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The Legend of Witch Hollow

The Legend of Witch Hollow

OT: The Witchmaker
HORROR: USA, 1969
Regie: William O. Brown
Darsteller: John Lodge, Thordis Brandt, Anthony Eisley, Alvy Moore

STORY:

Der Journalist Vic begleitet Professor Hayes und sein Team nach Louisiana, weil die Gruppe dort offiziell einen Drehort für eine Filmproduktion ausfindig machen soll, inoffiziell jedoch ein paar Feldforschungen in Sachen kultischer Morde betreiben möchte. Dafür eignet sich ein mitten in den Sümpfen gelegener, gottverlassener Ort hervorragend, denn dort werden immer wieder die Leichen junger Frauen aufgefunden, die offensichtlich Opfer satanischer Rituale geworden sind. Und tatsächlich entpuppt sich die isolierte Insel schnell als Hoheitsgebiet von - auf der Zunge zergehen lassen! - "Luther the Beserk"! Das ist der Anführer eines Hexenzirkels, der in den Sümpfen ein Eremitendasein führt, wenn er nicht gerade Hexen und gefallene Mönche aus längst vergangenen Epochen beschwört oder Blondinen totschlägt, um sie dann mit einem altägyptischen Ankh-Symbol versehen, verkehrt herum an Bäume zu hängen. Aus der ungebetenen Besuchergruppe fällt dem Hexenmeister schnell die sensitive Tasha ins Auge: Sie soll das derzeit vakante 13. Mitglied in seinem Coven werden. Da er für Tashas Begleiter zwar keine Verwendung, aber immer Bedarf an Opferblut für finstere Beschwörungen hat, steht diesen ein gewaltsames Ableben ins Haus ...

KRITIK:

Obskure Satanskost, 69er Jahrgang, rar goutiert, trashig, düster, brackig und Made in USA gefällig? Ja? Dann darf ich euch heute THE LEGEND OF WITCH HOLLOW aka THE WITCHMAKER vorstellen; einen amerikanischen Satansbraten aus den Drive In-Kinos der späten Sechziger, der dieser Tage mit amerikanischen O-Ton versehen als I SEGUACI DI SATANA in Italien auf DVD wiederveröffentlicht wurde.

Der Film gehört sicherlich nicht zu den hundertundeins Okkulthorrorflicks, die man gesehen haben muss, bevor man stirbt, aber für die kleine private mitternächtliche Aufführung im satanischen Heimkino reichen diese mal sinistren, öfters trashigen 99 Minuten allemal. Vorausgesetzt, man hat eine Ader für dieses Sujet, für grüngesichtige Hexenmeister, für maliziöse Teufelsstatuetten und für dralle Blondinen in distress. Aber hättet ihr die nicht, dann hättet ihr gar nicht bis hierhin gelesen, oder?

Am Ende dieser Filmbesprechung dürften nach objektiven Maßstäben eigentlich niemals mehr als dürftig wirkende, durch und durch mäßige fünf Punkte stehen, aber in meinem viel subjektiveren Filmherzen sind es deren dicke 6,66.

Die vergebe ich pauschal immer für diese Gattung Film, die heutzutage gar nicht mehr gemacht wird (gemacht werden kann) und die schon allein deswegen einiges an Exoten- (oder Nostalgie-)bonus einfährt. THE LEGEND OF WITCH HOLLOW ist solch ein Relikt aus längst vergangener Filmschaffenszeit. Ein billiges B-Movie, das so naiv-abseitig zu unterhalten vermag wie ein gutes Schundheftchen aus den Siebzigern.

Allgegenwärtig, der Trash. Da sehen die Hexen (zumindest eine davon) - warzig und zahnlos - tatsächlich noch so klischeehaft aus wie frisch vom Blocksberg importiert; und trotzdem gelingt William O. Brown bei seiner einzigen Regiearbeit ein ums andere Mal die Erzeugung einer herrlich brackigen Gruselfilmstimmung; wobei ihm sicherlich die urtümliche Atmosphäre von Louisianas menschenfeindlicher Sumpflandschaft in die Karten spielt.

