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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Macbeth

Macbeth

DRAMA: USA, 2015
Regie: Justin Kurzel
Darsteller: Michael Fassbender, Marion Cotillard, Sean Harris, Paddy Considine

STORY:

Um die Thronfolge zu beschleunigen, ermordet Heerführer Macbeth (Michael Fassbender) den amtierenden König. Doch die Freude über die solcherart erworbene Krone währt nur kurz: Macbeth wird von den Geistern seiner Opfer verfolgt. Und da ist noch jemand aus Fleisch und Blut, der auf Rache sinnt.

KRITIK:

Es gehört schon eine Portion Selbstbewusstsein dazu, sich gleich mit dem zweiten Film an einem Shakespeare-Stück zu versuchen. Nach seinem Achtungserfolg mit dem drastischen Serienkiller-Drama SNOWTOWN fühlte sich der junge australische Regisseur Justin Kurzel offensichtlich bereit für das ganz große klassische Drama. Anders als sein australischer Kollege Geoffrey Wright, der Macbeth 2006 als schießwütigen Drogenboss in Melbourne wiederauferstehen ließ, siedelt Kurzel den Stoff an Originalschauplätzen an.

Mit Michael Fassbender und Marion Cotillard sind zwei der interessantesten Schauspieler unserer Zeit an Bord. Geschont hat der junge Regisseur seine Stars kein bisschen: Der Film besteht fast zur Gänze aus Außenaufnahmen bei ausgesucht scheußlichem schottischen Sauwetter.

Schon die Eröffnungssequenz ist furios: In Zeitlupe und extremen Close-Ups stürmen kriegsbemalte Kämpfer aufeinander los, bohren sich Schwerter in Körper und bleiben Tote im Schlamm der schottischen Einöde zurück. Das hyper-stilisierte Männerkino eines Nicolas Windin Refn lässt schon grüßen.

Kurzels Macbeth ist wohl der 300, nein, der Valhalla Rising, nein, der Mad Max unter den Shakespeare-Verfilmungen. Die opulenten Bilder schreien förmlich nach der größtmöglichen Leinwand. An der gewaltigen Naturkulisse der schottischen Highlands werde ich mich wohl nie sattsehen können. Und der irre Soundtrack verstärkt die Wirkung noch.

Dieser Film ist vor allem Eines: Ein Frontalangriff auf die Sinne. Filmisch bis zum Exzess, das Gegenteil von biederem Hörbuchkino oder gar verfilmtem Theater.

Auch der Härtegrad kann sich sehen lassen: Der rote Farbfilter, der sich im letzten Filmdrittel dekorativ über das Geschehen legt, deutet an, dass da noch einiges an Blut fließen wird. Ein Shakespeare-Drama ist bekanntlich keine Kinderjausen. In diesem Fall eher ein Splatter-Fest: Der Regisseur, dessen nächstes Projekt ASSASSINS CREED heißt, lässt mit großer Hingabe Knochen knacken und Blutfontänen spritzen, wobei selbst Kinder nicht verschont werden.

Wo Shakespeare draufsteht, ist selbstredend klassische Sprache aus dem 17. Jahrhundert drin. Zugeben, leicht verständlich ist das nicht immer. Und auch der Spannungsbogen leidet ein wenig an der Komplexität und Künstlichkeit der Sprache. Aber der Regisseur lässt ohnedies die Bilder für sich sprechen.

Macbeth Bild 1
Macbeth Bild 2
Macbeth Bild 3
Macbeth Bild 4
Macbeth Bild 5
FAZIT:

Zwischen einem Serienkiller-Film und einer Game-Adaption hat der junge australische Regisseur Justin Kurzel kurzerhand Macbeth für die große Leinwand adaptiert. Das Ergebnis ist quasi der Mad Max unter den Shakespeare-Verfilmungen. Gewaltige Bilder und Michael Fassbender am Rande des Wahnsinns sollten Argumente genug für einen Kinobesuch sein.

In diesem Sinne: "Die Hölle ist finster. Was geschah macht niemand ungeschehen."

WERTUNG: 8/10
Dein Kommentar >>
lalilulelo | 07.11.2015 19:31
ich kann zwar aufgrund meiner individualität nur für mich sprechen, aber ich habe noch nie so ne geile scheiße gesehen. ich bitte um eine angemessene kritik, damit das nicht vergessen wird. bis dann

mediasteak.com/kung-fury/
>> antworten
a-l-e-x | 04.11.2015 08:54
Die beste Macbeth "Inszenierung" die ich persönlich je gesehen habe.

Ich denke, wenn der gute Shakespeare gewusst hätte, wie man sein
Stück filmisch umsetzen kann, hätte er gepflegt aufs "Globe" gesch...
und in ein fettes IMAX umgezogen. Wobei dieser Macbeth leider nicht
fürs IMAX geschaffen wurde - schade eigentlich...
>> antworten