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Schizo

Schizo

BRITPLOITATION / GIALLO & FRIENDS: GB, 1976
Regie: Pete Walker
Darsteller: Lynne Frederick, John Leyton, Stephanie Beacham, John Fraser

STORY:

Kurz nach ihrer Hochzeit wird die Eiskunstläuferin Samantha von den Schatten ihrer dunklen Vergangenheit eingeholt. Ein scheinbar wahnsinniger Stalker stellt ihr nach. Die junge Frau ist sich sicher: Dies ist der Mann, der vor vielen Jahren bereits ihre Mutter bestialisch ermordet hat...

KRITIK:

Anfangs erinnert Pete Walkers SCHIZO aus dem Jahr 1976 an die frühen Psychothriller von Brian De Palma. Es gibt zwar keine Split Screens, aber das einmal mehr von Walkers Stammautoren David McGillivray verfasste Drehbuch gönnt sich eine ellenlange Exposition ins Murder Mystery. So wie De Palma in SISTERS. Oder noch ausgeprägter in seinem späteren Meisterwerk DRESSED TO KILL.

Sowohl beim genüßlich ausgekosteten Vorspiel zu Lisle Wilsons verhängnisvollem One Night Stand mit Margot Kidder (in SISTERS) als auch bei Angie Dickinsons elegisch vorbereiteter letzten Fahrstuhlfahrt (in DRESSED TO KILL) "passiert" vordergründig viel weniger als in SCHIZO's erster Dreiviertelstunde - und doch sind De Palmas Einleitungen im Vergleich soviel packender und intensiver ausgefallen. In der überlangen Eröffnung von SCHIZO wird allzu deutlich, dass Walker eben Walker und kein De Palma ist. Mehr Handwerker denn Künstler.

So ziehen sich die Schlingen um Hauptdarstellerin Lynne (PHASE IV) Frederick betont langsam zu. Bis zum ersten Mord ist einiges an Zuschauergeduld vonnöten. Giallo-Fans dürften dann jedoch erfreut zur Kenntnis nehmen, dass dieser auch in England mit waschechten schwarzen Handschuhen begangen wird. Allerdings hat man Eröffnungsmorde in der italienischen Mordoper schon virtuoser gesehen.

Bis hierhin scheint SCHIZO seinem Bruder ZEUGE DES WAHNSINNS die Eselskappe für das schwächste Murder Mystery in Pete Walkers Filmographie ernsthaft streitig machen zu wollen; als man im letzten Filmdrittel unvermittelt den Hammer tanzen lässt; einmal sogar buchstäblich im Gesicht einer bedauernswerten Nebenrolle...

Eine DEEP RED-Gedächtnis-Seance präsentiert nicht nur das Medium mit den am Weitesten aus den Höhlen tretenden Augäpfeln der Filmgeschichte, sondern katapultiert SCHIZO ohne Umwege in unsere Giallo & Friends-Ecke. Mit recht derben und vor allem gelungenen Handschuhmorden lässt man sich dort gleich häuslich nieder. Okay, den Schlusstwist hat man als alter Fuchs kommen sehen, aber das Finale ist trotzdem schön spannend und blutig geworden. 

Wir resümieren: Der Beginn war etwas zäh, der Mittelteil schleppend, aber der Endspurt furios. Der ZEUGE DES WAHNSINNS behält die Eselskappe auf und Walker hat sich gerade noch rechtzeitig auf seine italienischen Vorbilder besonnen und den SCHIZO knapp in den grünen Bereich gerettet.

Schizo Bild 1
Schizo Bild 2
Schizo Bild 3
Schizo Bild 4
FAZIT:

Hier mixt Pete Walker den Geist der frühen Schizo-Thriller von De Palma mit Elementen des italienischen Giallo. Der erstere manifestiert sich in der Handlung sowie der langen (hier leider überlangen) Einleitung; die letzteren in den mit subjektiver Kamera gefilmten, recht blutigen Handschuhmorden, die allerdings erst im Crescendo der letzten halben Stunde zu Bildschirmehren kommen dürfen. Zuvor gibt es einige Längen zu überstehen und danach eine fiese, aber vorhersehbare Auflösung.

 

WERTUNG: 6 von 10 böse Kindheitserinnerungen
TEXT © Christian Ade
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