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Terrifying Girls' High School: Lynch Law Classroom

Terrifying Girls' High School: Lynch Law Classroom

OT: Kyôfu joshikôkô: bôkô rinchi kyôshitsu
PINKY VIOLENCE: JAPAN, 1973
Regie: Norifumi Suzuki
Darsteller: Miki Sugimoto, Reiko Ike, Seiko Saburi, Misuzu Oota, Rie Saotome, Yuuko Mizusawa

STORY:

An der "School of Hope" hat das brutale Disziplinär-Kommitee - eine Gruppe von eiskalten Schülerinnen - das Sagen. Im Auftrag des Korrupten Vizedirektors sorgen sie für Zucht und Ordnung an der Schule und schrecken dabei weder vor Folter noch Mord zurück.
Als die drei neuen Schülerinnen Noriko, Seiko und Rie - an die Schule kommen, ahnt das Kommitee jedoch noch nicht, dass Noriko die Freundin und Bandenchefin eines erst kürzlich getöteten Mädchens ist. Auf Rache aus, führt Noriko die restlichen Schülerinnen in die Rebellion gegen das korrupte Schulsystem.

KRITIK:

Ich stelle jetzt ganz zu Beginn einfach einmal ganz verfroren eine These auf. In den späten 60ern und frühen 70ern waren die DELIQUENT GIRL BOSS-Filme aus dem Hause Toei überaus beliebt beim geifernden Bahnhofskinopublikum. Gut, das ist jetzt noch nicht die These, das ist eine auf der Wahrheit fußende Behauptung, denn Toei - wie so ziemlich jede Sleaze-Schmiede der 70er - war nicht vornehmlich an künstlerisch wertvollem Output interessiert, sondern am Kohle scheffeln - um’s mal salopp auszudrücken. Nicht von ungefähr lassen sich in der Filmographie eben jenes Studios über 10 solcher - lose über Thematik und Titel verknüpfte - Filme ausmachen.

Was jetzt kommt ist eben gerade versprochene These: Japaner haben nicht nur einen Fimmel für junge Damen in mehr als prekären Situationen - mal verharmlosend ausgedrückt, newa - sondern vor allem auch für Schulmädchen... gerne auch in mehr als prekären Situationen - wem Japans filmischer Output - gerade der 70er - in Bezug auf filmische Ausschussware oder gar Animes der neueren Zeit, nicht fremd ist, kann an dieser Stelle bereits geistig sein quod erat demonstrandum druntersetzen.

So gesehen ist TERRIFYING GIRLS’ HIGH SCHOOL: LYNCH LAW CLASSROOM denn eine Art Spin-off der unartigen Bandenführerinnen, da sowohl Thematik als auch Aufbau auf die Belegschaft eines Mädchen-Internats übertragen wurden um so mit der gleichen wilden Mischung aus Sex und Gewalt denn auch jene anzusprechen, die einen Fimmel für Schulmädchen haben - will heißen, im Endeffekt saßen höchstwahrscheinlich die selben Lustmolche im Kino, die sich auch schon die DELIQUENT GIRL BOSS-Reihe im feucht-dunklen Bahnhofskino reingezogen haben, polemisch ausgedrückt.

Mit Norifumi Suzuki hat man denn auch einen wahren Veteran auf dem Gebiet aufmüpfiger junger Mädchen mit einem Hang zu Entblößung, damit beauftragt LYNCH LAW CLASSROOM auf die Leinwand zu bannen - immerhin zeichnet der gute Mann für die ersten vier Teile GIRL BOSS-Reihe verantwortlich, bevor denn für die restlichen durch von Film zu Film wechselnde Regisseure ersetzt wurde.

Mit dieser Entscheidung - will meinen, die, Suzuki auf den Regiestuhl zu verfrachten - hat Toho dann auch mir, ganz unwissentlich versteht sich, eine kleine bis mittelgroße Freude bereitet. Denn neben Shunya Ito zählt er für mich zu den talentiertesten Künstlern die die Toei-Schmiede in den 1960ern und 70ern aufzubieten hatte. Ito - seines Zeichens verantwortlich für die ersten drei Teile der von mir immer wieder gerne herbeizitierten SASORI-Quadrologie - ist in meinen Augen ein fantastischer und visionärer Regisseur. Man mag - sollte man denn tatsächlich ein Emma lesender und baumumarmender Moralist sein - das ethnisch-moralische Niveau auf dem sich seine Filme, wie so ziemlich alles was Toei während der sleazigen 70er Jahre produzierte, verurteilen. Doch vor der technischen Brillanz mit der Ito seiner Kunst nachging müsste jeder, wenn auch nur mit filmtechnischem Halbwissen ausgestattete Cineast seinen Hut ziehen - und im direkten Vergleich müsste so mancher Hollywood-Pfuscher seinen Oscar zurückgeben.

Und meines Erachtens spielt Norifumi Suzuki in eben genau jener Liga mit. Die Unterschiede werden vor allem im Lichteinsatz deutlich, denn wäre Ito einen Faible für die künstlerische Integration von Licht- und Farbenspielen ins Filmgeschehen hegt, legt Suzuki weitaus weniger Wert auf bedeutungsschwangeren Einsatz von Licht und Farbe.

