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Tagebuch eines Skandals

Tagebuch eines Skandals

OT: Notes on a Scandal
DRAMA: GBR/USA, 2006
Regie: Richard Eyre
Darsteller: Judi Dench, Cate Blanchett, Bill Nighy

STORY:

Die Geschichtslehrerin Barbara Covett (Judi Dench) führt ein strenges Regiment im Klassenzimmer. Von den Schülern und ihren Kollegen wird sie mehr gefürchtet als geachtet. Sie führt ein einsames Leben, keinen Lebenspartner, keine Kinder, keine Freundin, nur ihrem Tagebuch kann sie sich anvertrauen. Doch dies alles soll sich durch Sheba Hart (Cate Blanchett), der neuen Kunstlehrerin, ändern. Nachdem Barbara Sheba aus einer prekären Situation geholfen hat entsteht tatsächlich so etwas wie Freundschaft zwischen dem ungleichen Gespann. Doch Barbara will mehr und als sie Zeuge einer Liebesaffäre zwischen Sheba und einem Schüler (Andrew Simpson) wird, sieht sie ihre Chance gekommen, ihre krankhafte Obsession Realität werden zu lassen.

KRITIK:

Tagebuch eines Skandals (OT: Notes on a Scandal) ist das Portrait einer einsamen Frau. So schreibt sie unter anderem in ihr Tagebuch: "Leute wie Sheba glauben, sie wüssten, was Einsamkeit ist. Aber das langsame Tröpfeln der Sekunden, die endlose Hoffnungslosigkeit - die haben keine Ahnung!"

Dem Zuseher wird jedoch schon bald klar, weshalb Barbara einsam ist, warum sie keine Freunde hat. Barbara ist ein egoistischer Mensch, die Gedanken die sie ihrem Tagebuch anvertraut sind rücksichtslos und boshaft, mit spitzer Zunge zieht sie über andere her. Doch Barbaras Kälte, ihre Autorität ist nur gespielt, sie sehnt sich nach Liebe, Geborgenheit, Zuneigung. Im Laufe der Jahre hat sich diese Sehnsucht zu einer Obsession entwickelt, ein unbändiges Verlangen, sie fixiert sich mehr und mehr auf ihre junge Freundin, beginnt systematisch in ihr Privatleben einzudringen und Besitz von ihr zu ergreifen.

Judi Dench stellt die zwiespältige Hauptfigur mit einer erschreckenden Authentizität, sie brilliert in der Rolle der zerstörerisch Liebenden psychisch kranken und verbitterten Lehrerin. Cate Blanchett erweist sich als würdige Gegenspielerin, sie meistert ihre Rolle als zerbrechliche und verführerische Lehrerin gekonnt.

Neben brillanten Hauptdarstellern wartet die Verfilmung des Romans von Zoe Heller zudem mit einer überaus packenden und komplexen Geschichte über Liebe und unerfüllte Sehnsüchte auf. Sehnsüchte die nicht nur Barbara in sich trägt. Auch Sheba kennt solche Sehnsüchte, das Leben mit ihren Kindern und einem Ehemann, der ihr Vater sein könnte, erfüllt sie nicht mehr. Erst die Annoncen und Nachstellungen eines Schülers bringen wieder "Kick" in ihr Leben.

Tagebuch eines Skandals bietet Psychodrama vom Feinsten, die Figuren wirken allesamt erschreckend real, jenseits von naiven Gut/Böse-Kategorisierungen. Die Protagonisten sind allesamt nicht ohne Makel, sie sind von unerfüllten Sehnsüchten und Träumen getriebene Menschen. Der Film erzählt von der oftmals zerstörerischen Macht solcher Sehnsüchte. Darüber hinaus besticht er durch seine gelungene Inszenierung und gekonnte Kameraführung.

Tagebuch eines Skandals Bild 1
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Tagebuch eines Skandals Bild 3
Tagebuch eines Skandals Bild 4
Tagebuch eines Skandals Bild 5
FAZIT:

Tagebuch eines Skandals ist ein mit brillanten Schauspielern besetztes Psychodrama vom Feinsten. Der verstörende Film zeigt die zerstörerische Macht unterdrückter Sehnsüchte und Obsessionen und verdeutlicht wie schwer man sich diesen entziehen kann. Ein Film der einem nicht mehr so schnell aus dem Kopf geht.

WERTUNG: 9 von 10 zerstörerischen Liebes-Monstern
TEXT © Gerti
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