KOMÖDIE: A, 2009
Regie: Vlado Priborsky
Darsteller: Verena Leitner, Alexander E. Fennon, Rainer Obkircher, Jasmin Devi
Albert ist neu hier. Als sich ein Blumenzusteller an der Tür irrt, ihm einen riesigen Blumenstrauß in die Hand drückt und die frustrierte Nachbarin ihn darob mit dem bestellten Gigolo verwechselt und ihn sprichwörtlich in ihre Wohnung zerrt, wo alsbald der echte Gigolo auftaucht, nimmt das Chaos seinen Lauf...
KRITIK:Die österreichische Amateur-Filmszene boomt. Braucht es Beweise? Der "Perchtenthriller" TAG DER TEUFEL hat über 5000 (in Worten: fünftausend) Besucher ins Kino gelockt; das schafft so manche professionelle Produktion nicht. AUF BÖSEM BODEN wurde auf diversen Festivals abgefeiert. 3 ZIMMER, KÜCHE, TOD wurde zu einem DVD-Achtungserfolg. AINOA war ein ambitionierter filmischer Gehversuch im Sci-Fi-Fach.
Vlado Priborsky ist kein Unbekannter in der österreichischen Homemade-Szene. Mit SECRET SERVICE(S) legt der Autodikdakt bereits sein viertes Filmprojekt vor.
Was sofort ins Auge springt: Der hohe Grad an technischer Versiertheit, der sich vom professionell animierten Vorspann über die Filmmusik bis zur flüssigen Inszenierung wie ein roter Faden durch den 33-minütigen Kurzfilm zieht.
Man hat den Eindruck, dass hier ein hochgradig motiviertes Team am Werk war, das sein Geschäft bestens versteht. Beleuchtung, Ton, Make-Up und Szenenbild ragen weit über Amateurniveau hinaus; die Darsteller, gewiss allesamt keine Profis, machen ihre Sache gar nicht übel. Und dem Drehbuch, das in beachtlichem Tempo Gag an Gag reiht, merkt man an, dass hier jemand neben filmischem Know-How auch verdammt viel Zeit und Herzblut investiert hat.
So weit, so gut. Der etwas problematische Part kommt leider erst: SECRET SERVICE(S) ist nämlich - ungewöhnlich genug für eine (Semi-)Amateurproduktion - der Gattung der Verwechslungskomödie zuzurechnen. Ein - es tut mir fast weh, das so hinzuschreiben - leider ziemlich verstaubtes Genre, das seit den Sechziger Jahren keinen wirklichen Innovationsschub mehr erlebt hat. Aber lassen wir den Filmemacher selbst erklären, warum er den Sprung vom düsteren Psychothriller zur kommerziellen Komödie gewagt hat:
"Zu einem, weil ich eine einfache, jedoch sehr effektive Idee zu einer Komödie entwickelt habe und zum anderen der Herausforderung wegen. Schließlich ist Komödie die Königsdisziplin im Filmbusiness. Außerdem wird man bei einem Film wie SECRET SERVICES von einem viel größerem Publikum wahrgenommen als etwa bei SOPHIE."
Und was waren die filmischen Vorbilder, die hier eingeflossen sind?
"Ganz klar: Louis de Funes und seine Filme! Vielleicht merkt man auch den Einfluß speziell bei dem Charakter der Hildegard (gespielt von Verena Leitner), sie ist mein weiblicher Louis! Edgar Moor (Drehbuch-Co-Autor, Anmerkung) hat sich vieles bei den Marx Brothers angesehen und Bastian Zach beim Rest der herrlichen Screwball-Komödien der 60er und 70er Jahre sowie "Der Rosarote Panther"-Filmreihe. Unser Ziel war es einen Film zu machen der etwas altmodisch wirkt. Hektisch, turbulent, ohne Fäkalwitz und keineswegs platt. Eine Unterhaltung die man heutzutage eher vermisst, sowohl im TV-Bereich als auch im Kino."
Dazu kann man jetzt stehen wie man will (ich hab bekanntlich nichts gegen Fäkalwitze, solange sie gut sind ;-). Fakt ist jedenfalls, dass die 33 Minuten dank der gut getimten Gags, ob man sie jetzt alle gelungen finden mag oder nicht, sehr zügig vergehen. Mit etwas Wohlwollen könnte man SECRET SERVICE(S), der ersten Screwball-Komödie mit Schauplatz Gemeindebau, auch einen leicht anarchischen Spirit attestieren, der all den Schwarzenbergers und Schwabenitzky, die Vergleichbares, aber keineswegs Besseres unter technisch und finanziell weit komfortableren Bedingungen produzieren, völlig abgeht.
Ein ehemaliger Amateur-Horrorfilmer wagt den Sprung zur Screwball-Komödie im Geiste der Marx Brothers und der Pink Panther-Filme. Ein ambitioniertes Vorhaben, das dank der Movitation und des unleugbaren filmischen Könnens aller Beteiligten Respekt verdient, aber leider doch ein bissl zu brav geraten ist. Dem durchaus turbulenten und nicht unwitzigen 33-Minüter fehlt leider das entscheidende Quäntchen Wahnwitz und Raserei, das eine coole Underground-Produktion von berechnender Mainstream-Dutzendware unterscheidet. Schade...