Das volle Potential der Toei-Scope Aufnahmen auszunutzen verstanden jedoch beide auf wunderbare Weise.

Natürlich stehen auch bei TERRIFYING GIRLS’ HIGH SCHOOL: LYNCH LAW CLASSROOM - wow, was für ein Tier von einem Titel, nur mal so nebenbei bemerkt - in erster Linie Sex und Gewalt und gerne auch beides zusammen im Mittelpunkt - immerhin sind ja auch wir deswegen hier, newa. Genau davon gibt es denn auch mehr als reichlich. Seien es die zahlreichen Sexszenen mal lesbischer Natur, mal mit beidseitigem Einverständnis, mal ohne - womit wir dann auch wieder bei der Mischung aus Sex und Gewalt wären, die sich vornehmlich in üblen Vergewaltigungen entladen - sowie zahlreichen sleazigen Bestrafungsmaßnahmen seitens des Disziplinär-Kommitees.

So beginnt denn auch direkt die erste Szene mit einer solchen Bestrafung, in diesem Fall ein (fingierter) Aderlass - wobei ich mich natürlich frage wie man nicht merken kann, dass der Körper keinen Blutverlust erleidet... aber naja, in extremen Stresssituationen reagiert nun mal jeder anders, newa - der an einem nackten, gemarterten Schulmädchen vollzogen wird - tja, so fangen die wirklichen Blockbuster an. Anzumerken sei an dieser Stelle jedoch, dass die Beste, da mit Abstand infamste eben jener Bestrafungen wohl ganz klar die Pinkel-Folter ist - ich überlasse es eurer Fantasie euch da jetzt was drunter vorzustellen... so gemein bin ich, newa.

Im oben genanntem Aderlass zeigt sich denn auch schon Suzukis Talent, denn anstatt plump die Kamera draufzuhalten, versteht er es den Bluff durch geschickte Kameraeinstellungen und Schnitte erst langsam zu enttarnen.

So weiß er denn auch, an sich wenig spektakuläre Aufnahmen primitiv dargestellter Gewalt durch geschickte und verspielte Einstellungen immer wieder aufregend in Szene zu setzen - der Schnitt tut da sein übriges um aus TERRIFYING GIRLS’ HIGH SCHOOL: LYNCH LAW CLASSROOM zwar keinen visuell überwältigenden, aber dennoch interessanten Film zu machen.

Ein weiteres, weitaus wichtigeres Beispiel für das Können Suzukis ist ungewöhnlicherweise der Vorspann. Während wir der Ansprache des Rektors der "School of Hope" lauschen dürfen, der sich gerade mit Aporismen über Demokratie und die Werte von Zusammenhalt übergibt, bekommen wir Bilder von Schülerinnen präsentiert, die in Reih und Glied marschieren, oder, bewacht von mit Armbinden bestückten Aufseherinnen, die Schule reinigen, schießen einem spontan Bilder des BDM durch den Kopf. Genau diese Ambivalenz ist es auch, die dem Zuschauer klar macht, wie weit es mit der Gleichberechtigung der Frauen in der japanischen Gesellschaft her ist, und was die Männer von Demokratie im Bezug auf das weibliche Geschlecht halten.

Natürlich haben auch die werten Damen der Schülerschaft so einigen Dreck am Stecken, doch zumindest die Gruppierung um Noriko (Miki Sugimoto) kann für die moralische Identifikation herhalten. Dadurch zeichnet sich ebenso ein recht düsteres wenn auch realistisches Weltbild. Zu hundert Prozent gute Menschen gibt es eben nicht. Weder in der "School of Hope" noch im echten Leben. Aber es gibt jene, deren Charakter totaler Korrumpierung verschlossen bleibt und jene denen man ohne jedwede Übertreibung Bösartigkeit attestieren kann.

Dies alles sind wunderbarer Weise leise mitschwingende Untertöne - ob nun gewollt oder nicht lässt sich zwar schwer sagen, vorhanden sind sie dennoch. Leider vermag es das Drehbuch darüber hinaus nicht das volle Potential des Themas auszuschöpfen, wodurch einige durchaus als Längen zu bezeichnende Passagen auftreten; vor allem natürlich auf Grund der zahlreichen Sexszenen, die zwar größtenteils erotischer als jene franco-italienischer Frauenknaster in Szene gesetzt sind - aber erotischer als kalter Kaffee heißt eben nicht gleich superheiß. Das größte Problem jedoch ist eindeutig, dass TERRIFYING GIRLS’ HIGH SCHOOL: LYNCH LAW CLASSROOM vom "drei Akte"-Prinzip ablässt und den mittleren Akt so munter unter den Tisch fallen lässt.

