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The Rambler

The Rambler

PSYCHOTISCHES ROADMOVIE: USA, 2013
Regie: Calvin Reeder
Darsteller: Dermot Mulroney, Lindsay Pulsipher, Natasha Lyonne

STORY:

Nach vier Jahren hinter Gittern wird der Rambler (seinen wirklichen Namen erfahren wir nie) in die Freiheit entlassen. Die Partnerin (Natasha Lyonne aus American Pie) ist von geringem Liebreiz, die Wiedersehensfreude hält sich Grenzen, das Konzept der Treue ist ihr gänzlich fremd. Nach einem heftigen Streit wirft sie ihn aus der Wohnung. Als einer von Gottes einsamen Männern zieht der Rambler durch die Straßen, lässt sich in illegalen Hinterhofkämpfen halb (?) tot prügeln, verliebt sich, verliert seine Liebe und zieht weiter in Richtung Wahnsinn, in Richtung Hölle, wer weiß das schon ...

KRITIK:

Sobald ein Film auch nur ein klein wenig den Boden der konventionellen erzählerischen Tatsachen verlässt und auf surrealen Pfaden wandelt, sind sie da, die unvermeidlichen Vergleiche mit David Lynch. Das Cover von THE RAMBLER, vertrieben vom Qualitäts-Label Koch Media, macht da keine Ausnahme und legt gleich noch einen weiteren prominenten David drauf: "David Lynch trifft David Cronenberg". Ob man dem Film mit derartig gewichtigen Vergleichen einen Gefallen tut, sei dahingestellt. Zumal sie nicht stimmen.

Während die frühen David Lynch-Filme - also, bevor er die Digitalkamera entdeckte - in einer überwältigenden Opulenz und Sinnlichkeit schwelgten, regiert in THE RAMBLER die abgefuckte Tristesse von White Trash-Amerika: Schmierige Strip-Bars, grindige Schnellimbiss-Läden und versiffte Hinterhöfe bilden die Kulissen dieses filmischen Trips in den Wahnsinn. Später verlagert sich das Geschehen ins offene Land, auf die endlosen lost highways to hell. Gedreht wurde unter anderem in einem Ort namens Roswell in New Mexico.

Welche Drogen Regisseur Calvin Reeder genau zu diesem absurden Fiebertraum von einem Roadmovie inspiriert haben, dürfte wohl sein Geheimnis bleiben. Genau so, wie die zentrale Frage, was zur Hölle in THE RAMBLER wirklich passiert. Es gibt sie immer noch, die Filme, die mehr Fragen offen lassen als sie beantworten; die nonchalant auf Logik pfeifen und den Zuseher einfach auf eine audiovisuelle Reise einladen. Auf dieser Ebene funktioniert THE RAMBLER ziemlich gut: Kamera, Schnitt, Sound und Effekte wirken sehr professionell; aus dem (vermutlich) eng begrenztem Budget wurde ein Maximum an visueller Wirkung herausgekitzelt.

Apropos Effekte: Es gibt ein paar explizite Splatter-Sauereien, die tatsächlich einmal überraschen - auch, weil sie so vollkommen unvermutet in die Geschichte - äh - platzen. David Lynch mit Kotze im Gesicht und Hirnresten am Hemd. Ja, das trifft's eigentlich ganz gut.

The Rambler Bild 1
The Rambler Bild 2
The Rambler Bild 3
The Rambler Bild 4
The Rambler Bild 5
FAZIT:

Nach einem langen Gefängnisaufenthalt erwartet den namenlosen Titelhelden nicht die Freiheit, sondern die Hölle auf Erden. Ein surrealer Fiebertraum von einem Roadmovie, der nicht vor herrlich sinnfreien Splatter-Sauereien zurückschreckt. Wenn man so will, ein Sturz ins psychotische, blutverschmierte Unterbewusstsein einer Nation am Abgrund. Trotz Horror-Elementen kein Genrefilm - und eher nichts für Mainstream-Gucker, wie man am erbärmlichen IMDB-Rating merkt. Aber Freunde von ungewöhnlichen Filmen derberen Zuschnitts sollten einen Blick riskieren. 

WERTUNG: 7 von 10 aufgezeichneten Träumen auf VHS
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