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Passengers

Passengers

SCIENCE-FICTION: USA, 2016
Regie: Morten Tyldum
Darsteller: Jennifer Lawrence, Chris Pratt, Michael Sheen, Laurence Fishburne

STORY:

Auf Autopilot gondelt die "Avalon" mit halber Lichtgeschwindigkeit zum Planeten "Homestead 2". An Bord: 5000 Siedler plus Besatzung, alle tiefgefroren, um die 120-jährige Fahrtzeit in alter Frische zu überstehen. Nicht jedoch Maschinenbauer Jim: Er wacht um gleich neunzig Jahre zu früh auf. Es folgt ein Jahr der Einsamkeit und der Verzweiflung, bis auch die Mitreisende Aurora aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht. Mangels Alternativen oder doch weil Jim von Chris Pratt gespielt wird, lässt sich Aurora auf eine Beziehung mit Jim ein - freilich ohne zu wissen, wer er ist und wer sie geweckt hat ...

KRITIK:

Nein, ich habe nicht den geringsten Einwand dagegen, dass anscheinend jedes neue Jahr mit einem neuen Jennifer Lawrence-Film beginnt: 2014 AMERICAN HUSTLE, 2015 MOCKINGJAY 2, 2016 JOY und 2017 PASSENGERS. Ich hätte aber auch nichts dagegen, wenn die Qualitätskurve ihrer Filme weniger heftigen Schwankungen unterworfen wäre.

Damit wären wir mittendrin im - Achtung, Spoiler ;-) - Verriss von PASSENGERS, einer 110 Millionen teuren Weltraum-Romanze, die wohl gerne die "Titanic" unter den Science Fiction-Filmen wäre.

Ausstattungstechnisch gibt es auch keinerlei Grund zur Klage. Was vom Produktionsbudget nach Abzug der Rekordgagen für Jennifer Lawrence und Chris Pratt noch übrig war, wurde in beachtliche Sets investiert. Das Raumschiff ist nämlich ein Traumschiff, das jeden erdenklichen Luxus an Bord bietet, um den wohlbetuchten Passagieren das Geld aus der Tasche zu ziehen.

Bemerkenswert - wenn auch nicht unbedingt im positiven Sinne - ist dabei, wie konsequent das Drehbuch jegliches erzählerisches Potential ungenutzt lässt. Neoliberale Klassengegensätze, existentielle Leere, Isolation, schleichender Wahnsinn. All das wäre aufgelegt, und nichts davon scheint Drehbuchautor Jon Spaihts ernsthaft zu interessieren.

Chris Pratt muss circa zehn Filmminuten lang einen auf Vincent Gallo machen, mit Hipster- bzw. Sandler-Bart (ich erkenne da keinen Unterschied) durch das menschenleere Raumschiff schlurfen und über eine leere Schnapsflasche stolpern. Für den feschen Star Lord a.D. mag diese Transformation möglicherweise als Method Acting durchgehen. Nichts gegen Chris Pratt, aber man hat wirklich schon intensivere Darstellungen von Isolation und Realitätsverlust in outer space gesehen. Auch Jennifer Lawrence wirkt von einem unerwartet intensiven Ausbruch - die Metallstange! - abgesehen wie auf Autopilot. Was aber andererseits recht gut zur banalen Romanze passt, die ins Zentrum der Geschichte rückt.

Eine Geschichte aber, die - so fair muss man sein - immerhin recht zügig und spannend erzählt wird. Die Szene mit dem Gravitationsausfall im Swimmingpool kann als erinnerungswürdiger Höhepunkt verbucht werden. Danach geht das Drehbuch aber wieder auf Nummer Sicher und hangelt sich pflichtbewusst von einer Weltraum-Standardsituation zur nächsten:

Irgendwo findet sich immer ein amoklaufender Computer, der rebootet werden muss, ein Reaktor, der zu überhitzen droht, ein Druckabfall, der die Lungen zu zerreißen droht. Gähn.

Erst das Finale überzeugt mit der Tragik des Stoffes angemessener Melancholie. Wer sich diese Stimmung nicht sofort wieder kaputt schlagen lassen will, muss rechtzeitig vor dem nichtsnutzigen Abspann-Song der pathetischen Alternative-Stadionrocker Imagine Dragons aus dem Saal flüchten.

Passengers Bild 1
Passengers Bild 2
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FAZIT:

Science Fiction-Kammerspiel mit eingebauter Romanze. Wannabe-TITANIC in outer space, quasi. Das dramatische Potential des Stoffes verpufft weitgehend ungenutzt. Was bleibt, sind unterforderte Stars beim pflichtschuldigen Abarbeiten an fett budgetierten Weltraum-Standardsituationen. Die Wertung inkludiert einen Jennifer Lawrence-Sympathie-Bonuspunkt.

WERTUNG: 6 von 10 Whiskys, serviert vom Barkeeper-Androiden
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ghostdog | 11.09.2017 11:06
Schon sehr lange nicht mehr einen so guten Sci-Fi Film gesehen. Ausstattung, Special FX, Story, Darsteller, einfach toll!
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Yenik | 20.01.2017 08:31
Hervoragender Film, absolute Klasse !
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