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Snowpiercer

Snowpiercer

SCIENCE-FICTION: F/KOR/USA, 2013
Regie: Joon-ho Bong
Darsteller: Chris Evans, Kang-ho Song, Tilda Swinton, Jamie Bell, John Hurt, Ed Harris

STORY:

Vielleicht hätte man doch auf die lästigen Umweltschützer hören sollen. Aber nein. Das chemische Wundermittel gegen die Erderwärmung hat den Planeten leider in eine Eishölle verwandelt. Die letzten Überlebenden der Spezies Mensch fanden Zuflucht in einem gigantischen Zug, dem Snowpiercer. Diese moderne Arche auf Schienen wird von einem Perpetuum Mobile angetrieben und umrundet die Erde – seit 17 Jahren schon. Drinnen herrscht ein rigides Klassensystem: Vorne prassen die Reichen, hinten darben die Armen. Es kommt zur Hungerrevolte; die Aufständischen unter der Führung von Curtis (Chris CAPTAIN AMERICA Evans) kämpfen sich Waggon um Waggon nach vorne …

KRITIK:

Aus der Reihe: „Filme, die einen noch überraschen können“: SNOWPIERCER ist ein postapokalyptisches Actionspektakel, ein surrealer Fiebertraum, eine düstere Dystopie, eine Philosophie-Lehrstunde im Blockbuster-Gewand.

Wobei das mit „Blockbuster“ so nicht ganz stimmt. Wenn's wahr ist, hat Harvey Weinstein, seines Zeichens letzter Hollywood-Mogul alter Schule, den Film des koreanischen Wunderkinds Bong Joon-ho wörtlich als „zu intelligent“ fürs Massenpublikum befunden und einen US-Start bislang erfolgreich verhindert.

Tatsächlich ist SNOWPIERCER ein ziemlich wildes, gegen den Strich gebürstetes Monster von einem Film, das in keine Schublade passt (im Gegensatz zu einem Protagonisten, der mitten im Film aus einer Schublade herausgezogen wird :)

Es gibt brachiale Action-Sequenzen, in denen gesplattert wird wie bei Lucio Fulci selig. Auf hektische Gemetzel folgen fast surreale Momente der Stille. Im Grunde ist in diesem Zug Platz für nahezu alles: Es wird gekämpft, gestorben und nichts weniger als die menschliche Existenz ergründet. Ein existentialistisches Comic-Märchen um Macht und Missbrauch, um Revolution und Verrat. Der teuerste koreanische Film aller Zeiten ist mal hysterisch, mal brutal, dann wieder zärtlich, stellenweise auch komisch und in jedem Moment völlig unberechenbar. Es gibt Momente, bei denen man sich verwundert die Augen reibt und sich fragt, ob man das jetzt tatsächlich gesehen hat.

Dass der Film auf einem Graphic Novel beruht, ist gewiss kein Nachteil - das trau ich mich auch als als bekennender Schundheftl-Skeptiker zu behaupten. Regisseur Bong Joon-ho ist sichtlich kein Mann der simplen Botschaften, das macht seine in alle Ecken und Enden auswachsende Erzählung klar. Schon MEMORIES OF MURDER (2003) war ein Film, der das Serienkiller-Genre mit politischen Botschaften unterlief und die Finger tief in die schlecht verheilten Wunden der koreanischen Zeitgeschichte legte. Und auch sein extrem erfolgreicher Monster-Film THE HOST (2006) wagte einen gleichsam subversiven wie ironischen Blick auf Staat, Polizei, Gesellschaft und Familienstrukturen.

Filme, die bewusst subversive Steine ins Getriebe der Blockbuster-Maschinerie werfen und trotzdem oder gerade deshalb erfolgreich im Kino laufen, kann es nie genug geben. Unbedingt ansehen – und zwar auf großer Leinwand! 

Snowpiercer Bild 1
Snowpiercer Bild 2
Snowpiercer Bild 3
Snowpiercer Bild 4
Snowpiercer Bild 5
FAZIT:

Wenn ein gewichtigter Hollywood-Mogul einen Film als "zu intelligent" fürs Massenpublikum erachtet, müssen wir ihn ja schon aus Prinzip lieb haben. SNOWPIERCER, der erste internationale Film des koreanischen Regisseurs Joon-ho Bong (THE HOST) lässt eine bemerkenswerte Starbesetzung in einem postapokalyptischen Actionspektakel nichts geringeres als die menschliche Existenz ergründen. 

WERTUNG: 8 von 10 letzte Zigaretten
Dein Kommentar >>
Heisenberg | 04.06.2014 22:32
So ein sinnbefreiter Film. Von Anfang bis Ende voll
mit logischen unstimmigkeiten und absolut sinnfreien
Handlungen. Zeitverschwendung.
Harald | 05.06.2014 06:22
logische Unstimmigkeiten? Wow, was es nicht alles gibt.
Davin | 28.09.2014 17:47
ich kann da Heisenberg nur zustimmen. Einen Sinn ergibt er Film nicht, er lässt einen ratlos zurück, die erste halbe Stunde fand ich super, der Rest war doch eher ein krasser Gegensatz zum eher klassischem Beginn. Der Film verliert sich dann in surrealen Bildern. Besonders das Ende war nicht mein Fall. Ich denke der Film will auch gar nicht "normal" sein. Der Rest ist Geschmackssache. Und Chris Evans hat mehr drauf als nur Captain America :)
V | 13.10.2014 20:42
das hat wohl der gewichtige hollywood-mogul mit "zu intelligent" fürs massenpublikum gemeint...

zweifelsfrei ein super film.

wehmutstropfen:
alle konfrontationen in dem film hätten ohne die lästige fsk-16 bremse ein episches (splatter)-ausmaß erreicht.

MICRO-SPOILER
das kronole leicht brennbares zeug ist, hätte man nicht so dermaßen aufdringlich als wink mit der scheune die ganze reise über wiederholen müssen.

Davin | 13.10.2014 21:35
ich wüsste nicht was an dem Film sonderlich intelligent sein sollte (dass der Film eine "Botschaft" hat? Also das haben doch wirklich genug Filme.) Das Massenpublikum (z.B.imdb) hat dem Film doch relativ respektable Bewertungen entgegengebracht, auch die sonstigen Bewertungen sind keinesfalls im unteren Bereich, soviel zu das Massenpublikum mag oder versteht den Film nicht)
Besonders das Ende hat mich nach dem fulminanten Anfang doch enttäuscht. Mehr als 5/10 sind bei mir nicht drin.
>> antworten
lalilulelo | 14.05.2014 01:35
und wieder einmal ein dankeschön an all die beteiligten personen! ohne euch hätt ich min. 50% der filme die ich für gut erachte nicht gesehen. also danke
Harald | 14.05.2014 08:59
Die Firma dankt zurück.
>> antworten
Federico | 04.05.2014 10:42
Der Film ist toll, unbedingte Empfehlung!!!
>> antworten
Andreas | 27.04.2014 11:30
Natürlich auf meiner Pflichtliste. Bin schon gespannt.
Danke fürs Mund-wässrig-machen!
Harald | 21.06.2014 08:03
immer gerne :)
>> antworten