OT: Let It Ride
KOMÖDIE: USA, 1989
Regie: Joe Pytka
Darsteller: Richard Dreyfuss, David Johansen, Teri Garr, Jennifer Tilly
Jay Trotter (Richard Dreyfuss) ist ein chronischer Verlierer - zumindest glaubt er das selbst. Taxifahrer, Ehemann, Spieler - in genau dieser Reihenfolge, aber vermutlich mit sinkender Priorität. Seine Ehe steht kurz vorm Kollaps, sein Konto ist leer, und sein Alltag dümpelt dahin. Doch an einem scheinbar ganz gewöhnlichen Tag wendet sich plötzlich das Blatt: Ein heimlich mitgehörtes Gespräch in seinem Taxi bringt ihn auf eine todsichere Wette am Pferderennplatz. Trotter entscheidet sich, ein letztes Mal zu setzen - und gewinnt.
Und dann gewinnt er wieder. Und nochmal. Und nochmal. Was als kleiner Flirt mit dem Glück beginnt, entwickelt sich zu einem irrwitzigen Siegeszug über die Rennbahn, bei dem Trotter beschließt, alles auf dem Spiel zu lassen. Getreu dem Motto des Films: Let it ride. Er setzt alles, immer wieder - im festen Glauben daran, dass das Universum ihm heute endlich einmal wohlgesinnt ist.
Let It Ride ist ein seltener Glücksfall unter den Glücksspiel-Filmen - eine Komödie, die sich selbst nicht zu ernst nimmt, dabei aber eine gewisse Lebensphilosophie auf charmante Weise mittransportiert. Kein Film über Spielsucht oder tragische Verluste, sondern über den einen magischen Tag, an dem plötzlich alles klappt. Das Setting am Pferderennplatz wirkt fast wie ein eigenes kleines Universum: schrullige Charaktere, schillernde Verlierertypen und überraschend tiefsinnige Dialoge zwischen Zynismus und Hoffnung.
Richard Dreyfuss spielt Trotter mit einer Mischung aus Nervosität, Größenwahn und kindlichem Staunen - und man nimmt ihm jede Sekunde davon ab. Seine Energie ist ansteckend, seine Getriebenheit nachvollziehbar, und seine zunehmende Überzeugung, dass das Schicksal heute auf seiner Seite steht, wirkt irgendwann fast logisch. Der Film macht keinen Hehl daraus, dass hier Glück über Logik triumphiert. Und genau das ist seine Stärke. Statt trockener Rennstatistiken oder dramatischer Hintergrundgeschichten serviert Let It Ride eine kurzweilige Abfolge aus absurden Begegnungen, witzigen Eskalationen und kleinen, zwischenmenschlichen Momenten, die sich fast nebenbei in die Handlung schleichen.
Jennifer Tilly, David Johansen und Teri Garr glänzen in ihren Nebenrollen - allesamt Typen, wie man sie wohl nur auf der Rennbahn trifft. Und obwohl es viel zu lachen gibt, schwingt auch ein wenig Melancholie mit: Was passiert eigentlich, wenn man mal wirklich gewinnt? Wie geht man damit um, wenn das Leben plötzlich Ja sagt? Der Film gibt keine tiefschürfenden Antworten - aber er stellt die Fragen mit einem Augenzwinkern.
Let It Ride ist eine Glücksspielkomödie voller Herz, Wahnsinn und Humor. Ideal für alle, die Spaß an absurder Situationskomik haben und sich für einen Moment vorstellen möchten, wie es wäre, wenn einfach mal alles funktioniert. Kein tiefes Drama, kein moralisches Dilemma - nur ein Mann, ein Pferderennplatz und ein Haufen skurriler Entscheidungen. Für Fans von leichter Unterhaltung mit einer Prise Philosophie - und für alle, die daran glauben möchten, dass jeder irgendwann mal einen guten Tag verdient hat. Auch wenn man ihn beim Wetten verbringt.