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Steven Seagal: Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker

Steven Seagal: Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker

OT: Out For Justice
ACTION: USA, 1991
Regie: John Flynn
Darsteller: Steven Seagal, William Forsythe, Jerry Orbach, Jo Champa

STORY:

Gino Fellinos Partner wird auf offener Straße vom durchgeknallten Richie Madano erschossen. Dieser zieht mit einer persönlichen Abschussliste und mit reichlich Crack im Hirn durch New York und macht auch vor Unschuldigen nicht Halt.

Während die restliche Polizei ermittelt, schnappt sich Gino eine Schrotflinte, zieht durch Brooklyn und verstümmelt Leute auf der Suche nach Richie. Auch die Mafia ist hinter Richie her, doch Gino versucht schneller zu sein...

KRITIK:

(Diese Kritik wurde am 10.01.2016 überarbeitet; die vorherige Bewertung war 5/10 Punkten.)

Wenn man sich die Inhaltsangabe zu DEADLY REVENGE – DAS BROOKLYN MASSAKER so durchliest, bekommt man den Eindruck, dass ein völlig durchgeknallter Soziopath durch New York zieht und, die von Seagal gespielte Figur, Gino ihn aufhalten muss. Sieht man sich dann allerdings den Film an, bekommt man schnell das Gefühl, dass der sozipathischte Soziopath in dieser Geschichte Seagal selbst ist. Klar, Crackhead Richie fährt durch die Straßen, ballert sich mit Drogen weg und alle anderen mit seiner Knarre. Dazu sieht er auch noch ziemlich versifft und scheiße aus – kein Wunder, dass der nur Nutten am Start hat –, und alle Latten am Zaun hat er wohl noch nie gehabt.

Und dennoch ist die Frage weniger, wen Richie als nächstes kalt machen oder vergewaltigen wird, sondern wann Seagal mal wieder wahllos Leute rumschubst, schlägt und beleidigt. Es ist, als wäre ganz Brooklyn für Seagal ZUM TÖTEN FREIGEGEBEN – hrhr. Wäre ich fies, würde ich gar folgendes Trinkspiel vorschlagen: jedes Mal, wenn Meister Seagal wieder das Gesetz bricht, irgendjemanden rumschubst oder anderweitig schikaniert, jemanden verstümmelt oder ohne zu zögern ermordet, gibt’s ‘nen Kurzen. Da das allerdings schnell zu einem erheblichen Blutalkoholpegel führen würde, und Flatrate-Saufen in deutschen Landen eh nicht mehr erlaubt ist, rate ich dringend davon ab.

Es ist ja auch nichts neues, dass Seagal seine Figur mit absoluter Überheblichkeit als unbesiegbare Tötungsmaschine „darstellt“ – bereits in den letzten Besprechungen bin ich intensiv darauf eingegangen. Gerne geht der Meister auf die Knie, entledigt sich jeglicher Waffen und lädt seine Gegner direkt zum Angriff ein, nur um sich dann genüsslich durch die Luft fliegen zu lassen und ihnen die Handgelenke zu brechen – und manchmal auch andere Gliedmaßen. Genau das ist es ja mitunter auch, was einen Seagal-Film so einzigartig und unterhaltsam macht. In DEADLY REVENGE ist dieses Muster bis zum Exzess und darüber hinaus zu bewundern. Dass Seagal im Finale überhaupt eine Waffe dabei hat ist schon ein mittelschweres Wunder.

Seagal ist auf 180, und vielleicht sogar auf 360, nachdem sein bester Kumpel ermordet wurde, und fest entschlossen ihn zu rächen. Dabei unterscheidet Gino weder zwischen Richies Mittätern, seinen eigenen Mafiakumpanen, Unbeteiligten oder gar seiner eigenen Frau – kein Wunder, dass sie die Scheidung will. Wie auf Koks rast er durch Brooklyn und macht dabei vor niemanden halt, egal ob Freund oder Feind. Bei den ersten paar Mal, die ich DEADLY REVENGE gesehen habe, viel mir dieses Verhalten noch negativ auf, erschienen mir viel zu übertrieben, selbst für Seagal. Inzwischen habe ich genau das zu lieben gelernt – denn DEADLY REVENGE ist einfach dreckiger, gemeiner und zynischer als die vorherigen Seagal-Filme (und viele die danach kommen), Seagals Verhalten passt einfach in den Kosmos dieser Erzählung und es ist mir als wäre Seagal nie härter gewesen als hier.

Ich bleibe allerdings weiterhin dabei, dass das Drehbuch mit dem mehr als unnötigen Mafia-Sub Plot unnötig aufgebläht wurde. Immer wieder gerät die Handlung ins Stocken, wenn Seagal mal wieder auf einen Kaffee im örtlichen Mafia-Clubhaus vorbeischaut und dann auch noch wild zwischen Italienisch und Deutsch (bzw. im Original natürlich Englisch) hin und herwechselt. Seagal wirkt, vor allem im spannenden Finale, gar wie ein lauernder Hai, der sich durch ein volles Schwimmbecken bewegt, immer auf der Suche nach seinem nächsten Opfer. Natürlich sind Verschnaufpausen nötig, aber die Mafia-Szenen nehmen DEADLY REVENGE etwas den Wind aus den Segeln, unterbrechen den Sog, denn Seagals brutale und rastlose Suche erzeugt.

