin: "Jugendgefährdung". Mit dieser Begründung wurde der Film in Deutschland radikal geschnitten. Hierzulande ist immerhin eine ungekürzte Fassung im Kino zu sehen.

Dabei ist Hostel 2, wie auch sein Vorgänger, weit mehr als "nur" eine selbstzweckhafte Attacke auf die Magennerven. (obwohl: das natürlich auch.) Was den Gegnern des Films entgangen sein dürfte: Regisseur Eli Roth würzt seine zugegeben nicht eben subtilen Blut-und-Beuschel-Exzesse mit pechschwarzem Humor und harscher Kapitalismus-Kritik.

Recht bald lernen wir zwei amerikanische Businessmen wie aus dem Bilderbuch kennen: Stockkonservatives Outfit, arrogantes Gehabe und protzige Uhren am Handgelenk. Unsympathische Upperclass-Spießer (passenderweise gespielt von zwei Desperate Housewives-Akteuren), deren Frauen und Kinder keinen blassen Schimmer haben, wovon die erfolgreichen Vorzeige-Familienväter im Geheimen träumen: Einmal einen Menschen zu Tode foltern. Killer-Kapitalismus im Wortsinn.

Sicher ist das plakativ wie nur was. Aber für Hollywood-Verhältnisse doch sehr ungewöhnlich.

Nun mögen Skeptiker einwenden, dass dem Gros des Horror-Publikums solche gesellschaftspolitischen Seitenhiebe herzlich egal sind, solange das Blut bis in die letzte Reihe spritzt. Das tut es tatsächlich: Eli Roth setzt dem ersten Teil in Punkto Härte noch eins drauf. Die zweite Filmhälfte strotzt vor bizarren Gewaltszenen, bei denen man sich fragt, ob man das jetzt tatsächlich gesehen hat. Allerdings sind die blutigen Folterexzesse beinahe comichaft überzeichnet und ins Groteske übersteigert. Wir haben es hier mit einer ätzenden, pechschwarzen Satire zu tun.

Dabei scheint der alte Kontinent Europa es dem Regisseur angetan zu haben - nicht nur in der Wahl der Schauplätze, sondern vor allem filmhistorisch: In den Folterszenen lassen Großmeister des Eurotrash wie Joe d'Amato oder Jess Franco grüßen. Und das luxuriöse Anwesen des Ober-Bösewichts erinnert an die Villa der Faschisten in Pasolinis 120 Tage von Sodom.

Hostel 2 Bild 1
Hostel 2 Bild 2
Hostel 2 Bild 3
Hostel 2 Bild 4
Hostel 2 Bild 5
FAZIT:

Besser noch als der erste Teil! Hostel 2 ist eine hinterfotzige Gesellschaftssatire, die sich als Horror-Blockbuster tarnt. Ein Film, der mehr Intelligenz, Tiefgang und vor allem bösartigen Witz hat, als es bornierte Jugendschützer wahrhaben wollen.

WERTUNG: 8 von 10 scharfen Messern
Dein Kommentar >>
Gregor Torinus | 07.09.2010 12:05
Zum Fazit: Genau so sieht das aus! - Außerdem besser ein ehrlicher Exploitation-Kracher mit beiläufig untergebrachter Message, als ein prätentiöser Torture-Porn mit Psyeudoanspruch (ANTICHRIST)!
Federico | 20.06.2011 16:29
Aber im Gegensatz zu ANTICHRIST hat HOSTEL 2 keine Figuren, die einem etwas bedeuten oder wenigstens nicht ganz am Arsch vorbei gehn'
>> antworten
thomas | 13.02.2009 22:49
Ihre Kritik vergisst etwas sehr Wichtiges.. Die wirklich sehr einseitige, merkwürdige Darstellung Europas.
Randle P. McMurphy | 14.04.2010 14:13
Seit wann liegt Österreich in Europa ?

