OT: L'Ossessa
HORROR: Italien, 1974
Regie: Mario Gariazzo
Darsteller: Stella Carnacina, Lucretia Love, Ivan Rassimov, Luigi Pistilli
Der Deibel fährt in eine junge Kunststudentin, als man ihr die unheimliche Statue eines Gekreuzigten ins Atelier stellt. Fortan masturbiert sie zwanghaft, bekommt eine ungesunde Gesichtsfarbe und Löcher in den Händen. In diesem Stadium helfen keine zwanzig Ave Maria mehr, da muss schon ein Exorzist ran...-
Ein italienisches DER EXORZIST-Rip-off und die hübsche Stella Carnacina, Ivan (DER KILLER VON WIEN) Rassimov, Gabriele (NACKT UNTER KANNIBALEN) Tinti sowie Luigi (TWITCH OF THE DEATH NERVE) Pistilli sind mit von der Partie. Dazu noch der stimmungsvolle Score von Marcello Giombini und spätestens jetzt sollte jedem Fan gepflegter Okkult-Exploitation das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Anfangs enttäuscht uns der kleine Italiener mit dem lustigen wie unsinnigen, an die ROCKY HORROR PICTURE SHOW angelehnten US-Titel auch nicht. Es gibt dämonisch-düsteres (die Statue des Gekreuzigten: creepy!) und sogar etwas Sexploitation (Tinti darf in einem kleinen S/M-Intermezzo die Mutter der Heldin mit Rosenzweigen verdreschen und die Heldin hat Sex mit der Statue, nachdem diese zum Leben erwacht ist).
Kurz darauf ist unsere Heldin auch schon vom Teufel besessen, trägt Stigmata zur Schau und krakeelt herum, wann immer irgendwo eine Kirchenglocke läutet, solange bis der Exorzist nahen muss.
Der (Vorspann-) Legende nach beruht THE EERIE MIDNIGHT HORROR SHOW auf wahren Begebenheiten. Nachdem der mit den offensichtlich phantastischen Elementen gespickte Teil der Story - die Statue - nach vierzig Minuten plötzlich keine Rolle mehr spielt und die junge Dame nur noch -sagen wir- "allerweltsbesessen" ist, glaubt man das auch fast.
Denn außer sich von christlichen Symbolen in die Flucht schlagen zu lassen und einen immer ungesünderen Teint zu bekommen, macht Stella Possessed nicht mehr viel. Hat sie im Anfangsstadium ihrer dämonischen Besessenheit wenigstens noch masturbiert und versucht den eigenen Vater zu verführen, sacken ihre Sleaze-Werte im weiteren Verlauf der Handlung gen Null. Und der satanische Exploiter, der doch recht zünftig begonnen hat, verkommt zu einem Schnarcher allererster Güte. Ja, es scheint tatsächlich so, als hätte alle Beteiligten vor und hinter der Kamera auf einmal die Motivation verlassen. Die letzte halbe Stunde wirkt nur noch wie der jämmerliche Versuch, den Film irgendwie auf abendfüllende Laufzeit zu strecken. Da wirkt eine Tagline wie "A must-see for people who don't want to sleep!" wie der blanke Hohn. Denn es tut sich eigentlich gar nichts mehr...
...bis der Kadaver in seinen letzten fünf Minuten doch noch einmal zuckt. Showdown auf dem Klosterhof. Der Heilige Pistilli vs. Evil Stella. Fünf Sekunden vor Abpfiff kommen wir dann doch noch in den Genuss einer infernalen Kotzorgie, die uns ein Exorzistenfilm einfach schuldig ist. Dann kommt der Abspann und wir fühlen uns -ob der noch recht manierlichen ersten Halbzeit- wie heißgemacht und abserviert.
Nur in seinen ersten vierzig Minuten erfüllt dieses italienische EXORZIST-Plagiat die Erwartungen. Maestro Giombini lässt satanische Choräle erklingen, Ivan Rassimov ist der Teufel und die Atmosphäre mal düster, mal sleazy. Doch urplötzlich scheint der Bock alle Beteiligten verlassen zu haben. Der Dämon wird ein Langweiler. Die zweite Filmhälfte zum leeren Nichts. Knapp vor Abspann ein kurzer Showdown inklusive standesgemäßem Dämonenkotzen auf dem nächtlichen Klosterhof. Dann endlich die Erlösung. Für die Besessene und den Teufelaustreiber. Für die Crew. Und vor allem für den Zuschauer.