Mit zu dem Besten was Seagal in seiner Filmographie an Gewalt zu bieten hat, zählen die Kämpfe in DEADLY REVENGE sicherlich. Mitunter die brutalsten sind sie auch.  Und das will, in der reichlich brutalen Filmographie des Meisters, schon was bedeuten. Handgelenksbrüche™ sind noch die harmlosesten Verstümmelungen mit denen Seagal bei seinen Gegnern aufwartet. Da werden Zähne ausgeschlagen, Körperteile abgehackt und abgeschossen und Korkenzieher auf sehr schmerzhafte Weise zweckentfremdet. Dass die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft DAS BROOKLYN MASSAKER noch als „Strafrechtlich unbedenklich“ einstufte, grenzt fast schon an ein Wunder, wenn man bedenkt mit welcher Selbstzweckhaftigkeit die derbe und über-exzessive Gewalt hier daherkommt.

Alleine die sehr gut aufgebaute Barszene, gegen die die SAW-Reihe aussieht wie die Teletubbies, ist schon eine Sichtung wert. Hinzu kommt das Finale, in dem DEADLY REVENGE einen genialen Sog entwickelt.

In diesem Sinne: „Man sieht sich immer zwei Mal im Leben.“

Steven Seagal: Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker Bild 1
Steven Seagal: Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker Bild 2
Steven Seagal: Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker Bild 3
Steven Seagal: Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker Bild 4
Steven Seagal: Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker Bild 5
Steven Seagal: Deadly Revenge - Das Brooklyn Massaker Bild 6
FAZIT:

Ich gebe zu, ich habe DEADLY REVENGE bisher sehr viel Unrecht getan. Neuerdings habe ich ihn aber so richtig zu schätzen gelernt. Ich bin zwar weiterhin der Meinung, dass die Handlung durch einige eher überflüssige Nebenbaustellen unnötig aufgebläht wurde, aber dennoch ist dieser Seagal-Kracher ein nahezu unaufhörlich nach vorne preschender, ultrabrutaler Actionfilm geworden. Die Gewalt reicht von zynisch-brutal bis zu komikhaft überhöhtem Splatter und Seagal wütet wie ein wilder Hund mit Schaum vorm Mund. Es geht rau zu in Brooklyn, aber niemals ist es rau genug, als das Seagal nicht noch einen draufsetzen könnte. Und der Soundtrack – BEASTIE BOYS! – ist sowieso echt lässig.

Trotz kleinerer Schwächen möchte ich DEADLY REVENGE uneingeschränkt empfehlen, alleine schon wegen seinem Status als Nachschlagewerk unzähliger Seagalismen.

WERTUNG: 9 von 10 Billiardkugeln im Taschentuch.
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hockeymask | 16.05.2016 19:18
Seagals härtester und Bester. Volle Punktzahl.
>> antworten
toxic | 16.04.2015 14:31
Deine Begeisterung für die alte Seemöve ist echt ansteckend.
Genau wegen Seagals schmieriger Prollaura habe ich keinen einzigen(!) seiner Filme als Kind gesehen und auch um die Dudikoffs immer einen Bogen gemacht. Das hole ich nun nach. Im Freundeskreis sind die Seagalfans schnell gefunden und empfahlen mir "Nico" und "Deadly Revenge". Nico war als Aperitif sehr gut und zum Hauptgang gabs dann den hier. Ich habe die anderen, hier besprochenen Seagalfilme noch nicht gesehen, muss aber feststellen, dass das Brooklyn Massaker mich sehr begeistert hat. Gerade die Schlechtheit als richtiger Actionfilm in Kombination mit dieser völlig unreflektierten Gewalt hat mich schon im Intro begeistert. Ich werd jetzt auch im Straßenverkehr ne Pistole dabei haben: Als der herrlich irre aufspielende William Forsythe die hupende Frau erschießt, hatte der Film mein Herz gewonnen. Danach war Zurücklehnen und Genießen angesagt.
Für mich bis hierhin der beste seiner Filme, weil er so ultrabrutal ist und das Trash-O-Meter permanent ausschlägt. (z.B. seine hammerfesche Mütze im Trailer oder der Typ in der Bar, der von wirklich allen eins auf die Fresse bekommt)
Und ich dachte bis Steven, dass Chuck und Charles wenig Mimik besitzen aber Seagal kommt einem Stein ohne Charisma doch noch am nächsten - lobet den Herren!
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Johannes | 17.04.2015 09:08
Freut mich, dass ich dich für den Meister aller Gewichtsklassen begeistern konnte. :)

Ich kann deine Begeisterung für Deadly Revenge in gewisser Weise schon nachvollziehen. Wenn man es mal so betrachtet ist dieser Film sowas wie ein Nachschlagewerk der Seagalismen. Alles was Steven Seagal ausmacht steckt hier drin. Und wie man bei dir sieht, kann er auch als Einsteigerfilm funktionieren - zumindest kann man ihn empfehlen, um einem völlig Unbeteiligten zu erklären, was es mit Steven Seagal auf sich hat.

Vielleicht hab ich mir Deadly Revenge auch einfach bloß versaut, weil ich bislang nur die geschnittene Fassung geschaut hatte und die ungeschnittene erst für diese Besprechung gesehen habe. Und geschnitten ist er halt so richtig dröge.

Ich gönn dir, dass du Spaß damit hattest ;), aber für mich funktioniert er leider trotz allem einfach nicht. :(
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