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The Texas Chainsaw Massacre 2

The Texas Chainsaw Massacre 2

HORROR: USA, 1986
Regie: Tobe Hooper
Darsteller: Dennis Hopper, Caroline Williams, Jim Siedow, Bill Moseley, William Johnson

STORY:

Lieutenant "Lefty" Enright sucht Rache am Kannibalen-Clan um Leatherface, denn die hatten in BLUTGERICHT IN TEXAS Verwandschaft von ihm umgebracht. Er schließt sich mit der Radiomoderatorin Stretch zusammen und beide wagen sich in die Höhle des Löwen, wo sie unfassbares Grauen erwartet.

KRITIK:

Nachdem Stretch, am Ende dieses irren Ritts namens THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2, Top Chop erledigt, manisch lachend die Kettensäge im Kreis geschwungen hatte und der Abspann lief, war mein erster Gedanke: Was zum Teufel habe ich da eigentlich gerade gesehen?! THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2 ist einer dieser Filme die zweifelsfrei einen Eindruck hinterlassen, und mich jedenfalls, auch eine Weile danach nicht losgelassen haben. Und zwar weil er so dermaßen "over the top" ist, irrsinnig und bekloppt, dass mir einfach die Spucke weggeblieben ist.

Während sich BLUTGERICHT IN TEXAS durch einen gnadenlosen Realismus auszeichnete, der schon fast dokumentarisch wirkte, schlug Tobe Hooper mit seiner Fortsetzung ganz andere Töne an. THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2 sei einem Hyper-Realismus verhaftet, meint Autor Stephen Thrower (Murderous Passions - The delirious cinema of Jess Franco, Nightmare U.S.A.). Damit liegt er gar nicht so falsch – alles an Hoopers Fortsetzung ist gnadenlos übersteigert, teilweise bis ins völlig Absurde hinein.

Niemand in dieser Filmwelt würde es für vernünftiger halten, eine Pump Gun oder wenigstens eine Handfeuerwaffe auf die Jagd nach der Kannibalen-Sippe mitzunehmen. Nein, die einzige Möglichkeit den Kettensägen-Clan zu vernichten, ist sich drei Kettensägen umzuschnallen, ihre Behausung zum Einsturz zu bringen, wild rumzubrüllen und sich ein Kettensägen-Fechtduell mit Leatherface zu liefern.

So sonderbar das Endergebnis auch sein mag – und so wenig Erfolg der Film bei seiner Ur-Aufführung hatte –, retrospektiv gesehen war es die richtige Entscheidung Hoopers, TCM 2 in die zum ersten Teil genau entgegengesetzte Richtung zu entwickeln. Seinem Vorgänger ebenbürtig hätte er sowieso nicht werden können, dafür ist alleine der Ruf den BLUTGERICHT IN TEXAS genießt zu legendär. Den Irrsinn, die Gewalt und auch den pechschwarzen Humor in schwindelerregende Bahnen zu schrauben, war die einzige Möglichkeit diesen Film seinem Vorgänger gegenüber bestehen zu lassen und sich gleichzeitig von ihm abzuheben.

Und wie er sich abhebt. Während den ersten Teil ein gewisser Nimbus der absoluten Brutalität umgibt, obwohl man in Wirklichkeit kaum etwas wirklich zu sehen bekommt, suhlt sich THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2 in den Gewalttätigkeiten, die man von BLUTGERICHT IN TEXAS erwartet. Kein Wunder, dass er in Deutschland bis vor kurzem (Stand 2016) beschlagnahmt war und selbst in England lange Zeit keine Freigabe durch die BBFC bekam. Alleine die lange Szene in der Leatherface Stretchs Partner die Gesichtshaut abzieht und sie ihr aufsetzt, als Zeichen seiner Zuneigung zu ihr, ist ebenso verstörend wie faszinierend.

Natürlich hat Hooper es sich nicht nehmen lassen, wieder einige sozial- und gesellschaftskritische Töne in seinen Film einfließen zu lassen – formschön präsentiert mit der Holzhammermethode. Und trotzdem gehen diese Töne fast unter in diesem wilden Reigen aus Blut, Geschrei und allerlei Groteskem.

Da setzt auch mein größter Kritikpunkt an – der Exzess. Von allem gibt es in THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2 zu viel. Er ist zu bunt, zu grell, zu laut und vor allem zu hysterisch. So wird Hoopers Fortsetzung auf Dauer anstrengend, richtiggehend erschöpfend. Aber, vielleicht braucht es auch einfach mehrere Sichtungen um dieses Werk richtig fassen zu können.

In diesem Sinne: “It's a dog eat dog world and from where I sit there just ain't enough damn dogs!”

The Texas Chainsaw Massacre 2 Bild 1
The Texas Chainsaw Massacre 2 Bild 2
The Texas Chainsaw Massacre 2 Bild 3
The Texas Chainsaw Massacre 2 Bild 4
The Texas Chainsaw Massacre 2 Bild 5
FAZIT:

THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2 ist wahrlich keine einfach Kost und das, obwohl Tobe Hoopers Fortsetzung vermeintlich bunter, peppiger und witziger daherkommt als sein vielleicht wichtigstes Werk BLUTGERICHT IN TEXAS. Dabei ist das größte Problem der deutliche Exzess – die Fortsetzung bietet einfach von allem zu viel, ist vor allem zu laut und grell. Auf der anderen Seite trumpft er mit einer herrlich aufgelegten Hauptdarstellerin auf, mit Dennis Hopper – der sich vermutlich bis heute fragt, für was er da eigentlich unterschrieben hatte – und die Gewalt ist wahrlich nichts für Zartbesaitete.

Es ist vermutlich kein Muss THE TEXAS CHAINSAW MASSACRE 2 gesehen zu haben, besonders Hardcore-Fans des ersten Teils dürften enttäuscht werden, aber es ist definitiv ein interessantes Erlebnis.

WERTUNG: 6 von 10 Ausflügen nach Namland.
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