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Sleepwalker

Sleepwalker

GIALLO & FRIENDS / SOZIALSATIRE: GB, 1984
Regie: Saxon Logan
Darsteller: Joanna David, Nickolas Grace, Heather Page, Bill Douglas

STORY:

Ein vermögendes Ehepaar folgt der Einladung zweier Geschwister in deren entlegenes, völlig verwahrlostes Cottage. Die beiden grundverschiedenen Männer verachten sich; eine Frau macht sich an den Mann der anderen ran. Als die Nacht hereinbricht, kommt es zu einem Blutbad...

KRITIK:

In seinem 50 Minuten-Feature SLEEPWALKER lässt Saxon Logan seine vier durchweg unsympathischen oder psychisch labilen Protagonisten (das eine Pärchen kapitalistisch-reich, das andere offenbar sozialistisch-bettelarm) zunächst einen verbalen Klassenkampf ausfechten und leuchtet den Ring schon zu Beginn mit bavaesken Blaufiltern aus. In den letzten zehn Minuten wird dem Schlitzerfilm im allgemeinen und dem Giallo im Besonderen dann völlig enthemmt gehuldigt, während sich auf der Tonspur ein prächtiger Score erhebt, der klingt als hätte John Carpenter höchstselbst den Synthesizer angeschmissen.

So wirklich zusammenpassen wollen die grundverschiedenen Filmhälften auf den ersten Blick nicht. Wahrscheinlich hätte die als Disput angelegte pechschwarze Sozialsatire das abschließende Blutbad ebenso wenig gebraucht wie das letztere die tiefsinnigen, aber ausufernden Streitgespräche zuvor.

Wie dem auch sei: Eine interessante und vor allem selten gesehene Fußnote im Schlitzerfilm ist dieser ursprünglich fürs britische Fernsehen produzierte, aber vergleichsweise großzügig in Sachen Sex, Blut und strong language agierende SLEEPWALKER allemal. Das verfallene Haus, der stimmige Score, die gialloeske Szenenausleuchtung, Hackbeil- und Messermorde: Das Finale gibt Logan ausgiebig Gelegenheit dazu, sein Gespür für kinoreife Atmosphäre und beklemmende Momente unter Beweis zu stellen.

Erschienen ist SLEEPWALKER in der britischen BFI-Flipside-Collection, die vergessene und oftmals so obskure wie kinoreife Fernsehperlen auf DVD und Blu-ray aufbereiten. Damit sich der Kauf lohnt, ist die SLEEPWALKER-Scheibe nicht nur mit einem umfangreichen, hochinteressanten Booklet, sondern mit weiteren Kurzfilmen ausgestattet. Neben Logans STEPPING OUT ist noch der 45-minütige cineastische Leckerbissen THE INSOMNIAC von Rodney Giesler zu sehen, so dass nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ ein Value for Money gewährleistet ist.

Sleepwalker Bild 1
Sleepwalker Bild 2
Sleepwalker Bild 3
FAZIT:

SLEEPWALKER, ein in den Achtzigern fürs britische Fernsehen produzierter Fünfzig-Minüter, bewegt sich zunächst auf dem Terrain einer tiradenhaften pechschwarzen Sozialsatire, bevor Regisseur Logan im bluttriefenden Finale sein Faible für den italienischen Schlitzerfilm unter Beweis stellt. Bavaeske Szenenausleuchtung, ein stimmiger Synthesizer-Score, blutige Messermorde: Am Ende offenbart diese Fernsehproduktion kinoreife Alptraumszenarien - die allerdings nur bedingt mit der ersten Filmhälfte harmonieren.

WERTUNG: 7 von 10 gialloesken Klassenkämpfen
TEXT © Christian Ade
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