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Steven Seagal: Fire Down Below

Steven Seagal: Fire Down Below

ACTION: USA, 1997
Regie: Félix Enríquez Alcalá
Darsteller: Steven Seagal, Kris Kristofferson, Harry Dean Stanton, Marg Helgenberger, Stephen Lang

STORY:

Steven Seagal ist Jack Taggert - der härteste Marshall der Umweltbehörde den es gibt.

Als sein bester Freund und Kollege bei Ermittlungen in einem verschlafenen Nest in den Südstaaten ermordet wird, macht Taggert sich auf, um als Tagelöhner getarnt nach den Verantwortlichen zu suchen. Dass dabei nicht nur zahlreiche Veranden gebaut, sondern auch etliche Handgelenke gebrochen werden, versteht sich von selbst...

KRITIK:

Nach GLIMMER MAN folgte direkt ein weiterer Flop an den Kinokassen für Steven Seagal und so nahm seine fast schon unaufhaltsame Talfahrt mit FIRE DOWN BELOW so richtig Fahrt auf. Nicht mal mehr 17 Millionen Dollar spielte der Film seinem Studio ein. Sehr fatal für Seagal und letztlich führte dieser Flop sogar dazu, dass Warner Brothers ihren Multi Picture-Vertrag auflösten. Ihr Vertrauen in Seagal als Kassengaranten hatten sie endgültig verloren. Ein wenig Harsch, nach nur zwei Flops, wenn man bedenkt, dass der Vertrag fast 10 Jahre bestand und Warner Brothers von 1988 an, mit NICO bis FIRE DOWN BELOW jeden Seagal-Film produziert hatten - wodurch sie auf DVD in den schönen Snapper Cases von WB herausgebracht wurden.

Andererseits ist das Filmgeschäft nun mal hauptsächlich ein Geschäft, vor allem in Hollywood, und da reichen halt auch 10 Jahre Zusammenarbeit nicht, um zwei Flops aufzuwiegen. Zumal sich Seagal das zum Teil selbst zuzuschreiben haben dürfte. Schließlich legte er seine prollig-überhebliche Attitüde nicht nur in seinen "Rollen" an den Tag. Er war und ist nunmal so. Weswegen er es sich regelmäßig mit Produzenten und anderen hohen Tieren verscherzte - ein Fehler, wie er heutzutage auch zugibt.


Dass FIRE DOWN BELOW eine große Pleite für Seagal und Warner Brothers wurde, kann ich, im Gegensatz zur Pleite von GLIMMER MAN, allerdings voll und ganz nachvollziehen. Denn auch wenn der ein eher ungewöhnlicher Seagal-Film und auch nicht wirklich einer der Besten ist, ist er am Ende immer noch eine spaßige, kurzweilige Kumpel-Actionkomödie mit einem recht gut aufgelegten Seagal. FIRE DOWN BELOW hingegen ist - soweit greife ich schon mal vor - gar nichts davon. Dazu noch kein guter Seagal-Film, kein guter Actionfilm und schon gar kein guter Umweltschutzfilm.

Letzteres war AUF BRENNENDEM EIS schon nicht, dafür wurde die penetrante "Rettet die Wale"-Botschaft einfach zu plump und PETA-mäßig mit dem Holzhammer verbreitet. Als Ausgleich gab es jedoch genug Action und die Geschichte wurde rasant genug erzählt, so dass sich zusammen mit allerlei trashigen Allüren ein durchaus ansehbares Gesamtwerkt ergab. Ganz anders jedoch bei FIRE DOWN BELOW.

Das fängt schon mit dem Drehbuch an. Anstatt einfach eine geradlinige, actiongeladene und nach Möglichkeit zynische Geschichte zu erzählen, wird unglaublich viel Zeit darauf verschwendet die Figur Seagals zu charakterisieren und eine spannende Geschichte um ihn herum aufzubauen. Im Prinzip gar nicht verkehrt etwas Tiefe in einem Steven Seagal-Film hinzuzufügen, wenn dieser Versuch jedoch einen großen Teil der Geschichte einnimmt und sie damit elendig ausbremst, dann läuft eindeutig etwas falsch. So dauert es Ewigkeiten, bis Seagal das erste Mal Arme verdrehen und Nasen brechen darf – richtig gelesen, hier sind es nicht die Handgelenke. War Seagal wohl zu anstregend, das mit dem Aikido. Stattdessen sehen wir ihn als besorgten Forstaufsichtsbehörden-Agenten, der sich um kranke Kinder kümmert und eine zarte Liebesbeziehung zu einer Frau aufbaut. Klar, Beziehungen gab es auch vorher schon, in HARD TO KILL zum Beispiel, aber die wirkten in der Regel eher wie bloße Sexbeziehungen bei denen die Grenze zur Vergewaltigung – zumindest optisch –  manches Mal recht dünn war. Nun sollte es wahre Liebe werden und Seagal gleichzeitig die Möglichkeit geben etwas mehr zu tun als bloß Leute zu verstümmeln.

Das Problem dabei ist nur, dass Seagal kein Schauspieler ist und es ausdruckstechnisch einfach keinen Unterschied macht, ob er Handgelenke bricht oder sich für einen schönen, romantischen Abend bedankt. Das Ganze ist jetzt irgendwie ein zweischneidiges Schwert. Zum einen bietet Seagals stocksteifes Anti-Schauspiel in den "romantischen" Szenen Trash bis zum Anschlag - einmal mehr sieht Seagal wie ein Triebtäter aus. Zum anderen sind diese Szenen aber absolut unnötig und ziehen die Handlung arg in die Länge. Anstelle ordentlicher Keilereien und zynischer Oneliner, gibt es so nur Stelzbock Seagal auf der Walz.

