HORROR: USA, 2010
Regie: Joe Johnston
Darsteller: Benicio Del Toro, Anthony Hopkins, Emily Blunt, Hugo Weaving
Der Schauspieler Lawrence Talbot (Benicio Del Toro) kehrt zurück ins väterliche Schloss von Blackmoor um nach seinem vermissten Bruder zu suchen. Dessen aber bereits gefundene Leiche weist unnatürlich bestialische Spuren von Verletzungen auf, Lawrence jedoch möchte sich nicht dem Aberglauben der Dorfbewohner hingeben von wegen Werwolf und so. Hätte er aber vielleicht sollen, anstatt bei Vollmond rauszugehen. Ich sag nur soviel: Roahrrr !!!!
KRITIK:Gothik-Horror-Freunde, Schauerromantiker, Vollmondfanatiker und Somnambule haltet euch fest, einer unseren ganz großen Klassiker, der aus heutigen Augen überaus niedliche Wolfman wird neu aufgelegt, und noch dazu genau so wie wir es wollen.
Keine neue Handlung, keine neuen Motive, keine neuen Tropen, aber heutige Spezialeffekte und ein Quartett bestehend aus mehr als großartigen Schauspielern:
Benincio Del Toro, der ja sowieso schon der Wolfman ist, nur mit ein paar Haaren weniger, Anthony Hopkins, der schon immer ein Vorwand war, sich jeden, ich meine wirklich jeden Film anzusehen, Hugo Weaving, anscheinend Hopkins Nachfolger als Retter von B-Movies, und Englands Shooting-Star Emily Blunt, die durch Reduktion für perfekt unterkühlte ("viktorianische") Erotik sorgt.
Im heutigen kommerziellen Kino ist es mittlerweile eine Standardprozedur bei jedem Film eine Liste anzufertigen, von der man sich verspricht, möglichst genau vorauszusagen zu können, was sich das Publikum von einem bestimmten Genre, Schauspieler und Remake erwartet. Manch einer mag darob angewidert von künstlerischer Feigheit oder Opportunismus sprechen, andere wiederum freudig in die Hände klatschen, weil ein perfekter, den Erwartungen entsprechender Genrefilm immer so etwas wie die Heimkehr nach einer langen Reise ist.
Ah, endlich wieder auf der Brücke der Enterprise eine paar Scherzchen mit Spock drücken, in Edwards Vampirarmen schmelzen, mit James Bond einen Martini schlürfen oder mit Ron und Hermine nach einem weiteren verpatzten Sommer unterwegs im Zug nach Hogwarts. Home Sweet Home!
Und was soll ich sagen "The Wolfman" ist ein perfektes Genre-Remake mit einer betörend schönen Fotografie, den wie erwartet groß aufspielenden Schauspielern und einem schönen Plot um Familienfluch, Leichen im Keller, Vater-Sohn-Konflikt, viktorianisches England garniert mit ein bisschen indischer Kolonie, viel Nebel, dem schönsten Vollmond der Filmgeschichte und noch dazu vom verlässlichen Regiehandwerker Joe Johnston (Jumanji, Hidalgo, Jurassic Park 3 allesamt sehenswert) überwältigend und geschmackssicher inszeniert, das heißt schnell genug um über die eine oder andere Drehbuchschwäche nicht nachdenken zu müssen, langsam genug um den Film und seine Figuren dennoch ernst nehmen zu können (sofern man überhaupt in der Lage ist Werwolf-Filme ernst zu nehmen;-) und genau mit der Dosis an Gore, die einen daran erinnert, das dies kein Kindergeburtstag ist (sogar R-rated in den USA) aber andererseits nicht ins Lächerliche abgleitet.
Dennoch scheint der Wolfman der diesjährige The Happening zu sein, denn die Kritiken sind mehr als vernichtend, was ich wie immer nicht ganz nachvollziehen kann, vor allem, wenn man bedenkt welche anderen mehr als unseriösen Filme von der Kritik akzeptiert werden, aktuelles Beispiel: Sherlock Holmes.
Natürlich sind die Charaktere etwas unterentwickelt, da stimme ich zu, aber dafür holt man sich ja Leute wie den Hopkins in seiner Standardrolle. Nach Hannibal Lecter, Instinct, Fracture, Meuterei auf der Bounty usw. muss dieser Mensch nicht mehr genau erklären, warum er etwas tut oder ist. Wir glauben es ihm auch so. Und trotzdem hat er genügend Platz in Wolfman bekommen um für den einen oder anderen Höhepunkt zu sorgen, wie übrigens alle vier Hauptdarsteller.
Der Film behandelt seine Figuren erstaunlich distanziert, der Film ist daher ziemlich kühl, aber das stört mich persönlich überhaupt nicht.
Und überhaupt: Ist schon einmal jemandem folgender Widerspruch aufgefallen? Wenn Spezialeffekte zu viel zeigen, heißt es immer der Fantasie wird nichts übrig gelassen, aber wenn nicht Figuren nicht hundertprozentig ausgedeutet werden, dann spricht man gleich von Substanzlosigkeit. Wo ist da genau der Unterschied? Man kann auch dafür seine Fantasie benutzen, man kann die fehlenden Puzzlestücke auch dabei in seinem Kopf zusammensetzen. Gerade bei einem Genrefilm muss man nicht alles erklären, weil man da sowieso mit Archetypen spielt, ich persönlich mag es, wenn die Figuren ein wenig Eigenleben in meinem Kopf entwickeln.
Von einem "Van Helsing 2" zu sprechen entbehrt daher jeglicher Grundlage, da "Wolfman" seine Figuren und Motive aus klinischer Distanz durchaus ernst nimmt und nicht nur zur riesigen auf die Dauer ermüdenden Achterbahnfahrt ausartet. Ich empfehle den Film schon jetzt als Fixbestandteil für jede DVD-Sammlung um stürmische Vollmondnächte mit stilvoller Unterhaltung zu garnieren.
In diesem Sinne: "Look into my eyes, they are quite dead."
Der neue Wolfman ist eine betörende schön inszenierte, exzellent gemimte und stimmungsvolle, handlungsgleiche filmische Moderinsierung des Klassikers von 1941 und sollte jedem Genrefreund ein wahres Fest sein.