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Night of the Devils

Night of the Devils

OT: La Notte dei Diavoli
HORROR: I, ESP, 1972
Regie: Giorgio Ferroni
Darsteller: Gianni Garko, Agostina Belli, Roberto Maldera, William Vanders

STORY:

Mitten in einem entlegenen wie gespenstischen Teil des alten Jugoslawiens endet die Handelsreise des Vertreters Nicola abrupt mit einer Wagenpanne. Tief in den dunklen Wäldern stößt er auf ein einzelnes, bewohntes Haus in einem ansonsten verlassenen Dorf. Die Stimmung ist gedrückt; die dort lebende Familie scheint sich vor etwas zu fürchten. Und tatsächlich: Als Gorca, das Oberhaupt der Familie auszieht, um eine Hexe zu töten, kehrt er nicht mehr als derselbe wieder. Fürderhin muss Nicola ohnmächtig mitansehen, wie sich ein uralter Fluch grausam zu erfüllen beginnt ...

KRITIK:

Schon der WURDALAK-Episode aus Mario Bavas in den frühen Sechzigern entstandenen Horror-Anthologie DIE DREI GESICHTER DER FURCHT hat Tolstois berühmte Schauermär "Die Familie des Vampirs" als Vorlage gedient. Und DER WURDALAK mit einem kreuzschaurigen Boris Karloff in der Hauptrolle ist auch heute noch einer der unheimlichsten Vampirfilme auf unserer Mutter Erde. Zumindest meiner bescheidenen Meinung nach. Schon damals habe ich mir gedacht, dass dieser Stoff durchaus auch einen abendfüllenden - oder besser mitternachtfüllenden- Spielfilm verdient gehabt hätte.

Den hat dann zwar nicht mehr der italienische Maestro gedreht, aber dafür sein Landsmann Giorgio Ferroni. Der war zuvor eher im Metier der Pepla oder der Italo-Western tätig, hatte aber im Frühling seiner Karriere auch die herrlich gotisch-franjueske MÜHLE DER VERSTEINERTEN FRAUEN für uns gebaut. 

War schon seine MÜHLE DER VERSTEINERTEN FRAUEN stimmiger Eurohorror der Bava-Schule, so ist Ferronis vorliegende Wurdalak-Variante NIGHT OF THE DEVILS ein wahres Meisterstück.

Es ist eine Schande, wie lange dieses wenig bekannte Juwel des italienischen Schauerfilms irgendwo in den dunklen Nischen des Internets und der VHS-Rips blind darben musste, bevor der amerikanische Zweig von Raro Video ein Einsehen hatte und den Film endlich den Klauen der Vergessenheit entrissen hat. Das Warten hat sich jedoch gelohnt: Die amerikanische Blu-ray verfügt nicht nur über eine phantastische Bild-und Tonqualität, sondern auch über die italienische wie englische Sprachausgabe mit optionalen deutschen (!) Untertitel. Und vor allem befindet sich darauf ein faszinierender Horrorfilm, der ganz sicherlich Ferronis bestes Werk darstellt und jedem Eurocultisten die Freudentränen in die Augen treiben sollte.

Ferroni verlegt die alte Schauermär zwar aus dem frühen 18. Jahrhundert in die 1970er, doch da sie sich hier ebenfalls in den tiefsten und dunkelsten serbischen (Hinter-)Wäldern abspielt, macht das keinen allzu großen Unterschied. Der übrigens vom ruhmreichen Italo-Western-Revolverhelden Gianni (SARTANA) Garko gespielte Holzeinkäufer, der nach einer Autopanne eine alptraumhafte Nacht in der Waldhütte einer fluchbeladenen Familie verbringen muss, wirkt wie ein Zeitreisender, der in einem früheren, dunkleren Jahrhundert gestrandet ist. Einer Zeit, wo in der einfachen Landbevölkerung der Glaube an Hexen und Vampire noch stark war. Und wir, die wir unseren Tolstoi und Bava kennen, wissen es schließlich ebenfalls besser.