*Kleiner Ulk am Rande*

Gelungene Fortsetzung des ersten Teiles.
8/10zerstückelte Leichenteile.
>> antworten
Nic | 08.12.2007 08:25
also ich hab ihn mir trotz aller abneigung auf grund dieser kritik angesehen, wurde aber wie erwartet enttäuscht. kann sein das er, roth, hiermit kritisieren wollte, jedoch finde ich nicht das er das überzeugend umgesetzt hat. "Salo" ist eine welt besser gelungen, auch wenn ein gewisser geschichtlicher background dafür voraussetzung ist, ihn zu verstehen. auch sind mir die "klienten" zu "weich" um zu überzeugen. die message "folterer sind auch nur menschen" brauch ich nicht serviert bekommen ;)

btw ist nur die US-Unrated fassung wirklich uncut...
>> antworten
Federico | 20.11.2007 23:58
Also, mein Kommentar, den ich eigentlich schon seit längerem zu diesem Film abgeben wollte:

Nach einem recht witzigen Einstieg, ereignen sich in den kommenden, ersten 2/3 des Films kaum Höhepunkte oder nennenswerte Ereignisse.

Die drei Protagonistinen werden zum Hostel von einer unbekannten Schönheit "eingeladen", vertreiben sich die Zeit mit sinnleeren Dialogen und Klischeebegutachtung der osteuropäischen Bevölkerung (bzw. Scheiß-Itaker*g*). Ganz ehrlich: die Geschichte die sich um die Europareise dreht ist überflüssig, da uns Roth weder gewitzte Dialoge noch eine interessante Charakterdarstellung bietet [1. das brave Mädchen (egal) , 2. das Flittchen (auch egal), 3. die Vernünftige (Sympathieträgerin, welch überraschung]).

Die Anzeichen, die die bevorstehende Qual andeuten sollen sind in vorhersehbare Horrorklischee gepackt (böser Mann schleicht sich im Tunnel an) -- Innovation zeigt Roth nur vereinzelt und dies auf der Seite der "Bösen", z.B. eine zynische Auktions-Szene zeigt Mordlustige aller Welt, wie sie um die drei Mädchen um die Wette bieten. Interessant sind auch die zwei Freunde (netter Seitenhieb auf Desperate Housewives), die extra aus Amerika anreisen um das Angebot des Hostels zu nutzen.

Also, nicht dass man mich falsch versteht; ich hatte während der ersten Hälfte schon meinen Spaß, das resultierte aber nicht direkt aus dem Film (zudem war der rege Dialog mit einem Freund währenddesssen gewesen, ansonsten wär dieses Machwerk so oder so unertragbar gewesen), bzw. war der Humor sicherlich nicht beabsichtigt.

Umso stärker schlägt dann die erste Folterszene ein (wahrscheinlich der einzige Grund warum man sich diesen Film ansieht, ich glaub, niemand erwartet eine interessante Story hinter dem Titel "hostel"): Roth lässt sein erstes weibliches Opfer in einer humorlosen, brutalen & ziemlichen "hard-to-watch Scene" sehr übel zu grunde gehen, ich - und da bin ich sicher nicht allein - empfand die Szene als sehr, sehr schwer verdaulich. Zwar blieben wir dann von Härteren verschont, der Auftakt der letzten halben Stunde tat jedoch sein übriges und ließ die weiteren Sequenzen in einem finsteren Licht erscheinen.

Hier zeigt der Film auch seine richtigen "horror"-seiten; ein dreckiges Setting, eine düstere Atmosphäre und die (an-)Spannung, da die nächste Brutal-Attacke nicht fern ist: diese sehen jedoch schon wieder zu sehr nach Splatter aus, dass man sie schwer so ernst nehmen kann, wie die erste. Ein mulmiges Gefühl bleibt trotzdem, dem nicht nur Gewaltszenen vorauseilen - Hostel 2 hat sogar ein, zwei (zwar sehr unlogische) böse und überraschende Wendungen zu bieten.

