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Nick und Norah - Soundtrack einer Nacht

Nick und Norah - Soundtrack einer Nacht

OT: Nick and Norah's Infinite Playlist
LOVESTORY: USA, 2008
Regie: Peter Sollett
Darsteller: Michael Cera, Kat Dennings

STORY:

Eine Nacht, eine Begegnung, viele Emotionen: Nach einem versemmelten Gig versucht Bassist Nick (Michael Cera), erst kürzlich von seinem Objekt der Anbetung, Tris (Alexis Dziena), verlassen, das Beste aus dem angefangenen Abend zu machen und begibt sich auf die Suche nach dem Geheimkonzert seiner Lieblingsband "Where‘s Fluffy?". Dabei stößt er nach seinem eigenen Auftritt auf die ihm bis dato unbekannte Norah (Kat Dennings), die ihn sogleich mit einem intensiven Kuss begrüßt, der allerdings nur dazu diente, Rivalin Tris zu ärgern.

Nachdem die beide draufkommen, einander doch recht sympathisch zu finden und mehr als nur die Suche nach "Where‘s Fluffy?" zu teilen, leider aber Norahs Freundin Caroline (Ari Graynor) nach ein paar Getränken schon sturzbetrunken ist, versuchen sie erst einmal, diese nach Hause zu bringen. Während der Odyssey quer durch New York kommen Nick und Norah einander näher, doch eifersüchtige Ex-Partner, die Eskapaden von Caroline und missglückte Versuche, die heiß begehrte Lieblingsband zu finden, machen es den beiden nicht wirklich einfach. Hinzu kommt, dass Norah noch nie wirklich glücklich in einer Beziehung war und Nick irgendwie immer noch an seiner früheren Flamme zu hängen scheint...

KRITIK:

"Nick and Norah‘s Infinite Playlist" lässt sich mit einem Wort beschreiben: Nett. Es ist eine nette Liebesgeschichte zweier Teenies, ein bisschen Coming-of-Age, ein bisschen Roadtrip und ein bisschen von allem anderen, was eine Teenager-Komödie so ausmacht.

Wäre da nicht die Sache mit der Musik: Die spielt nämlich, so verspricht es schon der Titel, angeblich eine größere Rolle. Doch leider wird die Musikverliebtheit der beiden Protagonisten und ihrer Freunde vorrangig als Aufhänger verwendet anstatt wirklich substanziell für die Geschichte zu sein. Irgendetwas brauchte man eben, um diese Nacht, in der sich Nick und Norah kennen und lieben lernen, zu füllen - und da machte die Drehbuchautorin aus den Charakteren eben zwei Teenager, die - oh Wunder! - musikbegeistert sind und dem Geheimgig ihrer Lieblingsband nachjagen. Naja.

Nicht, dass Regisseur Peter Sollett es nicht hinbekommen hätte, daraus eine flüssige und durchaus auch abwechslungsreiche Geschichte zu machen. Nur spielt die Musik eben eine weitaus geringere Rolle, als man das womöglich erwartet hätte. Welche Lieder beispielsweise auf den Mix-CDs sind, die Nick für seine Verflossene anfertigt und von denen Norah ganz begeistert ist, erfährt man leider nie - was dem Charakter allerdings die dringend notwendige Tiefe verliehen hätte, spielt Michael Cera schließlich wie immer den schüchternen, zurückhaltenden, aber dennoch liebenswerten Romantiker, eine reichlich ausgelutschte Figur also.

Das dürfte den einfachen Freund von Romantic Comedys nicht stören, Zuseher jedoch, die selbst Musikliebhaber sind, werden tiefergehende Dialoge über Musik und die Liebe dazu - ganz nach dem Vorbild "High Fidelity" - vermissen. Einen Hauch von dem, was dem Film wirklich gut getan hätte, erfährt man bloß in jener Szene, wo Nicks bester Freund Thom über die Einfachheit und gleichzeitige Genialität der früheren Beatles-Songtexte, die damit genau den Nerv der Zielgruppe getroffen haben, referiert. Davon abgesehen sind Gespräche über Musik abseits von "Wow, du magst diese Band auch?" - "Ja, das ist meine Lieblingsband!" rar gesäht.

Zugutehalten muss man dem Film, dass er solide umgesetzt ist, die Schauspieler ihren Rollen entsprechend gut spielen und dem Zuseher trotz allem kaum langweilig wird, etwa weil die dauerbetrunkene Caroline für einige gute Lacher sorgt. Der Soundtrack - hauptsächlich Indie-Rock - besticht durch die Auswahl an eher unbekannten Bands aus der New Yorker Musikszene, die sich dennoch hören lassen und deren Songs insgesamt gut zu den jeweiligen Szenen passen. Als Teenager-Romanze mit humoristischen Einschlag kann sich der Streifen also durchaus sehen lassen, als Musikfilm sollte man sich nicht allzu viel erwarten.

Nick und Norah - Soundtrack einer Nacht Bild 1
Nick und Norah - Soundtrack einer Nacht Bild 2
Nick und Norah - Soundtrack einer Nacht Bild 3
Nick und Norah - Soundtrack einer Nacht Bild 4
Nick und Norah - Soundtrack einer Nacht Bild 5
FAZIT:

Schade, hier wurde viel Potential verschenkt, eine Teenager-Komödie mit einschlägiger Musikthematik zu produzieren, die über massentaugliche Oberflächlichkeit hinausgeht. So bekommt man stattdessen einen State-of-the-Art-Genrefilm präsentiert, dessen Machart zwar ein bisschen mehr "indie" ist als jene der üblichen Romantic Comedys und dessen Leitmotiv sich durchaus von anderen Filmen abzuheben weiß, im Grunde aber - bis auf den Soundtrack - nicht viel Außergewöhnliches besitzt, was ihn von Genrekollegen maßgeblich unterscheiden würde. Wer auf die beiden durchaus sympathischen Hauptdarsteller steht, kann aber ruhig einen Blick wagen, es ist in dem Fall nicht allzu viel verloren.

WERTUNG: 6 von 10 Mixtapes
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