WHODUNIT: USA, 1973
Regie: Herbert Ross
Darsteller: Richard Benjamin, Dyan Cannon, James Coburn, Joan Hackett
Sheila, die Frau des schwerreichen Filmproduzenten Clinton, verlässt eine Party und wird draußen auf der Straße überfahren. Der Todesfahrer flüchtet und wird nie gefasst.
Nach einem Jahr der Trauer lädt Clinton sechs Bekannte auf seine Jacht ein. Diese sechs Personen verbindet nicht nur eine berufliche Tätigkeit in der Filmbranche, sondern auch die Tatsache, dass sie allesamt Gäste auf der schicksalhaften Party im Jahr zuvor waren. Somit könnte jeder der Sechs hinter dem Steuer jenes Wagens gesessen haben, der Sheilas Tod verursacht hat.
Kaum hat Clinton seine "Freunde" an Bord, beginnt er ein perfides Spiel mit ihnen. Ein Spiel, das nicht nur die dunkelsten Geheimnisse der Beteiligten zu Tage fördert, sondern auch für weitere Leichen sorgt
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Sicherlich sind jedem Filminteressierten die Namen Stephen Sondheim und Anthony Perkins geläufig.
Sondheim ist Komponist und in erster Linie bekannt für seine Musicals, aber auch für einige Filmmusiken. Relativ aktuell ist seine musikalische Beteiligung an Burtons Grusical SWEENEY TODD mit Johnny Depp in der Hauptrolle. Über den unvergessenen Anthony Perkins braucht man wohl keine großen Worte verlieren. Der Schauspieler wurde als Norman Bates in Hitchcocks PSYCHO unsterblich.
Vielleicht kennt aber nicht jeder den Filmfakt, dass die Herren Sondheim und Perkins in den frühen Siebzigern ein Drehbuch zusammen verfasst haben, welches gar mit dem begehrten Edward Award prämiert worden ist. Dieser Preis ist nicht nur die höchste kriminalliterarische Auszeichnung, sondern in diesem Fall auch Garant für ein ungemein raffiniertes Mörderpuzzle, welches von Herbert (KEIN KOKS FÜR SHERLOCK HOLMES) kongenial verfilmt wurde.
Der Plot von THE LAST OF SHEILA ist nicht nur fesselnder, bis ins kleinste Detail ausgeklügelter Krimistoff, sondern auch ein mit herrlich-zynischen Humor ausgestatteter Seitenhieb auf die schmutzigen Machenschaften innerhalb des Filmgeschäfts. Somit funktioniert THE LAST OF SHEILA auf mehreren Ebenen, ist aber vor allem ein teuflisch cleveres Whodunit der Extraklasse, welches sich selbst vor den hehren Hercule Poirot-Klassikern mit Peter Ustinov oder Albert Finney nicht verstecken braucht. Dabei gibt es hier den messerscharf kombinierenden Meisterdetektiv im klassischen Sinne gar nicht. Einer der Verdächtigen nimmt diesen Part ein; aber erst zur finalen Auflösung, die dann natürlich whodunit-standesgemäß als triumphal zelebriertes Freudenfest des Scharfsinns begangen wird.
Davor stehen auch keine endlosen Zeugen- und Verdächtigenbefragungscombos, wie man sie sonst so oft im Genre findet, sondern eine Art sardonische Schnitzeljagd, welche nicht nur die dunklen (und noch dunkleren) Geheimnisse aller Beteiligten zu Tage fördern, sondern auch den Mörder entlarven wird. Aber erst nach zwei überaus spannenden Stunden. Und ja - die Nuss ist hart! Und doch - es lädt zum Miträtseln ein.
Man kann sich aber auch bequem zurücklehnen und einfach die Fünf Sterne-Luxusreise auf dem sonnigen Deck der Mörderjacht genießen. Die Bilder an Bord sind dabei ebenso exquisit wie die von den stimmungsvollen Landgängen. Letztere führen uns unter anderem in die Räumlichkeiten von obskuren südfranzösischen Hotels oder zu düsteren Klosterruinen auf entlegenen Inseln.
Wie alle herausragenden Whodunits (wie etwa MORD IM ORIENT EXPRESS oder TOD AUF DEM NIL) verfügt auch THE LAST OF SHEILA über eine in allen Rollen bestens besetzte und aufgelegte Cast. Als Beispiele seien der in Ehren ergraute James Mason, Richard (WESTWORLD) Benjamin, die knackige Raquel Welch und James Coburn genannt. Vor allem Coburn brilliert als Master of Game und sorgt für bitterbösen Witz. Ebenfalls ein böser Witz im übertragenen Sinne ist die Tatsache, dass SHEILA es bislang nicht auf eine deutsche DVD geschafft hat, so dass wie so oft nur der Importweg bleibt, wenn man dieses wirklich exzellente Mörderpuzzle sein Eigen nennen will.
In den frühen Siebzigern haben Schauspieler Anthony Perkins und Komponist Stephen Sondheim ein Drehbuch geschrieben und damit so heftig an Agatha Christies Thron gerüttelt, dass es die altehrwürdige Queen of Crime beinahe aus dem edlen roten Polster gehoben hätte. Der perfide, ironische und mörderisch clevere Plot wurde seinerzeit mit dem Edgar Award bedacht und von Herbert Ross mit großartigen Schauspielern und stimmigen Bildern kongenial inszeniert. Das Ergebnis ist THE LAST OF SHEILA, ein Whodunit der Superlative, an welchem definitiv niemand vorbeikommt, der seine Mörderrätsel intelligent und spannend mag.