Mit freundlicher Unterstützung einer Dreifaltigkeit gestandener B-Movie-Erfahrung (die Herren Lodge, Eisley und Moore) sowie den Schauwerten einer ganzen Riege draller wahlweise blonder oder brünetter Damen (für die höchste Hormonausschüttung sorgen das deutsch-norwegische Sternchen Thordis Brandt, die evilige Warrene Ott sowie dieses namenlose Katzenmädchen im knappen Zweiteiler) wird aus THE LEGEND OF WITCH HOLLOW recht spaßige trashig-satanische Kurzweil, welche sich kaum Leerlauf gönnt und insbesondere den Witchcraft-Kessel ständig unter Volldampf hält.

Augenscheinlich hätte Brown liebendgerne noch viel mehr auf die Karte "Sex" gesetzt, doch ob des im prüden Amerika trotz Woodstock seinerzeit allgegenwärtigen Damoklesschwertes namens X-Rating traute er sich nicht eine einzige blanke Brust zu zeigen. Zur (halbgaren) Entschädigung gibt es zwar inflationär nackte Damenrücken und gut gefüllte Dekolltes, aber auch unbeholfene Szenen wie die mit Thordis Brandt; wenn die Dame kreischend und halbnackig durch den Wald flüchtet, sich dabei aber stets züchtig die Nippel mit den vor der Brust verschränkten Armen bedeckt. Selbstredend ist das Schärfste bei der satanischen Schlussorgie dann auch ein bekleideter Bauchtanz zu mittelalterlich anmutender Musik. Verflucht seien die prüden Filmzensurbestimmungen der Sechziger, verderben sie doch den schönsten (vulgären) Hexensabbat!

Anyway, langweilig war er trotzdem nicht. Der Sabbat. Der Film wurde durch ihn sogar noch unglaublicher; hat doch Luther zu Tashas Initiationsritus Hexen und Hexenmeister aus allen Herren Länder und Zeitepochen geladen, äh, beschworen. Und for your evil delectation gibt es eine kleine Auspeitschung obendrein; Martha of Amsterdam hat etwas zu sehr aus dem Hexennähkästchen geplaudert...

Eine illustre Gesellschaft bietet also den Rahmen für ein Finale, dass auch ohne graphisches Blutvergießen und full frontal nudity, aber dafür mit viel schwarzer Magie kaum einen Überlebenden zurücklässt. Wer also infernalen Trash mit makabren Tendenzen und einer schön brackigen Atmosphäre abkann, der könnte hier sogar eines kleinen, diebischen Vergnügens ansichtig werden. Zumal THE LEGEND OF WITCH HOLLOW seine böse Gesinnung dadurch unterstreicht, dass am Ende keine lieblichen Engelsstimmchen zum Abspann erklingen, sondern finstere Choräle den Zwiefachgehörnten lobpreisen.

In diesem Sinne: "Hail Satan!"

PS: Menschen ohne fragwürdigen, trash- und satansgestählten Filmgeschmack sollten Luthers kleines, dunkles Königreich in den Sümpfen Louisianas allerdings dann doch besser großräumig umfahren...

The Legend of Witch Hollow Bild 1
The Legend of Witch Hollow Bild 2
The Legend of Witch Hollow Bild 3
The Legend of Witch Hollow Bild 4
FAZIT:

Der Eremit "Luther the Beserk" unterhält im abgelegensten Sumpfgebiet Louisianas einen Hexenzirkel, opfert dem Teufel blonde Jungfrauen und sähe gerne die dralle, sensitive Thordis Brandt in seinem Kult und deren Begleiter tot... - Nur schmerzfreie Filmabenteuerer sollten sich an diesen rar gesehenen, brackig-düsteren Okkulttrash aus der hintersten und billigsten Ecke des amerikanischen Drive In-Kinos der ausgehenden Sechziger heranwagen. Und dann auch nur, wenn sie eine Schwäche für grüngesichtige Hexenmeister, maliziöse Teufelsstatuetten und dralle Blondinen besitzen. Auch wenn der Film nach objektiven Maßstäben keinesfalls mehr als ein kleines, billiges C-Movie darstellt, die unfreiwillige Komik nur selten aus seinem ansonsten recht düsteren Grundton heraushalten kann und die nackten Brüste, die er gerne zeigen würde, aus Zensurfurcht nicht zeigt (dafür aber auf ein ganzes Arsenal an ausladenden Dekolletees zurückgreift); der auf eine krude Atmosphäre bauende THE LEGEND OF WITCH HOLLOW unterhält ohne viel Leerlauf auf solch naiv-abseitige Art wie ein schmissiges Schundheftchen aus den Siebzigern.

WERTUNG: 6 von 10 Bottichen Blondinenblut
TEXT © Christian Ade
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