Auch ansonsten ist nicht viel los und so verbringt Seagal hauptsächlich damit Zeit, Veranden und Dächer zu reparieren oder völlig unauffällig Fragen zu stellen, die ihn auch gar nicht als Agenten einer US-Behörde entlarven könnten - hust, hust.  Weite Strecken über hat FIRE DOWN BELOW also so gut wie keinen Schwung und dümpelt eher vor sich. Nicht besser wird das durch die äußerst schwache Inszenierung von Félix Enríquez Alcalá, der hier sein Kinodebut gab - nur um kurz drauf wieder im Fernsehbetrieb zu verschwinden. Ähnlich wie Declan O'Briens WRONG TURN-Beiträgen sieht man Alcalás Arbeit einfach seine Herkunft aus dem TV-Bereich an. Optisch ist FIRE DOWN BELOW eher mit einer Folge WALKER TEXAS RANGER denn ALARMSTUFE: ROT zu vergleichen. Selbst aus dem recht hohen Budget, das sogar Luftaufnahmen gestattet, weiß er nichts Besonderes herauszuholen. Und wenn doch mal eine gelungene Einstellung zu finden ist, dann wird sie durch gut ein Dutzend langweiliger und uninspirierter Einstellungen relativiert.

Dazu gesellt sich ein Soundtrack, der nach wenigen Minuten bereits ordentlich auf die Schädeldecke drückt. Warum sind es eigentlich gerade die TV- und DTV-Regisseure, die meinen, jeden Film der in den Südstaaten spielt, mit ständigem Banjo-Gejaule unterlegen zu müssen, bloß um dem Zuschauer zu suggerieren, der Film spiele in den Südstaaten. Dafür braucht es verdammt noch mal kein generisches Bluegrass-Geschrubbel. Selbiges hat mich auch, bei dem ansonsten ganz okayen, WALKING TALL 2 mit Kevin Sorbo arg gestört.

Erst gegen Ende nimmt die Action zu, Seagals Sprüche werden zynischer und seine Überlegenheit der gesamten Menschheit gegenüber steigt mal wieder in unermessliche Höhen. Da schießt der Meister beispielsweise auf eine fliegende Leuchtfackel und trifft sie drei Mal, so dass er sie "ausgeschossen" hat, bevor sie den kerosingetränkten Boden erreicht. Gitarre spielen kann er auch - hat ja inzwischen sogar in der echten Welt eine Bluesband und Handwerken hat er sowieso drauf. Und wenn er seinem Gegenüber bei einem klärenden Gespräch mit einem Handschuh permanent ins Gesicht schlägt, dann ist das Seagal wie wir ihn kennen und lieben. Ganz zu schweigen davon, dass er dem Bösewicht sexuelle Kontakte mit zukünftigen Mitgefangenen verspricht – ich bin mir sicher, der freut sich schon tierisch drauf. Alles in allem ist das aber leider nicht genug um die restlichen Schwachstellen FIRE DOWN BELOWs vergessen zu machen.

In diesem Sinne: „Mr. Hanner, ich verspreche Ihnen, so wahr ich hier vor Ihnen stehe: Durch mich erfahren Sie eine neue Bedeutung des Wortes Verletzen!“

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FAZIT:

Steven Seagal und Öko. Das sind zwei Begriffe, die einfach nicht so recht zusammenpassen wollen. Schon bei AUF BRENNENDEM EIS war das eher eine heikle Angelegenheit, die nur durch die ordentliche Action und den Schwung des Films, inklusive harter Trash-Attacken, gerettet wurde. Allgemein gesehen verspricht die Paarung Seagal und Ökobotschaft aber eher gepflegte Langeweile, denn wirkliches Filmvergnügen. Da ist es allemal unterhaltsamer, wenn sich Seagal für einen Italiener hält (NICO, DEADLY REVENGE), für einen Zen-Buddhisten (GLIMMER MAN) oder für einen Indianer (THE PATRIOT). Lobenswerterweise kommt die Ökobotschaft in FIRE DOWN BELOW nicht ganz so plump daher wie noch bei AUF BRENNENDEM EIS, ist aber dafür in eine Geschichte eingepackt die einfach nicht funktionieren kann. Was vor allem daran liegt, dass Seagal kein Charakterdarsteller ist und seine Filme dann am besten funktionieren, wenn er wohldosiert Binsenweisheiten von sich gibt, Leute verstümmelt und zynische Oneliner raushaut.

Im Endeffekt schnarcht FIRE DOWN BELOW so vor sich hin, bietet außer den – viel zu seltenen – Kämpfen, ein oder zwei guten Späßen und dem letzten Akt nicht wirklich viel und hinterlässt den Eindruck, dass Steven Seagals Jacken noch das interessanteste während der vergangenen 100 Minuten waren – oder wie meine Freundin es ausdrückte: „Der Film ist genauso schrecklich wie diese Jacken!“ Ganz so schlimm ist es nun nicht, aber auch nicht wesentlich besser.

WERTUNG: 5 von 10 Schleimlagern der Kids' Choice Awards.
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