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Night Train

Night Train

MYSTERY-THRILLER/KOMöDIE: DEUTSCHLAND/USA, 2009
Regie: Brian King
Darsteller: Danny Glover, Leelee Sobieski, Steve Zahn, Matthias Schweighöfer

STORY:

An einem Weihnachtsabend fährt ein Nachtzug durch die verschneite Landschaft. Ein scheinbar verwirrter Passagier, der in letzter Minute zusteigt, ist kurz darauf tot. In seinen Händen finden der alte Schaffner (Danny Glover) und die beiden im selben Abteil Mitreisenden (Leelee Sobieski, Steve Zahn) eine geheimnisvolle Holzbox. In dieser scheinen sich außerordentliche wertvolle Steine zu befinden. Nach kurzer Diskussion kommen die drei darin überein, die Leiche einfach verschwinden zu lassen und den Fund später unter sich aufzuteilen. Doch dies ist erst der Anfang einer Serie von immer unglaublicheren Verwicklungen ...

KRITIK:

NIGHT TRAIN verbreitet vom ersten Augenblick an eine subtile Atmosphäre des Unheils, die den ganzen Film durchziehen wird. Denn bereits die allerersten Außenaufnahmen des Nachtzugs sind sofort als zwar stylisch, aber eindeutig computergeneriert erkennbar. Auch dass es mit dem zuletzt zugestiegenen Passagier etwas Besonderes auf sich haben muss, ist vom ersten Moment an sonnenklar. Doch dann drückt der Film ziemlich früh aufs Gaspedal und schlägt einen wilden Haken nach dem anderen. Und nach einiger Zeit wird immer deutlicher, dass es mit der geheimnisvollen Box mehr auf sich hat, als man zunächst vermutet hätte ...

NIGHT TRAIN ist ein recht spritziger "Unbekannte treffen sich im Zug"-Thriller, der es durchaus versteht den Zuschauer zu unterhalten. Vom Grundton am ehesten eine Komödie, wird die Handlung zunehmend abgründiger und driftet schließlich immer mehr in übernatürliche, dunkle Gefilde. Doch hier werden nicht nur verschiedene Genres gemischt, der Film entfaltet auch überaus reichhaltige filmhistorische Resonanzen.

Da kommen einem anfangs die Filme der Schwarzen Serie in den Sinn, Miss Marple und natürlich der Goodfather of Suspense Alfred Hitchcock. Später verwandelt sich NIGHT TRAIN dann in eine leichtfüßige Variante von HELLRAISER bzw. Richard Kellys im gleichen Jahr (2009) erschienen THE BOX. Doch insbesondere die Parallelen zu dem letztgenannten Film sind für meinen Geschmack zu offensichtlich. Und dabei war schon THE BOX nicht das große Mystery-Meisterwerk, wie einst Kellys Debüt DONNIE DARKO.

Genau: DONNIE DARKO! Das ist sicherlich bis heute das Referenzwerk, wenn es um die Verbindung von Mystery-Thriller und Komödie geht. Doch was den besonderen Zauber dieses Films ausmacht, ist nicht vorrangig der (zu dem damaligen Zeitpunkt völlig einzigartige) wilde Genremix. DONNIE DARKO ist zusätzlich auf vielfältigste Art lesbar und besticht durch eine ganz einzigartige Atmosphäre.

Und genau dies ist es, was NIGHT TRAIN vollkommen abgeht. Der Film ist schön fotografiert und die Schauspieler passen alle wunderbar zu ihren Rollen. Und auf jeden netten Plottwist folgt genau zur richtigen Zeit, der nächste, noch wildere Plottwist. Doch wenn man bereits ein paar (ähnlich gelagerte) Filme gesehen hat, dann ist vieles in NIGHT TRAIN so überraschend wie ein Überraschungsei, dessen Bastelanleitung man bereits in den Händen hält.

Und alle schick spannende schneeverwehte Weihnachts-welch-schöner-alter-Zug-Stimmung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier alles etwas zu gelackt und vor allem zu kühl durchkalkuliert wirkt. NIGHT TRAIN ist zwar ebenso wie DONNIE DARKO ein Debütfilm, allerdings nicht der eines verrückten Regie-Maniacs. Der Film, der Anfang Dezember in Deutschland von Koch auf DVD veröffentlicht wird, wirkt letzten Endes einfach wie ein weiteres seelenloses Hollywoodprodukt, in dem einstmals spannende Ideen zielgruppengerecht neu aufgegossen wurden, um noch mal auf die Schnelle ein wenig abzukassieren.

Night Train Bild 1
Night Train Bild 2
Night Train Bild 3
Night Train Bild 4
Night Train Bild 5
FAZIT:

Alfred Hitchcock trifft auf Richard Kelly: NIGHT TRAIN ist ein durchaus vergnüglicher Trip mit dem Nachtzug, den man sich durchaus einmal ansehen kann. Doch trotz aller Plottwists ist dieser Film letzten Endes einfach zu berechenbar und auch zu berechnend geraten. Und all die schöne Optik kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies in letzter Konsequenz doch nur ein reichlich unorigineller, um nicht zu sagen, sogar ein ziemlich billig zusammengeschusterter Spaß bleibt.

WERTUNG: 6 von 10 wertvolle Diamanten (oder waren es Smaragde?) in der Holzbox
TEXT © Gregor Torinus
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Dein Kommentar >>
HomeMovieCorner | 20.11.2010 18:32
Goodfather?! ;-)

Aber wunderschön formuliert, dieses auf-den-Zug-springen von Hollywood, wenn es nur einmal eine halbwegs originelle Idee in einem Film erspäht hat und daraus einen Trend macht, der schnell abgelutscht wirkt.
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