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Spider Labyrinth

Spider Labyrinth

OT: Il Nido del ragno
HORROR: I, 1988
Regie: Gianfranco Giagni
Darsteller: Roland Wybenga, Paola Rinaldi, Stéphane Audran, William Berger

STORY:

Professor Alan Whitmore, seines Zeichens Religionswissenschaftler und Geheimnisträger in einem okkulten Forschungsprojekt, wird nach Budapest geschickt, um Informationen über einen antiken Spinnenkult einzuholen. Sein Forschungskollege in Budapest wird kurze Zeit später tot aufgefunden. Und der antike Spinnenkult scheint springlebendig zu sein ...

KRITIK:

SPIDER LABYRINTH ist ein italienischer Okkult-Horrorthriller aus dem Jahre 1988, der - ungewöhnlich für die damalige Zeit - ungekürzt in die Videotheken kam und eine kleine Kult-Anhängerschaft hinter sich vereinigen konnte.

Trotz sichtlich anämischem Budgets ist die Machart sehr professionell, die Kamerafahrten experimentell, die Beleuchtung bunt und expressiv, die Musik - ungewöhnlicherweise - von einem Streichquartett eingespielt. Dario Argento, Mario Bava, aber auch Giallo-Maestros wie Aldo Lado lassen schön grüßen in dieser kleinen Gerne-Perle, die Atmosphäre mit großem A schreibt.

Regisseur Gianfranco Giagni war ein Debütant, der bis dato lediglich Videoclip-Erfahrung gesammelt hatte. Großen - und wie man den Interviews entnimmt - durchaus ambivalenten Einfluss hatte Produzent und Drehbuchautor Tonino Cervi, ein umtriebiger Produzent, der seit den Fünfzigerjahren aktiv war und mit Leuten wie Antonioni, Visconti und sogar Fellini gearbeitet hat. Die glorreichen Zeiten des italienischen Kinos waren Ende der Achtziger Jahre längst unwiederbringlich vorbei, und auch mit dem Genrekino ging es langsam, aber stetig bergab. SPIDER LABYRINTH ist wohl einer der letzten wirklich gelungenen italienischen Horrorfilme aus dieser Ära - und einer, der über Geheimtipp-Status nie hinausgekommen ist.

Ein besonderer Bonus ist der Schauplatz: Budapest zu Zeiten des eisernen Vorhangs. So wird man diese schöne Stadt im wirklichen Leben niemals sehen: Völlig menschenleer nämlich, verwinkelt, mysteriös, surreal, unheimlich. Aldo Lado wurde ja schon erwähnt, und tatsächlich fällt mir nur ein einziger Vergleich ein, wo eine osteuropäische Stadt derartig außerweltlich in Szene gerückt wurde: MALASTRANA von 1971.

Seit 25 Jahren widmet sich das Label Wicked Vision vergessenen Genrefilm-Perlen aus der VHS-Ära, die mit großer Hingabe und Leidenschaft fürs digitale Zeitalter aufbereitet werden. Die vorliegende Blu-ray ist vollgepackt mit Extras und tatsächlich sehr interessanten und aufschlussreichen Interviews.

Wenig schmeichelhaft übrigens, was die Hauptdarstellerin Paola Rinaldi über die Arbeit mit dem gefürchteten Produzenten Tonino Cervi erzählt. Vor allem die so lustvoll und spielerisch wirkenden Nacktszenen waren für sie das Gegenteil von lustvoll und spielerisch. Im Grunde klingt das nach einer sehr unerfreulichen MeToo-Geschichte, zu einer Zeit, als es diesen Begriff noch nicht gab. Nicht alles war gut damals. SPIDER LABYRINTH ist der Auftakt zu einer IItalo Cinema Collection. Ich bin extrem gespannt, was da noch alles kommen wird.

Spider Labyrinth Bild 1
Spider Labyrinth Bild 2
Spider Labyrinth Bild 3
Spider Labyrinth Bild 4
Spider Labyrinth Bild 5
FAZIT:

Anders als der Titel erwarten lässt, kein Tierhorror, sondern ein okkulter und extrem atmosphärischer Italo-Thriller-Geheimtipp von 1988, digital restauriert.

WERTUNG: 8/10
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