So - jetzt stehen sich der langwierige Auftakt und das intensive Ende gegenüber. Auch wenn der letzte Teil einiges an Spannung auffährt - nichts täuscht darüber hinweg das Hostel 2 ein ziemlich dummes Machwerk ist. Auch wenn Roth behauptet, in seinem Film die hinterfotzige Gesellschaft Amerikas anzuprangern (was in einigen Szenen auch gut rüberkommt), verliert die sogenannte Message durch die ergo ebenso hinterfotzige Gewaltdarstellung (im Grunde geht es doch wirklich nur darum - und dieser Film schimpft sich kritisch) ihre Wirkung. Dass Roth in Interviews zudem noch Parallelen zu der derzeitigen amerikanischen Aussenpoltitk zieht und er meint, dass Europa bewusst so klischeebeladen dargestellt wird kann mir nun wirklich niemand einreden - ich halte Eli Roth und dieses Werk einfach zu blöd für solche Schlussfolgerungen (Eli Roth zeigt ungefähr eine so seriöse Meinung wie Zack Snyder zu 300).

Weiters stellt sich die Frage ob die Hostel Filme so erfolgreich gewesen wären, würde Tarantinos Name NICHT öfter fallen, als der des Machers himself. (Tarantino im Vorspann - 3:1 - Roth im Vorspann, so cirka...).

Wär ich alleine im Kino gewesen wär mir wahrscheinlich anfangs elends langweilig und dann elends übel gworden. Den Spaß den ich dann doch hatte reslutiert sicher nichtasu Roths Ironie und Zynismus'.
Für abgehärtete Gore-Fans wird der Film wahrscheinlich auch enttäuschend ausfallen, auf Grund der schon erwähnten langwierigen Anfangsphasen.
>> antworten
ulla | 27.09.2007 21:21
Filme wie Hostel hat es in viel tiefgründigerer Weise schon längst gegeben, wie etwa die 120 Tage von Sodom. Die Frage ist viel eher: welche Neigungen haben Menschen, die sich solche Filme reinziehen: masochistische oder sadistische? Welches der beiden seid ihr eher? Und kommt mir jetzt bitte nicht mit dummem Ausweichgeschwätz.
Harald | 29.09.2007 21:47
Eindeutig masochistisch! Weil ich moralinsaure "Experten"-Kommentare wie dieses hier stets geduldig ertrage.
Btw. "120 Tage von Sodom" ist im Review erwähnt - siehe letzter Absatz, damit du nicht den ganzen Text lesen musst.
>> antworten
naranja | 05.07.2007 19:40
bisher die beste review, die ich über den film gelesen habe.
ich persönlich finde den film auch ziemlich gut, obwohl ich ihn nicht ganz so intensiv fand wie den ersten. trotzdem super, alleine schon wegen der vielen toll gewählten zitaten und einiger spitzen szenen, wie zum beispiel als die beiden geschäftsmänner zur fabrik fahren. auch sehr cool wie die security einrichtungen der fabrik seit dem letzten teil hochgefahren wurden!!
>> antworten
Federico | 19.06.2007 11:59
klar, aber (laut ofdb.de) in österreich läuft er soweit ich weiß ungeschnitten, oder?
Harald | 19.06.2007 14:00
ja, in AT uncut, wie auch im review angemerkt.
>> antworten
Ralph | 16.06.2007 09:51
na ich weiß nicht ob du mich jetzt überzeugt hast;-)
Federico | 17.06.2007 11:08
dito.
und so borniert sind die jugendschützer glaub ich nicht, (es heißt nicht umsonst JUGENDschutz) denn dieser film gehört sicherlich nur in hände von erwachsenen.
und ist der film nicht genauso hinterfotzig wie die brutale gesellschaft die er anprangert, eine filmhälfte später jedoch genüsslich den peinigern in den blut seines opfers baden lässt?

nun, ich wil mich nicht noch mehr über einen film äußern, den ich nicht gesehen habe - aber auf roths überzeugungsinterviews à la "damit will ich die perversion der menschen zeigen" lass ich mich sicher nicht ein.
Harald | 17.06.2007 20:32
@Federico: Jugendschutz ist wichtig, keine Frage. Aber diese elendige FSK-Schnippelei, die unter dem Deckmantel des Jugendschutzes Filme willkürlich kürzt, ist nichts anderes als Zensur und eine inakzeptable Bevormundung erwachsener Staatsbürger.
>> antworten