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Rush - Alles für den Sieg

Rush - Alles für den Sieg

OT: Rush
CHARAKTERDRAMA: USA/GER/UK, 2013
Regie: Ron Howard
Darsteller: Daniel Brühl, Chris Hemsworth, Olivia Wilde, Alexandra Maria Lara

STORY:

James Hunt versus Niki Lauda...

KRITIK:

"Ich hab ja nichts zu verschenken!"

Deshalb wird das Geld für eine Kinokarte ab und an gespart und auf die Scheibenversion gewartet. Eigentlich wäre RUSH prädestiniert für eine solche Vorgehensweise. Ich bin kein Fan der Formel 1, kein Freund von Daniel Brühl, Chris Hemsworth ist mir egal und die Geschichte kannte ich nicht. Wenn sich aber ein Hollywood-Kaliber à la Ron Howard anschickt einen Film über einen Österreicher zu machen, dann wird bei mir so etwas wie "Nationale Neugier" geweckt. Ich schau mir ja schließlich auch jedes Fußballmatch der Nationalelf an - nur um zu wissen, was denn überhaupt möglich wäre. Genauso ging es mir mit RUSH.

Ebenso wie bei einem Österreich-Match ging ich also ohne große Erwartungen in diesen Film. Diesmal sogar mit voller Absicht in die synchronisierte Fassung. Zugegebenermaßen beeinflusst durch die Medien, die mir vom wahnsinnig gut gelungenen Österreichisch Daniel Brühls vorschwärmten - Na Ja... sagen wir so: meine deutsche Freundin fand es bei weitem schlechter als ich, was ja schon mal positiv gewertet werden kann. Tatsache ist, Weanarisch kann man nicht erlernen - Punkt. Was Brühl aber ausgezeichnet hinbekommt, ist die Imitation von Lauda. Das Raunzige, das Abwertende, das leicht Desinteressierte in Nikis Intonation gelingt ihm wirklich hervorragend. Generell hebt sich Brühls Leistung stark von der seiner Kollegen ab. Wie gesagt, ich bin kein Freund des Deutsch-Spaniers, empfand ihn immer als Mittelklassemime, dem seine VERBOTENE LIEBE-Vergangenheit nachhängt. Aber diese Verkörperung der Formel 1-Legende Niki Lauda ist hohe Schauspielkunst. Trotz kaum stattfindender Gefühlsregungen, denn die gibt es bei Lauda einfach nicht, lässt er das Publikum ganz tief in die Seele seiner Figur blicken - großartig.

Chris Hemsworth fällt dagegen etwas ab, wobei man seine Darstellung keinesfalls als schlecht bezeichnen kann. Er bringt die Dynamik, die Rastlosigkeit, die Exzentrizität des britischen Rennfahrer-Playboys meist sehr überzeugend an die Zuschauer. Schwierig wird es allerdings in jenen Szenen, die auf die innere Zerrissenheit Hunts hindeuten. Hier agiert Hemsworth oftmals zu hölzern und tut sich irgendwie schwer, die "Coolness" abzulegen, was aber notwendig wäre, um stärker auf die psychischen Probleme seiner Figur zu verweisen. Über die beiden Frauen im Ensemble Olivia Wilde als Suzy Miller und Alexandra Maria Lara als Marlene Lauda gibt es wenig zu sagen. Sie agieren solide, aber unauffällig.

Keinesfalls unauffällig ist dagegen die bildnerische Gestaltung von Regisseur Howard und seinem Kameramann Anthony Dod Mantle (DOGVILLE, SLUMDOG MILLIONAIRE, DREDD). Kunstfertig wird eine 70er Jahre-Stimmung erzeugt, die durch punktuellen Einsatz von CGI auch die Atmosphäre des damaligen Formel 1-Zirkus transportiert. Durch den Einsatz von Strecken-, Fahrzeug-, Helm- und Handkameras werden die Rennen geschickt in Szene gesetzt und durch subjektive Einstellungen Spannung erzeugt.

Generell ist die Qualität der dramaturgischen und narrativen Leistung Ron Howards mit jener seines Oscar-Werks A BEAUTIFUL MIND zu vergleichen. Was zu einem Gutteil sicherlich auch dem sehr sehr starken Drehbuch von Peter Morgan (THE QUEEN, FROST/NIXON) zu verdanken ist. Jedenfalls nimmt sich Howard die notwendige Zeit für eine sorgfältige Figurenzeichnung und entwickelt so ein packendes Charakterdrama, welches nie unnötig aufgebauscht wird. Die durch die historischen Ereignisse längst vorgegebenen,Plot Points fügen sich harmonisch ein und bilden einen "natürlichen" Spannungsbogen. Nachgeholfen wird nur, wo es absolut notwendig erscheint. Bei diesen Gelegenheiten setzt Howard, neben filmischen Raffinessen (schnellen Schnittfolgen, Kameraeinstellungen, etc.), vor allem auf Emotionalitäten seiner Darsteller.

So konzentriert sich RUSH auf das Wesentliche: Eine gute Geschichte spannend (nach)erzählen; Figuren authentisch und realistisch (nach)zeichnen; Emotionen transportieren. Es entsteht ein wirklich großartiger Film, dessen Wirkung durch die, wieder einmal hervorragende, Filmmusik Hans Zimmers abgerundet wird.

Rush - Alles für den Sieg Bild 1
Rush - Alles für den Sieg Bild 2
Rush - Alles für den Sieg Bild 3
Rush - Alles für den Sieg Bild 4
FAZIT:

RUSH ist ein packendes und spannendes Charakterdrama, das wie die Formel 1 von seinen "Fahrern" lebt. Hier die Startaufstellung: auf der Pole-Position Ron Howard mit einer ausgezeichneten Inszenierung. Neben ihm Peter Morgan mit einem herausragenden Drehbuch. In der zweiten Startreihe: Ein großartig agierender Daniel Brühl und ein toll spielender Chris Hemsworth. Als direkte Verfolger: Anthony Dod Mantle mit beeindruckender Kameraarbeit und Hans Zimmer mit fulminanter Filmmusik.

 

WERTUNG: 8 von 10 Arsehole/Oarschloch-Konversationen
Dein Kommentar >>
Patrasch | 04.11.2013 22:17
grandioser Film! 9/10
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Ralph | 27.10.2013 20:25
Ich fand Rush ganz in Ordnung, aber der Film war einfach zu nett und zu harmlos und konnte dieses Manko so wie Liberace eben nicht durch Tiefgang ausgleichen. Aber der Brühl als Lauda war schon eine Wucht, und Wien in einem Hollywoodfilm zu sehen macht immer Spaß... :)
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