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GOOD MOVIES FOR BAD PEOPLE
Priscilla

Priscilla

DRAMA: USA, 2023
Regie: Sofia Coppola
Darsteller: Cailee Spaeny, Jacob Elordi, Ari Cohen

STORY:

Sie war 14, als sie 1959 den zehn Jahre älteren Elvis kennenlernte, und 28, als sie sich von ihm scheiden ließ. Die Beziehung von Priscilla und Elvis Presley, basierend auf der 1985 veröffentlichten Biografie Elvis and Me, aus der Sicht von Sofia Coppola.

KRITIK:

What a difference a day makes! Tags zuvor bei GODZILLA MINUS ONE (ja, er ist tatsächlich so gut, wie alle behaupten) waren 80% Männer im Gartenbaukino. Tags darauf bei PRISCILLA waren es 80% Frauen. Da riecht es auch gleich besser im Saal, das merkt man sogar mit Maske.

Der Film beginnt mit "Baby I love you" von den Ramones und endet mit "I will always love you" in der Version von Dolly Parton. In den hundert Minuten dazwischen tut PRISCILLA, was ein Film von Sofia Coppola am besten kann: Sensationell gut aussehen. Da passt einfach alles: Die Dekors, die Autos, die Frisuren, das Augen-Make-Up, die Wimpern, die Schuhe, die Kleider - mit farblich abgestimmten Pistolen (!) dazu. Wenn es einen Ausstattungs-Oscar gäbe, würde der Kandidat bereits feststehen. Bei so viel Eye-Candy fällt gar nicht mehr auf, dass im Film überhaupt keine Elvis-Songs vorkommen. Es gab rechtliche Probleme, liest man.

Ich könnte es mir jetzt leicht machen und ChatGPT ein Mash-up der Kritiken von LOST IN TRANSLATION, SOMEWHERE und THE BLING RING generieren lassen, unter Verwendung der üblichen Phrasen wie "toxische Männlichkeit", "viel zu junge Frau im Goldenen Käfig", "Geschichte über Emanzipation und Befreiung" etc. etc.

Es wäre auch ein Leichtes, über die dysfunktionale Paarbeziehung aus Egomanie, Kontrollfreaktum, emotionaler Abhängigkeit, Manipulation und religiös begründeter (?) Abwesenheit von Sex in PRISCILLA eine hundertseitige Küchenpsychologie-Diplomarbeit zu schreiben. Ich fürchte nur, dass das niemand lesen will.

Konzentrieren wir uns also auf die filmischen Fakten. Sofia Coppola schafft einmal mehr die Königsdisziplin: Von Langeweile, Isolation und existentieller Leere zu erzählen, ohne selbst langweilig zu sein. Dass der EUPHORIA- und SALTBURN-Schönling Jacob Elordi dem echten Elvis kein bisschen ähnlich sieht, dürfte vielleicht sogar Absicht gewesen sein. Wie er von Pillen ferngesteuert als emotionaler Wachkoma-Patient durchs Bild stolziert, habe ich die ganze Zeit Nate Jacobs, das toxische Super-Arschloch aus der großartigen Serie EUPHORIA vor mir gesehen. Der Film gehört aber eindeutig der jungen Schauspielerin Cailee Spaeny, in Venedig schon als beste Darstellerin ausgezeichnet, ein Name, den man sich wird merken müssen. 

Priscilla Bild 1
Priscilla Bild 2
Priscilla Bild 3
Priscilla Bild 4
Priscilla Bild 5
FAZIT:

Mit betörenden Bildern und sensationellem Ausstattungspomp widmet sich Sofia Coppola einmal mehr ihrem Lieblingsthema: Der Melancholie im Hause Reich & Schön. Ich mag das. Ob Elvis-Fans, deren Idol eher nur mittelgut weg kommt, das auch mögen, sei mal dahingestellt.

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