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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Immaculate

Immaculate

HORROR: USA/I, 2024
Regie: Michael Mohan
Darsteller: Sydney Sweeney, Álvaro Morte, Simona Tabasco, Benedetta Porcaroli

STORY:

Die junge Novizin Cecilia verlässt ihre Heimat in den USA, um in Italien einem Kloster beizutreten. Doch schon bald muss Cecilia feststellen, dass hinter den dicken Klostermauern einiges nicht mit rechten Dingen zugeht.

KRITIK:

Es ist mal wieder passiert: Ein Kinobesuch, bei dem ich schlagartig das Durchschnittsalter im Saal um circa 20 Jahre hebe. Und auch den Testosteronspiegel. Es sind nämlich mehrheitlich sehr, sehr junge Frauen im Saal. Und ein paar vereinzelte mitgeschleppte Boyfriends, die nicht unbedingt den Eindruck erwecken, ob der Filmauswahl in extreme Ekstase zu verfallen.

IMMACULATE, so steht es geschrieben, war ein Herzensprojekt von Sidney Sweeney. Junge Menschen kennen die Darstellerin aus der - übrigens tollen - Serie EUPHORIA, aus MADAME WEB und aus einer romantischen Komödie mit "Liebe" im Titel, die ich wiederum nicht kenne. Alte Menschen kennen sie möglicherweise auch - Sidney Sweeney ist die junge Dame im Stones-Video "Angry", die sich im knappen Leder-Outfit auf der Rückbank eines Mercedes Cabrio unter den überdimensionalen Billboards von Mick Jagger und Keith Richards räkelt.

Extrovertierte Rockbitch (darf man das überhaupt so schreiben, fragt der alte weiße Mann) und keusches Kirchenmäuschen - Sidney Sweeney kann alles. Selbst das Wokeness-Zentralorgan derstandard.at ist voll des Lobes und schwärmt von "einer progressiven feministischen Note in Verbindung mit weiblicher Körperlichkeit" und "sexpositivem Empowerment" - was übrigens kein Widerspruch zur Rollenwahl einer katholischen Nonne sein muss. Im Film geht es letztlich um Selbstbestimmung über den eigenen Körper, ein zentrales feministisches Anliegen.

Aber genug geschwafelt & geschwärmt, kommen wir endlich auf den Film zu sprechen. Ich muss ja zugeben, dass meine Erwartungen nicht übermäßig hoch waren. Umso freudiger die Überraschung, dass sie weit übertroffen wurden. Ja, es stimmt schon, in der ersten Filmhälfte wird ein relativ vorhersehbares Programm abgespult: Jump-Scares, Albträume, die keine sind, schleichende Verunsicherung, um sich greifende Panik. Nicht neu, nicht wahnsinnig innovativ, aber inszenatorisch mit einiger Raffinesse dargeboten.

Der Film profitiert entschieden von den authentischen Schauplätzen. Es wurde nicht in einem Studio, sondern tatsächlich on location in Italien gedreht - dezente Dario-Argento-Vibes inbegriffen. In der zweiten Filmhälfte verschärft sich das Geschehen zusehends, IMMACULATE wagt sich in Nunspoitation-Gefilde vor: Wenn man so will, die Teenie-Horror-Version von Ken Russells THE DEVILS. Mit Einschränkungen freilich: Nackte Haut und blasphemisch-lesbische Spiele bekommt man(n) leider nicht geboten. Regisseur Michael Mohan ist eben kein Ken Russell, kein Jess Franco, kein Paul Verhoeven. Aber zumindest darf man annehmen, dass er zentrale Werke der Genannten kennt und gewalttechnisch zu channeln versucht. Der Film endet mit durchaus unangenehmen, transgressiven Gewaltspitzen, bei denen das eine oder andere Raunen durch den Saal ging. Ja, kann man gelten lassen.

Immaculate Bild 1
Immaculate Bild 2
Immaculate Bild 3
Immaculate Bild 4
Immaculate Bild 5
FAZIT:

EUPHORIA-Star Sidney Sweeney überzeugt in einem kleinen, ziemlich fiesen Schocker hinter Klostermauern. Wenn man so will, ist IMMACULATE die dezent-splattrige Teenie-Horror-Variante von Ken Russells THE DEVILS. Da es sich um ein Herzensprojekt handelt, vergeben wir ...

WERTUNG: 7 von 10 Gläser Messwein
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