Dafür wird im dritten - eigentlich ja zweiten Akt - die Actionschraube noch einmal ordentlich angezogen. Während die Einführung ins Finale im Bezug auf den Sleazefaktor einen Zahn zulegt und von Elektroschockfolter à la ILSA bis zu erneuten Vergewaltigungen alles vertreten ist, entwickelt sich das Geschehen zum Actionreißer mit Kriegsfilmähnlichen Versatzstücken. Und - nennen wir das Kind einfach mal ganz profan beim Namen - wenn Reiko Ike umgeben von mit Stöcken bewaffneten Schulmädchen auf dem verbarrikadierten Schultor steht, hinter sich verbrannte Erde und vor sich eine Hundertschaft von gepanzerten Polizisten, dann ist das einfach nur verdammt dufte. Und ganz ehrlich, einen kurzen Augenblick lang musste ich an die Schlacht um Minas Tirith denken - welch Blasphemie, ich weiß, ich weiß...

Nicht gerade weniger dufte ist auch der Soundtrack der die schrecklichen Schülerinnen - wie sollte es anders sein - musikalisch untermalt. Mehr als lässige "Easy listening"-Musik untermalt zynisch-lässig gröbste Gewaltszenen oder peppt merkwürdig anmutende Dialoge auf. Darüber hinaus gesellt sich, das finale Chanson zu Meiko Kajis The Flower Of Carnage ohne jedoch dessen Klasse zu erreichen.

À propos Klasse, Zeit sich den schauspielerischen Fertigkeiten zu widmen. Gerade bei japanischen Filmen der Kategorie Pinky Violence und Konsorten oftmals ein heikles Unterfangen, schien doch Overacting als très chic zu gelten. Glücklicherweise bleibt der werte Zuschauer - und damit auch ich - von solchen Unsittlichkeiten größtenteils bewahrt. Lediglich der wenig fähige Rektor der "School of Hope" dreht ordentlich auf und auch über. Der gute Mann hat verdammte Ähnlichkeit mit Suzuki selbst, es könnte es sich also gut um einen Cameo des Meisters handeln, Beweise konnte ich dafür jedoch nicht finden.

Miki Sugimoto spielt gewohnt kühl und distanziert - wer die gute Dame einmal in der alleinigen Hauptrolle sehen möchte, kann dies z. B. mit ZERO WOMAN - RED HANDCUFFS tun - ohne dabei Meiko Kajis Ausstrahlung zu besitzen.

Reiko Ike taucht derweil erst reichlich spät - und selbst da nur sporadisch auf - so, dass man hier wohl von fiesem "name dropping" ausgehen kann, sich aber dennoch gut schlägt.

Auch der Rest des Casts und Untersützungscast macht eine durchaus gute Figur - die meisten der Damen sogar wortwörtlich - und vermitteln das Gefühl es fast sogar mit wirklichen Schauspielern zu tun zu haben - und das ist verdammt noch mal auch was wert in diesem Genre, newa.

Genauso schick wie Reiko Ike ist denn auch die Aufmachung der DVD aus dem Hause Panik House - gebt’s zu Leute, Überleitungen hab’ ich echt drauf.

Das liebevoll gestaltete Amaray enthält neben einer (Werbe-)Postkarte und der DVD noch einen schönen Sticker - der bei mir auch seine Verwendung gefunden hat. Neben dem Hauptfilm im japanischen Originalton und englischen Untertiteln - die sich leider hier und da ein wenig gestelzt lesen - gibt es noch eine Tonspur mit dem amerikanischen Autor Chris D. - jup, der gute Mann hat keinen Nachnamen... nur ein D und einen Punkt - sowie der Originaltrailer und Bildergalerien.

Erhältlich als Einzel-DVD oder in der Pinky Violence-Collection - ebenfalls aus dem Hause Panik House.

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FAZIT:

TERRIFYING GIRLS’ HIGH SCHOOL: LYNCH LAW CLASSROOM ist ein interessanter Vertreter des Pinky Violence Genres. Zum einen kann man ihn vorbehaltlos auch jenen Empfehlen, die dem Genre neu sind oder ihm ansonsten mit Abscheu begegnen, da die ausschlaggebenden Elemente wie sexuelle Gewalt und damit einhergehende Vergewaltigungen in verträglichem Maße enthalten sind. Exzesse à la ZERO WOMAN - RED HANDCUFFS werden also nicht geboten.
Dennoch sind sie ausreichend vorhanden, so dass auch der sleazeerprobte Genreveteran etwas für sein Geld geboten bekommt. Sieht man darüber hinaus einmal vom schwachen und kaum vorhandenen Mittelteil ab, der den starken Anfang und das noch viel stärkere und vor allem lässige Ende leidlich logisch verbindet, machen die bösen Schulmädchen durchaus Spaß. Aufgewertet wird der lässige Cocktail aus "Easy Listening"-Musik, Sex und Gewalt durch Suzukis zurückhaltende aber kreative Regie und die gelungenen Toei-Scope Aufnahmen. Wem es also nichts ausmacht zwischendrin hier und da - was vor allem die Sexszenen meint - die ein oder andere kleinere Länge zu überstehen, der wird bestens unterhalten.
In diesem Sinne: "I might make more money than Tom Jones!"

WERTUNG: 7 von 10 \"Box-checks\" in der Gruppendusche.
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