HORROR: F, 2006
Regie: Kim Chapiron
Darsteller: Vincent Cassel, Olivier Bartélémy, Roxane Mesquida
Bart und seine Saufkumpane haben sich in einem Pariser Club ein bisschen danebenbenommen und werden von den Security-Rambos unsanft an die frische Luft befördert. Mit Kampfhund und den weiblichen Eroberungen im Schlepptau machen sie es sich im rostigen Golf GTI (tatsächlich!) bequem, überfallen eine Tankstelle und fahren aufs Land. Am nächsten Morgen werden die verkaterten Freunde von einer Herde Ziegen auf einem Acker geweckt. Und dann betritt Vincent Cassel die Szenerie und überredet die Partyrunde, mit ihm gemeinsam Weihnachten zu feiern. Keine gute Idee...
KRITIK:"Immer mitten in die Fresse rein." So tönt der Refrain eines alten Ärzte-Songs. Der hätte sich auch gut gemacht als Tagline dieses mit dreijähriger Verspätung auf die Menschheit losgelassenen Vertreters der neuen französischen Härtewelle, der einmal mehr klar macht, dass mit Hinterwäldlern in eigenwillig eingerichteten französischen Landhäusern nicht gut Kirschen essen ist.
Besagter Hinterwäldler wird von Vincent Cassel gespielt - und wie! Ich bin vor der Wucht der Erscheinung dieses Mannes förmlich vor dem Fernseher in Deckung gegangen: Was für ein Mann! Was für eine Statur! Was für ein Schnurrbart! Und vor allem: Was für ein Gebiss! Nach circa 20 Minuten füllt das breiteste überhaupt nur vorstellbare Vincent Cassel-Grinsen den Bildschirm aus - und lässt, so viel darf verraten werden - den Zuseher mit dem selben perversen Grinsen zurück: Allein schon die Szene, in der Cassel dem Mädchen die warme Ziegenmilch direkt aus dem Euter in den Mund spritzt, lässt einen vermuten, dass der gute Mann noch mehr grenzwertige Scherze auf Lager hat.
Viel mehr soll jetzt aber nicht mehr vorweg genommen werden von diesem höchst eigentümlichen Stück Terrorkino französischer Herkunft. Außer vielleicht, dass der Film mehr mit der psychosexuellen belgischen Backwood-Horror-Groteske CALVAIRE zu tun hat als mit den neuen französischen Torture-Porn-Exzessen wie MARTYRS oder FRONTIER(S).
Soll heißen: Der Guts and Gore-Anteil hält sich in engen - für durstige Bluthündchen vermutlich enttäuschend engen - Grenzen. Statt sich in literweise Kunstblut und Gedärmen zu suhlen, erzeugt SHEITAN eine unheimliche und bedrohliche Atmosphäre, die stilsicher zwischen dreckigem Realismus und Wahnsinn höherer Ordnung pendelt. Und das - Achtung, möglicher Widerspruch - ohne dabei auf den Humor zu vergessen.
Cassel, der den Film auch produziert hat, genießt es sichtlich, den wilden Mann zu spielen und tanzt den titelgebenden Teufel, dass den verweichlichten Großstadt-Kids hören und sehen vergeht. Aber seht selbst.
Vincent Cassel tanzt den Teufel in dieser psychosexuellen, leicht perversen und diabolisch lustigen Backwood-Groteske made in France. Wer sich mit ähnlich gelagerten Werken wie CALVAIRE oder CRIMINAL LOVERS anfreunden konnte, wird mit SHEITAN seine helle Freude haben.
In diesem Sinne: "Du fürchtest dich vor gar nichts, hä?"