Bavas WURDALAK ist auch heute noch ein solch finsteres Wunderwerk an bedrückender Atmosphäre, dass es kaum möglich scheint, es in puncto Unheimlichkeit zu toppen. Ferroni jedoch wäre dieses Kunststück in seinem kongenialen NIGHT OF THE DEVILS beinahe gelungen.

Auf dem Fundament des ohnehin äußerst düsteren Grundtons der literarischen Vorlage türmt auch Ferroni aus teils psychedelischen, teils unwirklichen, aber immer bizarren und morbiden Bildern einen Alptraum vor seinem Publikum auf, der sich vom Vor- bis zum Abspann mehr und mehr verdichtet und keinen Zweifel dran lässt, dass es hier kein Entrinnen geben wird.

Dabei gibt Ferroni auch dem alten römischen Bluteffekt-Pionier Rambaldi reichlich Gelegenheit, sich auszutoben. Zahlreiche Splatter- und Ekelsequenzen brechen sich in der schaurigen Atmosphäre immer wieder Bahn; sei es in experimentiellen Schreckensvisionen, die gar wie eine frühe Vorwegnahme des RINGU-Videos erscheinen oder in den langen, genüßlichen Zooms auf sich langsam zersetzende Gesichter.

Dann ist da natürlich die Gänsehaut-machende Musik von Giorgio Gaslini.

Gaslini, der nur ein paar Jahre nach LA NOTTE DEI DIAVOLO zusammen mit den Progrockern Goblin auch für Argentos Götter-Giallo DEEP RED einen einzigartig-bizarren Klangteppich weben wird, hat auch hier eine Handvoll schaurig-schöner von melancholischen Frauenstimmen getragener Melodien komponiert, die die im Film vorherrschende Atmosphäre des unwirklichen Grauens nicht nur begleiten, sondern geradezu mit ihr verschmelzen.

NIGHT OF THE DEVILS, der übrigens mit einem anderen, überraschenderen Ende aufwartet als seine Vorlagen, wäre perfekt, wenn einer wie Karloff damals und nicht "nur" ein William Sanders den Gorca gegeben hätte. Aber dafür haben wir die bezaubernde wie tragische Agostina Belli in der Rolle der "Zdenka". Und eben einmal mehr eine bleiche, unglaublich gespenstische Horde Vampire, die in unnachahmlich unheimlicher Weise ein altes Waldhaus belagert...

Night of the Devils Bild 1
Night of the Devils Bild 2
Night of the Devils Bild 3
Night of the Devils Bild 4
Night of the Devils Bild 5
Night of the Devils Bild 6
FAZIT:

In den Sechzigern hat Mario Bava aus Tolstois schauriger Kurzgeschichte "Die Familie des Vampirs" mit der etwa halbstündigen WURDALAK-Episode seiner grandiosen Horror-Anthologie DIE DREI GESICHTER DER FURCHT einen der unheimlichsten Vampirfilme überhaupt geschaffen. Ein Jahrzehnt später machte sein italienischer Landsmann Ferroni aus dem Stoff ein abendfüllendes Schauerstück. NIGHT OF THE DEVILS ist psychedelischer, bizarrer und blutiger als die Bava-Variante - und unglaublicherweise fast genauso meisterlich. Ein alptraumhafter Rausch, der von einer bedrückenden, unwirklichen Atmosphäre ebenso getragen wird wie von Rambaldis drastischen Blut-und Ekeleffekten und Giorgio Gaslinis gespenstischer Musik. Keiner, der sich dem Eurocult auch nur im Entferntesten zugehörig fühlt, sollte an diesem düsteren, leider fast vergessenen Juwel vorbeikommen. 

WERTUNG: 9 von 10 Puppenstimmen in der Nacht
TEXT © Christian Ade
Dein Kommentar >>
Marcel | 17.01.2013 17:18
Jooo... ich werde nie fertig.
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