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The Last Warrior

The Last Warrior

OT: Il Giustiziere della terra perduta
POST-APOCALYPSE-ACTION-TRASH: Italien, 1983
Regie: David Worth
Darsteller: Robert Ginty, Persis Khambatta, Donald Pleasence, Fred Williamson

STORY:

Nach einem atomaren Krieg hat Prossor (Donald Pleasence) mit Hilfe seiner uniformierten "Omegas" eine faschistische Weltdiktatur aufgebaut. Damit sind die in den - allerdings sehr flachen - Bergen hausenden Rebellen jedoch nicht ganz einverstanden. Und auch eine religiöse Sekte der "Erleuchteten" ist mit der Gesamtsituation unzufrieden. Als ein Motorradfahrer gegen eine Felswand fährt und aus dem Koma erwacht, ist er für die Rebellen der Erlöser.

KRITIK:

"Arbeite hart und effizient. Halte die Gesetze ein und gehorche. Ich sorge für Euer Wohl." befiehlt die sonore Stimme in einer Endlosschleife in der Welt von Morgen.

Tja, Sätze wie diese höre ich heute schon jeden Tag in unserer filmtipps.at-Kommandozentrale. Fast glaube ich, mein Chef - nennen wir ihn respektvoll Herrn L. aus W. - steht neben mir, streichelt sinister seine Donald-Pleasance-Gedächtnisfrisur, während ich mit zittrigen Händen verzweifelt versuche, die passenden Worte in die Tastatur zu hämmern. Herr L. aus W. ist ein Freund italienischer Endzeitfilme der 80er.

Damals rotzte Cinecitta ihre Mad-Max-Plagiate gleich kübelweise in die örtliche Kiesgrube. Zur Freude der anwesenden Produzenten. Denn die vermehrten ihren Kies im übertragenen Sinne und ballerten freudestrahlend aus allen Rohren weiter, bis selbst den dreistesten Drehbuchautoren nix mehr einfiel.

So erzählt denn die Legende, dass man dem amerikanischen Regisseur bei seiner Ankunft im Land der blühenden Zitronen statt eines Drehbuchs lediglich ein Poster vorlegte, verbunden mit der sicher freundlich vorgetragenen Bitte, sich doch den Rest irgendwie selbst aus den Fingern zu saugen. Hauptsache, es kostet nichts.

Aber der Daseinszweck eines solchen Films ist ohnehin nur, das Hirn einmal ordentlich gegen die Wand klatschen zu lassen. Beispiele? Um uns in das filmische Universums des - äh - Madiano Maxesci einzustimmen, scrollt zu Beginn ein englischer Text über die Leinwand. Allerdings erzählt die deutsche Voice-Over-Stimme etwas völlig anderes. Spätestens nach dem dritten Satz glaubt man eher, im Sychronstudio hätten sie einfach mal drauflosschwandroniert, was ihnen so einfällt, anstatt auch nur ansatzweise zu lesen, was auf der Leinwand geschrieben ist.

Text und Stimme sind sich aber einig, dass der Film in einer Welt nach dem Atomkrieg spielt. Immerhin. Und gut zu wissen. Denn die Bilder sehen aus wie die eines Werbeprospekts der Toskana. Auf den Wiesen könnte man Golf spielen, die Bäume an den Alleen blühen in voller Pracht und die Straßen sind auch alle frisch asphaltiert. Was soll uns das sagen? Apocalypse wow? So ein bisschen atomar verseucht ist nun auch nicht so schlimm, wie es uns die Miesepeter immer weismachen wollen?

Allerdings: Kommt man von der Straße ab, endet das gewöhnlich in einer Sandgrube. Potzblitz. So schnell ändert sich die Natur. Wenn man nicht ohnehin in der Fabrik landet, in der Diktator Prossor seine Glückscocktails herstellen, seine Rebellen exekutieren und seine Armee stramm stehen lässt. Aber Soldaten, die es selbst aus zwei Meter Entfernung nicht schaffen, mit einer MP-Salve wenigstens einmal zu treffen? Ja, Diktatoren haben's auch nicht immer einfach bei der Rekrutierung.

Dagegen die motorisierte Ausstattung des Films fast schon der Clou. Zu sehen gibt's zwei (!) Ford Taunus mit hübschen Frontspoilern, die regelmäßig in der gerade erwähnten Sandgrube enden. Immer und immer wieder. Einen LKW, auf dem alle (!) Rebellen Platz haben. Und ein Motorrad mit einem Computer namens Einstein, dessen Wortschatz aber auf 4 oder 5 Worte beschränkt ist. Egal, dafür haben wir ja unsere cleveren Jungs von der Synchro. Merke: Aus dem simplen "Tubular!" kann man problemlos ein "Hey, hier geht's nicht weiter, oh mann, Sackgasse, was nun?" zaubern.

Und es gibt noch mehr zu bewundern. Eine Sekte von Jüngern, die mit geheimnisvollen Energiestrahlen - nennen wir es Taschenlampen - Wunden heilen kann. Eine Exekution mittels einer Maschine, die tatsächlich TRMNTR heißt. Einen Zwerg zum wegwerfen. Und eine Disco, in der man unbewegt irgendwas tanzt.

Lieblingszitat

Nastasia - nachdem sie den Zombiemumienoderwasauchimmer aus der Höhle entkommen ist: "Die sehen so furchtbar aus. Ich erschrecke mich immer vor denen. Auch wenn ich weiß, dass sie nichts dafür können."

The Last Warrior Bild 1
The Last Warrior Bild 2
The Last Warrior Bild 3
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The Last Warrior Bild 6
The Last Warrior Bild 7
FAZIT:

Endzeittrash all'italiana, Anfang der 80er Jahre. Blühende Landschaften in Zeiten nach dem Atomkrieg. Gelangweilte Helden. Nervende Computer. Elektromucke. Hauptsache billig. "Künstlerisch war da jetzt aber nix." (ein Bekannter nach dem gemeinsamen Kinobesuch). Flotte 2.1 in der imdb sprechen ja auch für sich.

WERTUNG: 7 von 10 schunkelnden (!) Rebellen (!!) in SS-Uniform (!!!)
TEXT © Marcel
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Herr L. aus W. | 21.04.2012 22:17
findet diese Review sehr gelungen.
Und bald kommt Joe D'Amatos ENDGAME bei CMV raus.
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