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The Foreigner

The Foreigner

POLIT-ACTION-THRILLER: GB, China, 2017
Regie: Martin Campbell
Darsteller: Jackie Chan, Pierce Brosnan, Grainne Keenan, Sean Gleeson, David Pearce, Katie Leung, Dermot Crowley, Charlie Murphy

STORY:

Quan Ngoc Minh, ein in London lebender Vietnamese, muss ein großes Unglück erfahren. Seine Tochter Fan stirbt bei einem Bombenanschlag, zu dem sich eine Organisation namens "Kern-IRA" bekennt. Seine Welt bricht zusammen. Die Polizei ist nicht in der Lage, die Verantwortlichen für den Anschlag ausfindig zu machen. Auf Quans stetige Nachfragen wird ihm geraten, sich in Geduld zu üben. So hört er von dem Politiker Liam Hennessy, der früher selbst Mitglied der IRA war und dort großen Einfluss hatte und er versucht, von diesem zu erfahren, wer für den Anschlag verantwortlich ist. Da ihn dieser scheinbar nicht weiterhelfen will, macht Quan sich auf den Weg, um Hennessy persönlich zu befragen und unter Verfolgung durch Polizisten und Terroristen geht er diesen unerbittlich.

KRITIK:

Ein interessanter Film, an und für sich für einen weltweiten Kinostart geplant, tatsächlich allerdings kaum im internationalen Einsatz. Was auch immer die Verantwortlichen zu diesem Schritt getrieben hat, glaube ich, dass ihnen hier eine kleine Fehleinschätzung passiert ist. Nichts desto trotz konnte er knapp, aber doch in der Kinoauswertung seine Produktionskosten einspielen und mittlerweile wird er wohl auch in der Gewinnzone liegen. Die Voraussetzungen wären gut gewesen.

Martin Campbell, erfahrener Regisseur der erfolgreichen Zorro-Verfilmungen mit Antonio Banderas und sowohl des Debüt-Bonds von Pierce Brosnan (GOLDENEYE) als auch Daniel Craig (CASINO ROYALE) ist im Normalfall eine sichere Bank, obwohl ihm die Comicverfilmung GREEN LANTERN ein wenig den Ruf versaut hat. Wobei, ehrlich gesagt, wirklich schlecht ist auch dieser Film nicht. In diesem kleinen Vergleich spiegelt sich ein wenig das Problem bei Campbells Regie: Er feuert gerne bildliche Spektakel ab, denen aber letztendlich eine tiefere Originalität fehlt und eine Flachheit anhaftet, was, so ehrlich muss man sein, auch in diesem Film spürbar ist.

Dass man Katie Leung ganz oben auf den Filmplakaten platzierte, ist wohl ihrer erfolgreichen Rolle der Cho Chang in einigen der HARRY POTTER-Filme und damit dem britischen Publikum geschuldet, denn - und damit spoilere ich nicht - nach geschätzten fünf Minuten des Films ist sie tot und eigentlich ist es gut so.

Andererseits, ohne ihren Tod könnte die Handlung nicht starten. Vielleicht haben die Verantwortlichen auch aufgrund der Jackie Chan-Rolle vom weltweiten Kinostart abgesehen, denn der Jackie Chan-Kung Fu-Fan wird enttäuscht sein. Keine Clownereien, nein, ganz anders. Der verbitterte, nie wirklich in seiner britischen Film-Heimat angekommene (titelgebende Foreigner) und traumatisierte Vietnamese begibt sich auf einen Rachefeldzug, den man durchaus als suizidal und selbstgerecht bezeichnen muss, um die namenlosen Mörder seiner Tochter zur Rechenschaft zu ziehen.

Quasi als Nebenprodukt seiner Vendetta tritt er ein politisches Erdbeben los. Selbstverständlich kommen auch Kung Fu-affine SeherInnen zu ihrem Vergnügen. Humorlos zwar und in ein paar Szenen eher unglaubwürdig - sinnlos gar. Dennoch oder gerade deswegen wirkt Jackie Chan in seiner Traurigkeit und Lebensleere überzeugender als Liam Neeson in ähnlichen Rollen.

Erstaunlicherweise ist es Pierce Brosnan, der am meisten Gas geben kann in diesem Film. Diese Rolle des ehemaligen IRA-Capos, der sich trotz schönem irisch-patriotischem Gerede für jede Menge Geld und politischen Ruhm der englischen Krone verkauft hat und sich gleichzeitig in einer vermeintlichen Macht über den irischen Untergrund glaubt, die er eigentlich längst nicht mehr hat, hätte die Rolle sein können, die ihn schauspielerisch besser definiert als JAMES BOND oder MAMMA MIA.

Andererseits, es war in GOLDENEYE, wo ihm M gesagt hat: "Er wäre ein Dinosaurier des kalten Krieges" oder so. Denn genau das ist er in diesem Film: ein Dinosaurier mit großem Ego und einem verklärten Blick auf seine politische und terroristische Vergangenheit, der jederzeit glaubt, alle Fäden in der Hand zu haben, was nicht einmal im Ansatz stimmt. Großartige Performance. Abschließen möchte ich mit Lob für das Ensemble junger, relativ unbekannter SchauspielerInnen, die sich nicht nur bemühen, sondern teilweise starke Akzente bringen und auch den Mut der Verantwortlichen, brutale und dennoch gut nachvollziehbare Gewaltaktionen seitens öffentlicher Einheiten (Polizei, Sonderkommandos) darzustellen, was sich viele Regisseure in gegenwärtigen Polit-Thrillern, die nicht nur der Action geschuldet sind, oft nicht trauen. In allen gängigen Formaten auf Scheibe erhältlich.

The Foreigner Bild 1
The Foreigner Bild 2
The Foreigner Bild 3
The Foreigner Bild 4
The Foreigner Bild 5
FAZIT:

Bei einem Sprengstoffanschlag in London stirbt die Tochter eines vietnamesischen Zuwanderers. Der Vietnamese fordert von der Polizei die Namen der Mörder und da ihm diese nichts sagen können, forscht er selbst nach und begibt sich auf einen gewalttätigen Weg in Richtung des irischen Politiker Henessy, der eine IRA-Vergangenheit hat und von dem er annimmt, dass der die Mörder kennt und ihm die Namen nennen wird. Furioser und düsterer Polit-Thriller mit trockener Action und leider Längen und Unwahrscheinlichkeiten im letzten Drittel. Trotzdem sehr lässig.

WERTUNG: 7 von 10 sich stetig steigernde Terroranschläge
TEXT © Erich H.
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