OT: Sint
SPLATTERKOMöDIE: NL, 2010
Regie: Dick Maas
Darsteller: Egbert Jan Weeber, Bert Luppes, Caro Lenssen, Huub Stapel
Leise rieselt der Schnee in Amsterdam. Zwischen den Grachten munkeln die Menschen, dass der Nikolaus in Wahrheit gar kein heiliger Mann gewesen ist. Anstatt Gutes zu tun, hätte er im Mittelalter mit seinen Schwarzen Petern gemordet und gebrandschatzt, bis ihnen von einem Lynchmob das Handwerk gelegt wurde. Weiterhin erzählt man sich mit leiser, ängstlicher Stimme, dass - stets wenn der Vollmond an einem 5. Dezember am Himmel steht - Santa mit seinen untoten Helfern aus der Hölle zurückkehren und blutige Rache nehmen wird. Und der Nikolaustag in Amsterdam wird in diesem Jahr verdammt blutig ausfallen ...
Sommer ist vorbei. Stimmen wir uns auf Weihnachten ein:
Vom Nordpol bis nach Amsterdam
Reitet der Weihnachtsmann
Er steigt durch den Kamin
Um den Braven die Haut abzuzieh'n
Du stehst artig vor ihm, sagst auf dein Gedicht
Doch das rettet dich vor Santa nicht
Mit seinem geschärften Bischofsstab
Haut er dir die Rübe ab
Und bevor dein Gedicht zu Ende ist
Du schon in Scheiben in seinem Sacke liegst
Hiermit ist bewiesen, dass in unserer Redaktion nicht nur der Kollege Alex trashige Reime verfassen kann (*smile*), doch so oder so ähnlich müssten die Oden an den Nikolaus umgeschrieben werden, nehme man Dick Maas' neueste Horrorkomödie zum Maßstab.
Einst ließ der kultige Holländer Fahrstuhle töten. Heuer schickt er den Nikolaus auf Killertour. In SAINT ist Santa Claus nicht der liebe, gute Mann mit dem dicken Bauch, dem roten Mantel, dem weißen Rauschebart und dem Sack voller Geschenke, sondern ein abgewichster Menschenschlächter, der Amsterdam heimsucht wie die gespenstische Besatzung der Elizabeth Dane das Küstenstädtchen Antonio Bay an dessen hundertsten Geburtstag oder der allseits beliebte Jason den Crystal Lake, wenn rallige Teenager dort campieren. Für den Nikolaus in SAINT ist der 6. Dezember so ziemlich dasselbe, was HALLOWEEN für Michael Myers ist. Der perfekte Feiertag zum Massenmorden...
Dick Maas, so wie dereinst John Carpenter, übernimmt in seinen Projekten hinter der Kamera so manche Schlüsselrolle gerne selbst. Für SAINT hat er nicht nur Regie geführt, sondern auch das Drehbuch und die Filmmusik geschrieben. Carpenter ist ohnehin ein gutes Stichwort. Die Ouvertüre zu seinem blutigen Nikolaustag hat er ganz klar den Werken des Meisters entlehnt. Der unheilschwangere Vorabend zum blutigen Nikolaustag erinnert sicherlich nicht von ungefähr an THE FOG und dem bereits erwähnten HALLOWEEN. Da sind die Jugendlichen, Schiffe im Nebel, böse Vorzeichen und einer, der die bevorstehende Hölle wittert, weil er sie als Kind schon selbst erlebt hat.
Wenn Vollmond und der 5. Dezember zusammenfallen, kehren der Nikolaus und seine untoten Schwarzen Peter aus der Hölle zurück und verheeren Amsterdam. Allerdings setzt Maas - anders als Carpenter bei seinen Klassikern - nicht nur auf Bedrohlichkeit, sondern garniert die Stimmungsmache mit anspruchslosen, aber unterhaltsamen Humor und Augenzwinkern.
Nach einer halben Stunde Stimmungsmache ist es dann soweit. Der übrigens von Maas altem Weggefährten Huub Stapel (VERFLUCHTES AMSTERDAM, FAHRSTUHL DES GRAUENS) gespielte Santa und seine untoten Helfer kommen und SAINT wird endgültig zur extrem rasanten Horrorkomödie voller ulkiger (aber nicht wirklich gut gemachter) Splattereinlagen und abstruser (aber lustiger) Szenarien wie etwa die, wenn der Nikolaus auf seinem Pferd über die Dächer fliegt und sich Scharmützel mit der niederländischen Polizei liefert. Das kann und soll man natürlich nicht ernstnehmen, ist aber zweifelsohne ein filmischer Heidenspaß für den kommenden Nikolaustag. Und pädagogisch wertvoll: Weil man so neben dem Ganzen Kinder-durch-den-Kamin-ziehen und Enthauptungen per Bischofsstab so einiges Wissenswertes über die Legende vom (Un-)Heiligen Mann erfährt...
In diesem Sinne: Schon mal schönen Nikolaus allseits!
Die niederländischen Konstrukteure des kultigen FAHRSTUHL DES GRAUENS lassen den Nikolaus und seine Schwarzen Peter am 6. Dezember in Amsterdam Amok laufen. Dabei herausgekommen ist eine rasante, augenzwinkernde Splatterkomödie irgendwo zwischen HALLOWEEN, THE FOG und unterhaltsamer Abstrusität. Ein simpel gestrickter, aber kurzweiliger Heidenspaß für den kommenden Nikolaustag.