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Snow White

Snow White

DRAMA: CH/A, 2005
Regie: Samir
Darsteller: Julie Fournier, Zoé Miku, Carlos Leal

STORY:

Snow White Mit dem schicken Sex-, Party- und Drogenleben der 21-jährigen Nico ist es fürs erste vorbei, als sie auf Paco, einen Hip-Hop-Künstler aus der Vorstadt trifft. Kann die zart aufkeimende Liebe den widrigen Umständen (grundverschiedener sozialer Background, beginnende Drogensucht ...) trotzen? Und wird Nicos beste Freundin Wanda ("wie Vandalismus", Zitat) ihr eine Hilfe sein? Und wie wird Boris, Discobesitzer, Getränke- und Drogenlieferant sowie Liebhaber in Personalunion, auf Nicos neue Liebe reagieren? Fragen über Fragen ...

KRITIK:

Snow White
Zum Einstieg macht der Schweizer Regisseur Samir mittels Split-Screens und Videomaterial ganz cool einen auf Clip-Ästhetik. Doch bald wechselt der Film in eine dröge TV-Optik, irgendwo zwischen Marke Rosamunde Pilcher und Dominic Heinzls Hi Society-Sendung. Mit dem Unterschied vielleicht, dass letztere mehr Glaubwürdigkeit und Tiefgang hat.

Was Regisseur Samir, an sich eine verlässliche Größe im Schweizer TV- und Film-Biz, in diesem "sozialrealistischen Melodram" an Platitüden und Klischees vom Stapel lässt, ist schon härterer Stoff.

Snow White Da hätten wir einen HipHop-Musiker (Carlos Leal, im wirklichen Leben Rapper der Genfer Hip-Hopper Sens Unik), der Drogen genauso verteufelt wie Kommerz und Kapitalismus. Musikalisch eine Kreuzung aus Manu Chao und Eminem, verzweifelt die sensible Künstlerseele daran, dass seine sozialrevolutionären Songs auch bei Prada und Gucci tragenden Schnöseln in Nobeldiscos gut ankommen. Und auf die semi-erotischen Aktfotos seiner Freundin reagiert er wie ein Taliban auf einen Hardcore-Porno. Schockiert nämlich. Und zutiefst verletzt. Der Arme!

Snow White Auch ganz arm ist das reiche, wunderschöne Partygirl von der "Zürcher Goldküste", das vom gestressten Papi, einem steinreichen Investmentbanker, nur die Kreditkartennummer kennt. Um ihrer sorglos-schicken Existenz einen Sinn zu geben, versucht sie sich als Schauspielerin an einem Off-Theater. Vergebens. Irgendwann wird "Schneewittchen", wie sie von ihren Freunden genannt wird, eine offene Drogenrechnung von 30.000 Franken zu begleichen haben, was Daddy verständlicherweise nicht wirklich goutiert.

Snow White Dabei fallen Dialoge, so platt, plump und fantasielos, das glaubst du nicht. Beispiel: "Nimmst du den Scheiß (Kokain, Anm.) immer noch?", fragt der Musiker. "Nein, ich hab ja jetzt ein Ziel im Leben [...] Und ich hab dich gefunden". Na wunderbar.

So geht das 113 viel zu lange Minuten dahin. Zwar geht es zeitweise recht drastisch zu - mit dirty language und nackter Haut wird nicht gespart, und die Story wäre im Grunde nicht undramatisch. Doch Mitgefühl will sich für diese wandelnden Stereotypen keines einstellen; der Film geht nicht mal millimetertief unter die Haut.

Snow White rieselt belanglos dahin und leidet schwer an einem zu dialoglastigen Drehbuch, das zudem mit hoch erhobenem Zeigefinger geschrieben wurde. Ja, wir haben die Botschaft verstanden. Drogen sind ganz ganz böse, und sie machen einen in kürzester Zeit völlig fertig. Welche Erkenntnis! Positiv in Erinnerung bleibt allein die wirklich erstaunliche Leinwandpräsenz der jungen Schauspielerin Julie Fournier. Nicht auszudenken, was ein talentierterer Regisseur (Tom Tykwer?) aus diesem Stoff gemacht hätte.

FAZIT:

Reiches "Schneewittchen" in love mit antikapitalistischen HipHop-Musiker: Mäßig spannendes, klischeeüberladenes Melodram made in Switzerland. Belanglos rieselt der Schnee und kommt über besseres TV-Niveau nicht hinaus.

WERTUNG: 4 von 10 geklauten CDs
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