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Im Banne des Unheimlichen

Im Banne des Unheimlichen

KRIMI: Deutschland, 1968
Regie: Alfred Vohrer
Darsteller: Joachim Fuchsberger, Siw Mattson, Wolfgang Kieling, Pinkas Braun

STORY:

Bei der Beerdigung von Sir Oliver dringt urplötzlich höhnisches Gelächter aus dem Sarg. Und kurz darauf geht eine Gestalt mit Umhang, Totenkopfmaske und Skorpionring um und dezimiert den Bekanntenkreis von Sir Olivers Bruder Cecil...

KRITIK:

Hohngelächter aus dem Sarg. Ein Killer mit Totenkopfmaskierung und einem todbringenden Fingerring. Und Blacky Fuchsberger ermittelt in seiner Paraderolle als Inspektor Higgins. Willkommen in der Welt des Edgar Wallace nach dem Verständnis deutscher Gruselkrimiproduzenten. Willkommen auf dem schmalen Grad zwischen Kult, Trash und grandios verfilmter Groschenroman-Atmosphäre.

Der einmal mehr von Alfred Vohrer inszenierte IM BANNE DES UNHEIMLICHEN aus dem Jahr 1968 stammt aus der vorletzten Phase der altehrwürdigen Reihe, die zehn Jahre zuvor mit dem FROSCH MIT DER MASKE ihren Anfang genommen hat. Man hat sich bereits vom klassischen Schwarz/weiß verabschiedet und Karl Löbs Bilder erstrahlen mittlerweile in schönstem Eastman-Color. Joachim Fuchsberger, der zumeist in Diensten von Scotland Yard stehende Sonnyboy und Ladykiller, ist aber immer noch mit von der Partie. Obgleich hier schon mittelschwer ergraut, ist er nach wie vor eine Bank.

IM BANNE DES UNHEIMLICHEN ist aber auch einer der letzten Wallace-Streifen nach bewährter deutscher Rezeptur, bevor die Italiener Dallamano, Freda und Lenzi das Zepter übernommen und die gesamte Reihe direkt ins Giallo-Genre transformiert haben. Was durchaus einem Kreisschluss gleichgekommen ist: Weil in der Ahnengalerie des italienischen Thriller der 60er und 70er Jahre findet sich sicherlich auch der deutsche Krimi.

Dass hier zwei Subgenres im Begriff sind, miteinander zu verschmelzen, wird wohl besonders in Lill Lindfors Todesszene deutlich: Ein Close-up eines angstverzerrten Frauengesichts und der phallische Giftstachel des Skorpionrings an ihrer Kehle. Der Giallo lässt grüßen.

Wie bereits festgestellt ist Edgar Wallace-Verfilmung Nr. 26 aus dem Hause Rialto trotzdem noch eindeutig teutonisch geprägt und steht damit bei puristischen Fans höher im Kurs als die eher ungeliebten, italienischen Werke der letzten Phase. Allerdings ist er für das objektive Auge dadurch auch bedeutend trashiger.

Keine Widerrede meinerseits, wenn jemand behauptet, dass die muntere Meuchelei im Banne des Unheimlichen weitgehend sinnfrei vonstatten geht und die Maskerade des Killers eher belustigend denn erschreckend wirkt und sicherlich nicht umsonst zum Kostüm des WIXXERS in Oliver Kalkofes gleichnamiger Edgar-Wallace-Parodie wurde. Doch andererseits ist dieser edle Krimi-Trash verdammt kurzweilig und vor allem sehr leichenhaltig geraten. Und auch in Farbe und ohne atmosphärisches Schwarz/weiß erwacht hier ein bizarres, unwirkliches, nebelverhangenes London zu einem düsteren, mörderischen Leben. 

Das Wallace-Girl in diesem Teil wird diesmal von der schwedischen Darstellerin Siw Mattson verkörpert. Sie spielt eine vorwitzige wie clevere Reporterin und erinnert ob ihrer forschen, selbstbewußten Art ein wenig an Daria Nicolodis Part in Argentos Meister-Giallo DEEP RED.

In weiteren Rollen sehen wir unter anderem Pinkas Braun, Wolfgang Kieling und Siegfried Rauch. Edgar Wallace-Kenner werden allerdings die Serien-Urgesteine Eddi Arent und Siegfried ("Sir John") Schürenberg vermissen. Als Vertreter für beide springt Hubert von Meyerinck ein und macht neben dem Superintendenten auch den Hofnarren. Und ehe ich's vergesse zu erwähnen: Vor ihrem filmischen Ableben gibt Lill Lindfors noch einen knackigen von Peter Thomas komponierten Song zum Besten.

Im Banne des Unheimlichen Bild 1
Im Banne des Unheimlichen Bild 2
Im Banne des Unheimlichen Bild 3
Im Banne des Unheimlichen Bild 4
Im Banne des Unheimlichen Bild 5
Im Banne des Unheimlichen Bild 6
FAZIT:

Eine lachende Leiche. Ein Phantom mit Totenkopfmaske und Giftstachel-Ring. Und ein ganzer Berg Leichen. Viel Arbeit also für Blacky Fuchsberger alias Inspektor Higgins, aber auch für die Nebelmaschine am Filmset. Und ein Mordsspaß für alle Freunde trivialer deutscher Gruselkrimi-Kost.

WERTUNG: 7 von 10 grüngesichtige Grabsteinmetze
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
Claes Rosengren | 21.10.2018 21:54
Ich sah dieser Film in Solbad Hall, Österreich, im Sommer 1968!/ Claes, aus Schweden
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Marcel | 07.06.2012 07:28
absoluter Hoehepunkt ist Blacky, der wirklich jedem Rock
hinterherschaut und munter sein Pfeipfchen pafft, wahrend die
Sitar erklingt. Ja, so waren die 68 er...
Chris | 07.06.2012 09:28
Ja, so ist er eben. Unser Blacky. Ein Schwerenöter vor dem Herrn! Am
lässigsten finde ich ihn beim HEXER. : )
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