MUSIKFILM: USA, 2006
Regie: Martin Scorsese
Darsteller: -
Martin Scorsese hält zwei Stones-Konzerte auf Zelluloid fest...
KRITIK:Die Stones waren ja schon in meiner Jugend alt. Aber lediglich im biologischen Sinne. Denn die unglaubliche Duracellhasen-Energie, mit der Bewegungstalent Mick Jagger hier zwei Stunden über die Bühne fegt, lässt manch jüngere Möchtegern-Stones-Erben (hallo Oasis) verdammt alt aussehen.
Aber der Reihe nach: Im November 2006 spielten die dienstältesten Rock-Dinosaurier dieses Planeten zwei Konzerte im intimen Rahmen des New Yorker Beacon Theatre.
Ein nicht ganz unbedeutender Filmemacher namens Martin Scorsese bekam den Auftrag,
die Abende auf Zelluloid festzuhalten.
Unter der Regie des bekennenden Stones-Fans Scorsese rückten die besten Kameraleute der Welt die Band ins rechte Licht
- und wie: Die Kameraarbeit ist fantastisch - "Shine A Light" dürfte wohl als der visuell bestechendste Konzertfilm ever in die Musikgeschichte eingehen.
"We love what we do" antwortet Ron Wood auf eine Journalisten-Frage, warum sie sich die alten Herrn den anstrengenden Showzirkus überhaupt noch antun. Konzerte in kleinen Theatern zu spielen hätten die millionenschweren Rock-Titanen wirklich nicht mehr nötig. Dass sie es trotzdem tun - und zwar aus Liebe zur Musik -
macht die Herrschaften sympathisch.
Die unglaubliche Spielfreude dieser alten Herrn, diese lässige Relaxtheit, mit der sie ihre simplen,
aber wirkungsvollen Riffs aus dem Ärmel schütteln, hat etwas Euphorisierendes.
Selbst für jemanden wie den Autor dieser Zeilen, der sich nie mit dieser Band beschäftigt hat.
Der Film schafft es tatsächlich, die Konzertstimmung einzufangen - Mittendrin-Faktor: Gefühlte 100%!
Auch das als unterkühlt geltende New Yorker Publikum (darunter ein gewisser Bill Clinton, der sich als "Vorgruppe" wichtig
machen durfte) war sichtlich begeistert. Unterstützung bekamen die Herrn Jagger, Richards, Wood und Watts von White Stripes-Chef Jack White und Christina Aguilera.
Während der sonst so coole Rock-Gott Jack White neben Mick Jagger ein bissl wie ein schüchterner Schulbub wirkte, werden selbst Skeptiker zugeben, dass sich Frau Aguilera verdammt wacker geschlagen hat. Ihr Duett mit Mick Jagger verbuche ich als heimliches Highlight des Films. It's only Rock'n Roll - aber der ist immer noch für Überraschungen gut...
Martin Scorsese erweckt die Rock-Dinosaurier um den unermüdlichen
Ausdruckstanz-Entertainer Mick Jagger zu neuem Leben:
Ein wirklich mitreißender Konzertfilm, der selbst hartnäckige Stones-Skeptiker begeistern sollte.